Wenn die Preise für Fossile durch die Decke knallen, ist es wohl die beste Zeit, politisch den Ausstieg aus den Fossilen zu planen bzw. zu verkünden.
Und genau das taten einerseits EU und andererseits österreichs Regierung dieser Tage - und die Reaktion darauf beschränkte sich medial auf kurze Absätze...
Einen "Kracher", der in ruhigeren Zeiten wohl für schwere Diskussionen gesorgt hätte, ließ jüngst die EU vom Stapel: So werden ab 2035 bei PKW-Neuwagen die Antriebsarten Diesel und Benzin in der EU nicht mehr zugelassen und nur noch Fahrzeuge mit CO2-neutralen Antriebsvarianten dürfen EU-weit angemeldet werden.
Das bedeutet nicht nur das Aus für Benzin- und Dieselantrieb im PKW-Sektor, auch die derzeit sehr beliebten Hybridantriebe gehören dann (zumindest bei Neuzulassungen) der Geschichte an.
Aktuell sind in Österreich (im Rest Europas sind die Zahlen zumeist ähnlich) gerade einmal rund 2% der Fahrzeuge mit Elektroantrieb unterwegs und die Neuzulassungen von Elektroautos liegen laufend (2022 ziemlich stagnierend) bei 10-15% - da hat man noch eine weite Reise vor sich. Die Alternative Wasserstoff ist bei PKW`s überhaupt noch sehr weit weg von der Marktreife und derzeit bestenfalls im Versuchsstadium...
Natürlich sollen derartige Vorhaben Druck auf die Autoindustrie ausüben und deren Produktion von den Verbrennungsmotoren entfernen - ob sich das in den verbleibenden 12 Jahren aber wirklich ausgeht, darf bezweifelt werden.
So positiv das Vorhaben auch ist - die EU hegt da wohl selbst Zweifel: Immerhin hat man vereinbart, den "Plan 2035" im Jahr 2026 nochmals zu überprüfen. Dass 2026 Elektroautos schon massenkompatibel (= billiger und mehr Reichweite auch bei den günstigen Modellen) sind, ist eher zu bezweifeln - zu langsam waren die diesbezüglichen Verbesserungen in den letzten Jahren.
Bleibt man bei 2035 als Zieljahr für den Abschied von neuen PKW-Verbrennungsmotoren, ist es durchaus möglich, dass 2033 oder 2034 noch zu den Jahren werden, in dem Benzin- und Dieselantrieb letztmalig boomen. Denn bestehende Fahrzeuge dürfen ja noch über das Jahr 2035 hinaus betrieben werden - da dauert es dann ja noch zumindest 10 bis 15 Jahre, bis die meisten der Verbrennungsmotoren wirklich in Pension gehen...
Während das Aus für Verbrennungsmotoren in PKW`s noch in weiter Ferne scheint, tut sich bei den fossilen Heizungen in Österreich schon sehr bald deutlich mehr: So dürfen schon 2023 im Neubau keine Gasheizungen mehr errichtet werden! Für bereits genehmigte, fertig geplante bzw. in Errichtung befindliche Neubauten gibt es natürlich Ausnahmen. Das besagt das EWG (Erneuerbaren-Wärme-Gesetz), auf welches sich ÖVP und Grüne nun wohl endlich geeinigt haben.
Auch dürfen ab 2023 kaputte Öl- und Kohleheizungen (im Neubau schon seit 2020 verboten) nur mehr durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden - ist der Ölbrenner also defekt, ist kein Austausch mehr erlaubt!
Schon im Jahr 2025 geht es dann den besonders alten Kohle- und Ölheizungen an den Kragen - diese müssen verbindlich ausgewechselt werden - dies betrifft einmal alle Öl-Heizungen die älter als Baujahr 1980 sind.
Das Jahr 2035 bringt dann das definitive Aus für alle alten Kohle- und Ölheizungen in Österreich - sie müssen definitiv durch ein erneuerbares Heizsystem ersetzt werden.
Bis 2040 müssen schließlich alle Gasheizungen in Österreich durch erneuerbares Heizsystem ersetzt oder mit biogenem Gas betrieben werden.
Förderungen für den (oft nicht freiwilligen) Umstieg gibt es natürlich: Bei Ausstieg aus der Ölheizung sind das derzeit 7.500 Euro, bei Gas sind 9.500 Euro in Planung. Für Menschen mit niedrigem Einkommen wird es Sonderförderungen geben - die bis zur Gesamtübernahme der Heizungsinstallationskosten reichen können.
Nicht nur Photovoltaikanlagen werden die nächsten Jahre Elektriker und Installateurbetriebe rotieren lassen: Zieht man das oben skizzierte EWG wirklich so durch, dürften diese in den nächsten 10 Jahren ziemlich rotieren. Man darf durchaus Zweifel anmelden, ob die Heizungstechnikbranche das (schon aus personeller Sicht) auch tatsächlich bewältigen kann!
Die aktuellen 11.000 Kohleheizungen sind wohl noch das geringste Problem. Rund 550.000 Ölheizungen (die sowieso schon längere Zeit täglich weniger werden) bis 2035 auszuwechseln sind da schon eine andere Übung.
So richtig herausfordernd wird aber wohl die Umstellung der rund 1 Mio. Gasheizungen im Lande. Die Hoffnung, diese hinkünftig nur noch mit biogenem Gas zu betrieben, ist wohl eher Illusion.
Ob der hohen Preise für Fossile (insbesondere Gas und Heizöl) laufen derzeit die Telefone bei den Installateuren ohnehin schon heiß und auch 2023 wird die Nachfrage nach alternativen Heizungsvarianten (zumeist Wärmepumpen, oft Pelletsheizungen, manchmal aber auch wieder Holz) sehr hoch bleiben.
Auch wenn 2035 oder 2040 noch sehr fern klingen: Hat man noch Gas oder Öl als primäre Heizung und kann die Umstellung selber veranlassen, ist es wohl sinnvoll, nicht bis 2034 (Öl) oder 2039 (Gas) zu warten.
Außer man schätzt seine eigene Lebenserwartung kürzer ein als die (nun bald fixe) Lebenserwartung der fossilen Heizung - und es gibt auch keine Nachfolger bzw. Nachfahren, denen man schon jetzt eine zukunftssichere (und a la longue auch günstigere) Heizungsvariante einbauen möchte...
Ad hoc-Meldung - November 2022