Börsenweisheiten lehnen sich häufig an den 100-jährigen Bauernkalender an. Sie stimmen oft - aber eben nicht immer. Eine der bekanntesten Sprüche in Sachen Börsen ist wohl "Sell in may - and go away". Die Aufforderung, im Mai zu verkaufen und dann auf Urlaub zu fahren. Was angeblich auch viele Aktieninvestoren nach wie vor tun - denn wer möchte schon am Strand die laufenden Kursbewegungen beobachten und sich vielleicht dadurch den Urlaub verderben...
Und tatsächlich ist der Spruch auch zu belegen: In den wärmeren Monaten des Jahres steigen die Kurse zumeist weniger (oder fallen auch) als in den kälteren Monaten. Insbesondere Dezember und Jänner sind oft heiße Kanditaten für kräftige Anstiege von Kursen.
Im Vorjahr wäre man bei der Befolgung dieser Weisheit allerdings schlecht gefahren: Von Mai 2009 bis September 2009 verbesserte sich z.b. der heimische ATX von ca. 2.000 auf 2.600 Indexpunkte. Dabei muss aber erwähnt werden, dass sich die Aktienkurse erst ab März 2009 von einem monatelangen Fall erholten und diese Rallye auch über den Sommer fortgesetzt wurde. Um dann ab August/September in eine Seitwärtsbewegung zu geraten.
Heuer ist eine Prognose für die Wiener Börse wohl besonders schwer. Nach einem eher durchwachsenen Jahresstart zog der ATX im April dann fest an und erreichte fast 2.800 Punkte - um im Zuge der Griechenland-Krise wieder auf ca. 2.650 Punkte zurückzufallen. Eine diesebezügliche Erholung scheint schon in Sicht - Entwarnung kann aber schon desshalb nicht gegeben werden, da auch andere Länder Kanditaten in Sachen Staatsbankrott sind.
Von der Bewertung (und Lösung) dieser Euro-Krise wird es wohl auch abhängen, ob die europäischen Aktienmärkte weiter stetig nach oben wandern. Für große Kurssprünge nach oben scheint derzeit wenig Potenzial gegeben - zumeist solide Unternehmensnachrichten stärken aber den Kapitalmarkt nach und nach.
So keine neuen "bad news" die Stimmungslage trüben, könnte auch heuer "Sell in may and go away" Lügen gestraft werden.
Ad hoc-Meldung - Mai 2010