Vor rund einem Jahr hat die Geldmarie den Betreibern von Gasheizungen noch einen ziemlich teuren Winter prolongiert - so wirklich unangenehm wurde es aber erst 2022. Dem Putin und seinen Freunden geschuldet, ist der Gaspreis 2022 explodiert - und da die aktuelle Einlagerung für den Winter so richtig teuer eingekauft werden musste, sind die aktuell schon hohen Gaspreise erst die halbe Wahrheit...
Die hohen Einkaufskosten haben dazu geführt, dass sich schon so mancher Gasanbieter vom Markt verabschiedet hat. Ein Anbieterwechsel ist derzeit in den meisten Fällen ziemlich sinnlos - denn die Landesversorger haben zumindest einigermaßen normale Preise für die Bestandskunden.
Sieht man sich das z.B. im sehr stark von Gas abhängigen Wien an, so bietet lt. Tarifrechner der E-Control hier die Wien-Energie derzeit mit 2.720 Euro für 14.000 kWh Gasverbrauch den günstigsten Preis an. Damit verbunden auch eine Preisgarantie für 12 Monate, die angesichts der Großhandelspreise für Gas durchaus brauchbar scheint.
Neuabschlüsse zu diesem Preis sind aber nicht mehr möglich - dieser gilt nur für bestehende Kunden des Tarifs Optima Entspannt. Auch wenn die Optima-Kunden im April 2022 noch einen Jahrespreis von 1.310 Euro für die gleiche Menge Gas zahlen mussten, zeigt sich ob der Alternativangebote am Markt, wie günstig das eigentlich noch ist:
Neukunden zahlen da nämlich bei der Wien Energie gleich einmal 4.726,80 Euro - und auch der Alternativanbieter Montana Gas ist mit 4.631,61 Euro kein Schnäppchen. Sehr unangenehm, muss man dieser Tage einen neuen Gasvertrag abschließen - und auch schon eine Andeutung, wohin sich die Gaspreise noch entwickeln könnten...
Auch in Niederösterreich hat sich der Gaspreis für Bestandskunden heuer schon fast verdoppelt, in Linz oder in Graz haben die Stadtversorger "nur" rund 50% erhöht. Auch hier gelten die Preise nur für Bestandsverträge - wer neu abschließt, zahlt zwischen 4.300 und 5.000 Euro...
Fast schon heiter sind die Preise für Erdgas im Burgenland (natürlich auch nur für Bestandskunden) - diese haben sich seit 1.2.2022 nicht geändert und die 14.000 kWh kosten dort derzeit beim Landesversorger immer noch extrem günstige 1.174 Euro. Da zahlt die Netz Burgenland GmbH wohl schon jetzt kräftig drauf. Da aber im Burgenland gerade Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen waren, darf man sich als gelernter Österreicher nicht wundern, wenn auch im Burgenland bald eine geschmalzene Preiserhöhung für Gas ansteht...
Die halbwegs gute Nachricht kommt aus den heimischen Gasspeicherstätten: Die Gaslager sind nämlich aktuell in Österreich zu fast 81% gefüllt - und damit voller als noch zur selben Zeit des Vorjahres. Da dachten viele Gaskäufer noch, das Gas würde billiger werden und man lagerte nicht so viel ein...
Die derzeit eingelagerten 81% entsprechen rund 86% des normalen heimischen Gasjahresverbrauchs - somit wäre ein entspannter Winter für Private, Stromversorger, Wirtschaft und Industrie wohl anzunehmen. Tatsächlich gehört dieses Gas aber nicht nur heimischen Unternehmen - die Ausfuhr könnte aber via Notverordnung verhindert werden.
Durchaus möglich, dass Österreich (mit seinen verhältnismäßig sehr großen Gasspeichern) aber da und dort aushelfen muss - so hat Deutschland zwar schon über 92% Speicherauslastung erreicht, das sind aber nur rund 25% des deutschen Gasjahresverbrauchs...
Nicht unmöglich auch, dass Putin den Gashahn in Richtung Europa gänzlich zudreht (die für Österreich wichtigste Pipeline kommt übrigens über die Ukraine) - dass Gasleitungen auch recht rasch unterbrochen werden können, hat sich 2022 ja schon mehrfach gezeigt...
Positiv übrigens, dass der Gaspreis in den letzten Tagen (mit kurzer Unterbrechung ob der Northstream-Lecks) deutlich gesunken ist - die Megawattstunde wird z.B. aktuell auf der CEGH zwischen 104 und 107 Euro gehandelt. Erst vor wenigen Wochen waren Preise um 200 Euro die Regel.
Die erste "Gaspanik" scheint vorerst einmal in ruhigere Gewässer zu schippern - weitere böse Überraschungen sind aber keinesfalls auszuschließen. Und sollte Europa den Winter solide (wiewohl teuer) überstehen, ist die Abhängigkeit von russischem Gas auch 2023 (und einige Jahre mehr) evident.
Hier finden Sie den aktuellen Gaspreisvergleich - und auch wenn es nicht so einfach ist, aus der eigentlich günstigen und praktischen (aber nicht gerade umweltfreundlichen) Heizungsvariante Gas auszusteigen - den Anbieter zu wechseln und damit jährlich ein paar Hunderter zu sparen, ist keine Diplomarbeit!
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2022