Ja, vom Energiesektor kommen per Ende Oktober 2022 auch halbwegs gute Nachrichten: Es ist derzeit (trotz einer Inflation von ca. 11% im Oktober) etwas Entspannung in Sicht. Diese wird bestenfalls und größtenteils aber erst 2023 bei uns Endkunden ankommen. Und wirklich günstig oder billig wird Energie wohl nicht mehr so rasch...
An der Strombörse CEGH wird die Megawattstunde Gas im "Day-Ahead-Handel" (=für den nächsten Tag bzw. die nächsten Tage) um knapp über 50 Euro gehandelt. Erst vor wenigen Wochen waren Preise von 200 bis 300 Euro keine Seltenheit.
Nachdem aber nunmehr die europäischen Gaslagerstätten prächtig gefüllt sind (Europa 94%, Deutschland 99%, Österreich 91%) und auch der Oktober in Europa für Wärmerekorde sorgte (also auch weniger Gas verbraucht wurde), sieht es derzeit so aus, als würde Europa notfalls auch ohne große Gasmengen aus Russland sicher durch den Winter kommen.
Die gut gefüllten Lager führen also zu einer normalen Preisdynamik: Kurzfristig sinkt der Gaspreis weil Gas derzeit auch kaum nachgefragt wird.
Die aktuellen Gaspreise sind aber nur eine Momentaufnahme: Sieht man sich den Preis für die Futures Dezember bei der CEGH an, so liegt dieser mit 135 Euro deutlich höher als die kurzfristigen Tagespreise. Man geht natürlich davon aus, dass in Dezember die Lagerstätten schon ein wenig leerer sind und es ist auch so, dass die hohen Füllstände da und dort nicht bedeuten, dass man auch locker über den Winter kommt.
Vergleicht man die Füllstände in Deutschland mit dem deutschen Jahresverbrauch, so liegen diese trotz 99%iger Füllung bei rund 26% des Jahresverbrauchs. Und nachdem dieser im Herbst/Winter/Frühling ja deutlich höher ist als im Sommer, ist klar, dass Deutschland auch laufend viel Gas einkaufen muss.
Ähnliches gilt aber auch für Länder wie Österreich, denn schließlich gehört das Gas in unseren Speichern nicht nur heimischen Firmen und angesichts des wohl noch länger dauerden Konflikts mit Russland wird man wohl auch über den Winter trachten, die Speicher weiter zu befüllen. Schließlich will man ja im Frühling dann nicht mit leeren Speichern dastehen. 50% des Gases in heimischen Speichern kommen übrigens immer noch aus Russland.
Die aktuell niedrigen (kurzfristigen) Gaspreise wirken sich also leider fast gar nicht auf den "Preismix" in den Speichern aus - die großen Mengen wurden schon teuer eingekauft. Und 2023 wird sich daran wohl nicht viel ändern - das zeigen auch die aktuellen "Futures" an der CEGH:
Die Megawattstunde für das erste Quartal 2023 kostet da derzeit 135 Euro, die Preise für den Sommer 2023 gar bei 145 Euro. Das ist zwar weniger als 2022 zumeist bezahlt wurde - aber noch lange kein Hinweis darauf, dass Gas 2023 billiger werden könnte. Im Gegenteil: Bei so manchem Gasversorger ist auch in den nächsten Monaten durchaus noch eine Erhöhung möglich!
Dreht der Putin auch die restlichen Gasleitungen zu bzw. kommt ein kalter Winter, sind leider auch weiterhin "Fantasiepreise" nicht auszuschließen...
Die Panik an den Gasmärkten hat sich heuer fast 1:1 auch auf die Strommärkte ausgewirkt. Statt 20-100 Euro pro Megawattstunde knallten die Preise plötzlich auf 600 bis 700 Euro rauf. Der Ausfall vieler Atomkraftwerke in Frankreich sowie niedrige Wasserstände und weitere negative Schlagzeilen sorgten für Extrempreise beim Strom.
Nunmehr haben sich die Märkte aber auch schon einige Wochen lang beruhigt und kurzfristiger Strom wird hierzulande bei der EXAA zwischen 100 und 150 Euro gehandelt.
Auch hier gilt (leider): Strom wird von den Versorgern natürlich auch schon lange vor dessen Produktion bzw. Verbrauch gekauft/gehandelt - daraus resultiert für uns wohl auch 2023 ein ziemlich teurer Strommix. Gerade beim Strom sind weitere Preiserhöhungen absehbar - die politisch geschaffene "Strompreisbremse" (die ersten 2.900 kWh werden auf 10 Cent netto begrenzt) wird aber sehr vielen helfen. Wiewohl diese natürlich dem Gießkannenprinzip huldigt...
Auch wenn der Boykott von Öl aus Russland die Preise kurzfristig angefeuert hat und der schwache Euro Öl für uns teurer gemacht hat: Einen wirklichen Mangel an Öl gab es 2022 in Europa nicht. Zum Glück gibt es hier deutlich mehr Alternativen als zum Pipeline-Gas.
Die schwache Weltkonjunktur (in Europa ist 2023 eine Rezession ziemlich wahrscheinlich) sollte 2023 den Ölpreis sogar etwas drücken, die Dieselpreise sollten sich (auch ob der Wiederinbetriebnahme der Dieselproduktion in Schwechat) auch in Österreich deutlich entspannen und weit unter 2 Euro fallen.
Um die 600.000 Wohnungen (Tendenz wohl stark fallend) werden in Österreich noch mit Heizöl befüllt - für Ölheizungen war 2022 ein Katastrophenjahr! Als 2020 Corona um sich griff, kostete der Liter Heizöl oft noch 50 Cent, in den ersten Wochen nach dem Angriff der Russen auf die Ukraine knallte der Heizölpreis teilweise auf 2 Euro pro Liter rauf und Heizöl war über längere Zeit in Österreich bei den Lieferanten Mangelware. Auch, weil man sich im Sommer auf die dringend notwendige Dieselproduktion konzentrierte.
Heizöl war (und ist) 2022 somit sauteuer - aktuell sind pro Liter immer noch rund 1,70 Euro zu bezahlen. Das entspricht ziemlich den aktuellen Preisen von Superbenzin auf der Tankstelle.
Da aber der lokale Dieselengpass gerade ein Ende nimmt und es auch beim Heizöl wohl zu Hamsterkäufen gekommen ist (große Tanks voll befüllt), wird der Heizölverbrauch wohl 2023 deutlich abnehmen. Auch so mancher Heizöltank wird wohl 2022 letztmalig befüllt worden sein - die Installateure haben die nächsten Jahre wohl Hochbetrieb.
Wer sich in den letzten Jahren seinen Öltank in einen Pelletstank umbauen hat lassen, wird sich dieser Tage wohl denken: "Vom Regen in die Traufe".
Waren Pellets lange Jahre eine prächtige Alternative gegenüber dem Heizöl, so zogen die Pelletspreise 2022 gewaltig an: Kostete lt. pro pellets Austria das Kilogramm Pellets im Oktober 2021 noch 23,6 Cent, so waren es im Oktober 2022 dann 63,4 Cent pro Kilo.
Derartige Preissteigerungen führten sogar dazu, dass jüngst die Bundeswettbewerbsbehörde in Sachen Preisabsprachen ermittelt, verwundert wenig - wiewohl hier natürlich auch die Unschuldsvermutung gelten muss. Denn Pellets folgen natürlich auch dem Holzpreis (siehe unten), sind in der Erzeugung sehr energieaufwändig und auch die Pelletsmärkte gerieten durch Russland-Boykott und Hamsterkäufen massiv unter Druck.
Für 2023 ist hier aber wohl mit deutlicher Entspannung zu rechnen - über den Winter werden sich die Pelletslager wohl wieder auffüllen und die mögliche Normalisierung von Strom- und Gaspreisen wird auch hier seine Wirkung zeigen. Hoffentlich.
Waren Holzheizungen im waldreichen Österreich früher Standard, so wurden bzw. werden diese schon seit vielen Jahrzehnten durch konfortablere (aber nicht immer billigere) Heizsysteme ersetzt.
Schon lange dümpelten die Holzpreise für Holzheizungen dahin und auch aus so manchen (osteuropäischen) Nachbarländern wurde jede Menge billiges Holz nach Österreich verbracht.
2022 hat sich aber hier bekanntermaßen einiges getan: Mit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine und den massiv steigenden Energiepreisen wurde so mancher Holzofen aktiviert (Öfen waren im Baumarkt plötzlich ausverkauft) bzw. reaktiviert und sämgliche Holzvorräte im Handel wurden "geplündert".
So mancher Besitzer einer Holzheizung kaufte 2022 nicht nur einen Wintervorrat sondern gleich einmal Holzvorrat für mehrere Jahre. Nachdem Brennholz aber zumeist mindestens 2 Jahre trocknen sollte, war das für 2022/2023 vorrätige Holz somit rasch ausverkauft und die Preise verdoppelten sich.
Nach rund 100 Euro pro Raummeter Buche (=Hartholz, zumeist im Baumarkt gehandelt) im Vorjahr kostet der Raummeter aktuell um bzw. sogar über 200 Euro.
Nachdem Holz ja 2 Jahre Trockungszeit aufweist und die Bestände im Handel 2022 ziemlich ausgeräumt wurden, ist es durchaus möglich, dass die aktuellen Preise auch 2023 ähnlich sein werden.
Ob der hohen Einlagerungen anno 2022 sollte die Nachfrage 2023 aber deutlich geringer sein und die Preise sich 2024 wieder den "Normalzeiten" nähern.
Auch wenn die Holzheizung 2022 ein kleines Revival verzeichnet und wohl auch noch 2023 nachgefragt sein wird - die Holzheizung als primäre Heizquelle ist eher ein Ausläufer. Als Notheizung oder in Form von Kachelöfen wird Holz aber weiterhin Bestand haben.
Wie sich die Preise von Strom, Gas, Benzin, Heizöl, Pellets und Holz 2023 entwickeln werden, ist natürlich weiterhin schwer vom Geschehen in der Ukraine abhängig. Und nicht zuletzt auch davon, ob es 2022/2023 einen echten Winter gibt. Bisweilen schauts ja ganz gut aus...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2022