Spricht man dieser Tage mit Elektrikern, Installateuren oder Einfamilienhausbesitzern über Photovoltaik, wird klar: 2022 wird die Photovoltaikbranche in Österreich einen gewaltigen Aufschwung nehmen. Ein Aufschwung, der sich schon in den letzten Jahren abgezeichnet hat, nun aber -angesichts der extrem hohen Energiepreise- unglaubliche Fahrt aufgenommen hat.
Die Nachfrage nach Photovoltaik ist im Privat- bzw. auch im Kommerzbereich derzeit derart hoch, dass viele Betriebe in den nächste Monaten gar nicht liefern können bzw. nur noch Stammkunden bearbeiten. Lieferengpässe bei den Modulen (zumeist aus China!) und Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen sind evident - bei vielen Unternehmen wird auch auf "frühestens im Herbst 2022" vertröstet. Darüber hinaus besteht bei Installateur- und Elektrounternehmen oft auch gravierender Personalmangel, Aufträge können demnach erst in vielen Monaten abgearbeitet werden.
Da und dort ist auch schon die Auftragspipeline für 2023 prall gefüllt - und kriegen sich Putin bzw. Russland in den nächsten Wochen nicht ein, ist wohl auch für 2023 keine Entspannung bei den Lieferketten für Solar- bzw. Photovoltaikmodulen in Sicht.
Was die heimischen Politiker jahrzehntelang nicht geschafft haben, scheint nun durch den Überfall Russlands auf die Ukraine (und den damit stark zusammenhängenden hohen Preise für Energie) auch in Österreich gewaltig Fahrt aufzunehmen: Die Energiewende kommt -zumindest im Bereich Photovoltaik- nun bei uns gewaltig in die Spur.
Hohe Preise für Gas und Strom haben nun auch eine breite Schicht der Privathaushalte "aufgeweckt" (für 2023 drohen übrigens ohne gravierende Änderungen im Ost-West-Konflikt noch höhere Preise...) - wer kann, versucht aus Gasheizungen auszusteigen (insbesondere Luft-Wärmepumpen sind hier oft gut geeignet) und wirft sich auch eine Photovoltaikanlage aufs Dach.
2022 dürften sich auch für viele Rechner auch die Anschaffung einer Speicherbatterie für Photovoltaikstrom erstmals wirklich rentieren - manche rechnen hier auch gar nicht lange und rüsten sich diesbezüglich in Sachen "Blackout-Vorsorge".
Sogar die sogenannten "Balkonkraftwerke" (= kleine Photovoltaikanlagen mit bzw. ohne Stromspeicher) sind derzeit fast überall ausverkauft - auch hier sind Preissteigerungen leider zu befürchten...
Auch wenn die Module bzw. die Montage von Photovoltaikanlagen, Speicherlösungen bzw. Luft-Wärme-Pumpen ziemlich teure Angelegenheiten sind - zumindest bei der Photovoltaik kann man sich schon jetzt ziemlich sicher sein: Das rentiert sich.
Sogar die 2012 (da waren die Module noch deutlich teurer als jetzt) in Betrieb gegangene Photovoltaikanlage der Geldmarie kommt bei den aktuellen Strompreisen noch klar ins Plus - kauft man zu aktuellen Preisen, ist hier eine "Durchschnittshauskalkulation" zu finden: Zahlt sich eine Fotovoltaikanlage aus? - Eine Berechnung
Wer das nicht lesen möchte: In ca. 10 Jahren sind die meisten Anlagen im Plus - dann kann man sich noch 15-20 Jahre über weitere Erträge freuen...
Dieser Energiepreisschock war offensichtlich notwendig, um die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf Erneuerbare zu lenken - selbst die Industrieheinis und die Arbeiterkammer (früher massive Kritiker von Förderungen...) sind mittlerweile zu Ökostrom-Fans geworden...
Ende 2020 war in Österreich noch die bescheidene Menge von 2.043 MWpeak Photovoltaikleistung montiert (neuere Zahlen haben wir leider nicht gefunden) - daraus sollten weit über 2.000 Gigawattstrom produziert werden. Photovoltaic Austria errechnet daraus 3,59% der österreichischen Stromnachfrage, welche via Photovoltaik gedeckt wird. 2021 dürfte man wohl schon bei rund 4% liegen...
In Deutschland ist die Photovoltaik ob des Atomausstiegs schon länger politisch gefördert und forciert worden (in den letzten Jahren ebbte der Boom ab deutlich ab), daher lag der Anteil der Photovoltaik bezüglich deutscher Stromproduktion schon 2020 bei 9,9% (gleiche Zahlen lt. ISE Fraunhofer auch für 2021).
Derartige Zahlen sind wohl leider in Österreich (auch ob gestörter Lieferketten) frühestens in 3-4 Jahren zu erreichen - der aktuelle Boom (welcher sicher auch 2023 anhält) resultiert aber sicher in feinen Zuwächsen.
Solange Putin in Russland an der Macht bleibt, wird (und muss) sich Europa (und insbesondere Österreich) in den nächsten Jahren bemühen, schrittweise aus der großen Gas- und Ölabhängigkeit zu entkommen. Konservative Politiker und Lobbyisten "mit Kontakten" werden dies wohl (sobald sich Russland etwas beruhigt hat) wieder zu verhindern versuchen - die aktuelle Befindlichkeit lässt diese aber glücklicherweise derzeit zumeist schweigen.
So traurig das auch klingt: Putin ist absoluter Beschleuniger der europäischen Energiewende - was mittelfristig für Russland viele Fragen aufwirft, die sich die Mehrheit der Russen leider nicht stellt...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2022