Beim (leider noch langen) Weg weg von den Fossilen wird immer deutlicher: Fossile können zukünftig immer häufiger via Strom verdrängt werden. Was natürlich nur Sinn ergibt, wenn dieser nicht via Gas, Öl oder gar Kohle erzeugt wird. Von der -sich noch in den Startlöchern befindlichen- Elektromobilität über den Akku-Rasenmäher bis hin zur Kettensäge.
Wenn es auch gelingt, die Fossilen in den nächsten Jahren zu reduzieren - beim Strombedarf wird dies wohl nicht gelingen. Sehen Sie sich nur in der eigenen Wohnung um, welche Geräte (die mit Strom betrieben werden) da in den letzten Jahrzehnten dazu gekommen sind...
Auch wenn so manche Stromfresser via neuer Generation durchaus sparsamer geworden sind - der Komfort (Stichwort: Klimaanlage im Sommer) breitet sich nach wie vor aus, der Stromverbrauch wohl auch.
100% Ökostrom wird sich wohl nicht so rasch in unseren Stromleitungen befinden (dazu ist Europa zu sehr vernetzt) - eine Schwäche der heimischen Stromerzeugung liegt aber in der steigenden Abhängigkeit von grundlastfähigen Stromerzeugungstypen.
So konzentriert man sich in Sachen Erneuerbaren-Ausbaugesetz primär auf Wind, Photovoltaik und Wasser - und vergißt dabei fast ein wenig auf die Biomasse.
Während Wasser (tu felix Austria!) noch eine relativ ziemliche Konstante darstellt (natürlich gibt es auch hier starke saisonale Schwankungen - das lässt sich aber ziemlich gut planen, darüber haben wir auch noch viele Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke), sieht das bei Wind und Photovoltaik schon deutlich anders aus...
Die Grundlastfähigkeit von Wind und Sonne ist demnach kaum gegeben - oft anfallende Überschüsse kann man immerhin (soweit der Leitungsausbau von Ost nach West vorangetrieben wird) in Pumpspeicherkraftwerke abführen.
Schon deutlich besser sieht dies bei einer Energiequelle aus, die in den letzten Jahren deutlich vernachlässigt wurde: Biomasse.
Hauptsächlich war dies der Fall, da wir uns sowieso auf billige Stromimporte (Deutschland, Tschechien) verlassen konnten und die letzten Regierungen in Sachen Ökostromausbau eher schwer untätig waren. Und da hatte die dann doch relativ teure und förderintensive Biomasse einen sehr schweren Stand.
Erst vor wenigen Jahren gingen unzählige Biomassekraftwerke vom Stromnetz - die Einspeistarife für Biomasse aus Holz waren schlichtweg zu gering um viele Standorte aufrecht zu erhalten. Auch so mancher Betrieb ging nach Auslaufen der Förderungen in Konkurs.
Nachdem die Geldmarie sich laufend bei der APG die aktuelle Stromerzeugung in Österreich ansieht, war in den letzten Jahren nicht zu übersehen, dass die Biomasse in der heimischen Stromproduktion ziemlich vernachlässigt wurde und dadurch auch deutlich an Terrain verloren hat.
Während bei Photovoltaik und bei Wind (zurecht und erfreulicherweise) schon die Goldgräberstimmung ausgebrochen ist, war es um Biomasse in der Stromerzeugung relativ ruhig - mit ein Grund, einmal beim Biomasseverband anzurufen und dort mit Herrn Peter Liptay gleich einen höchst kompetenten Ansprechpartner zu finden:
Laut Peter Liptay tut sich endlich auch bei der Biomasse wieder einiges: So manches Kraftwerk, welches von Stromproduktion auf Wärme umgestellt hat, könnte in der nächsten Zeit wieder ans Stromnetz kommen. Auch kommen dieser Tage kleinere und moderne Anlagen verstärkt ans Netz.
Die Marktprämienverordnung lt. EAG sieht derzeit 27 Cent pro Kilowattstunde für neue Anlagen vor, 22,5 Cent sind es für Altanlagen. Nachdem die Strompreise an den Märkten derzeit aber bei 30 bis 60 Cent kW/h liegen und ein Strompreisverfall wohl eher nicht alsbald zu befürchten ist, sind diese Marktprämien wohl eher ein "Sicherheitsnetz" für die zukünftigen Biomassestromerzeuger.
2019 wurde immerhin 6,4% der Stromerzeugung in Österreich via Biomasse aufgebracht: 2,9% durch Holz, 1,9% durch Laugen, 0,9% entfielen auf Biogas, 0,5% waren sonstige feste biogene Stoffe und 0,4% aus erneuerbarem Abfall.
Ein Prozentsatz, der wohl in den letzten beiden Jahren etwas gefallen ist (neue Daten noch nicht vorhanden), die aktuelle Marktentwicklung spricht aber sehr dafür, wieder viel mehr Biomasse aus Holz (=Schadholz, minderwertiges Holz) zur Stromerzeugung zu verwenden.
Kann man die Stromerzeugung aus Biomasse auf rund 10% der Stromerzeugung (welche auch insgesamt in Österreich gesteigert werden MUSS) erhöhen, so wäre das für eine Branche mit viel lokaler Wertschöpfung durchaus positiv - und nachdem Strom aus Biomasse eine sehr konstante Stromproduktion gewährleistet, wäre dies auch ein relevanter Beitrag zur Netzsicherheit.
Wohl werden die Strom-Großhandelspreise nicht ewig auf dem aktuellen Niveau bleiben - die Politik sollte jedenfalls dafür sorgen, dass es im Bereich der Biomasse-Stromerzeugung nicht wieder zu einer "Fluchtwelle" kommt, wie vor einigen Jahren. Eine entsprechnde Basisförderung (mit der man zumindest überleben kann) ist also absolut gerechtfertigt - und wenn der Strompreis gerade verrückt spielt (wie aktuell), dürfen die Betriebe bzw. Betreiber ja auch gerne einmal Geld verdienen!
Erfreulich jedenfalls die Signale, dass sich bei der Biomasse in Sachen Stromerzeugung endlich wieder etwas tut - bis hier relevante Grö0enordnungen an Strom ins Netz fließen, wird es natürlich noch etwas dauern - Biomasseanlagen sind natürlich nicht so rasch installiert wie eine Photovoltaikanlage.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - August 2022