Schon nach dem 3. Quartal 2022, dessen Zahlen heute seitens W.E.B Windenergie AG präsentiert wurden, lässt sich abschätzen dass das Jahr 2022 für den Waldviertler Windkraftwerksbetreiber mit einem Rekordgewinn enden wird. Selbst die neue "Übergewinnsteuer" (bzw. "Gewinnabschöpfung"), die in den folgenden Zahlen klarerweise noch nicht berücksichtigt ist, wird daran wohl nichts mehr ändern - auch weil diese bei Stromproduzenten erst per 1.12.2022 wirksam wird.
Schon im ersten Halbjahr profitierte der Stromproduzent mit seinen vielen Windkraftwerken (in mehreren Ländern tätig) von den stark gestiegenen Großhandelspreisen für Strom. Mittlerweise sind die Ökostromproduzenten ja allesamt aus den staatlichen Fördertarifen ausgestiegen und verkaufen den Strom deutlich lukrativer am Markt.
Nach 9 Monaten im Geschäftsjahr 2022 konnte die WEB den Umsatz von 75,18 Mio. Euro auf 126,16 Mio. Euro steigern - ein Plus von 68%. Wie lukrativ derzeit das Windkraftbusiness ist, zeigt auch das EBIT von Jänner bis September 2022: Dieses zog von 17,44 Mio. Euro auf 40,78 Mio. an.
Unter dem Strich steht damit derzeit ein Gewinn nach Steuern von 23,75 Mio. Euro - fast bescheidene 4,70 Mio. waren es noch in den ersten 9 Monaten des Vorjahres gewesen. Das 3. Quartal 2022 war allerdings ziemlich windschwach und brachte "nur" einen Gewinn von 4,12 Mio. Euro. Auch das 4. Quartal läuft übrigens derzeit ob wenig Wind eher noch flau - Winterstürme könnten dies aber natürlich noch ändern...
Insbesondere die Kraftwerke in Österreich, Deutschland, Frankreich und in den USA konnten bisweilen die Umsätze massiv erhöhen, verantwortlich dafür einerseits neue Kraftwerke, andererseits natürlich die stark gestiegenen Preise.
Auch wenn man nach Monaten bezüglich Stromproduktion um 8% dem Plansoll hinterherhinkt (Vergleichsperiode 2021: -9%) sehen die Zahlen für 2022 natürlich prächtig aus. Die "Übergewinnsteuer" wird erst per 1.12.2022 schlagend - wirkt sich demnach wohl erst 2023 negativ auf die Gewinne aus.
Sehr wohl trübt natürlich die neue Steuer (gilt einmal bis Ende 2023) die Aussichten deutlich und schädigt damit auch die WEB bzw. deren Aktionäre deutlich. Auch die gestiegenen Zinsen sind für ein Ökostromunternehmen (das natürlich derzeit viel investieren muss/soll und daher auch hohe Schulden hat) negativ - die langfristigen Schulden liegen bei der WEB zum 3. Quartal immerhin bei 445 Mio. Euro.
Beruhigt sich der Energiewahnsinn (bzw. der Putin) aber 2023 und fällt die Steuer 2024 wieder weg, kann man weiterhin mit feinen Jahren rechnen - die Energiewende läuft nämlich gerade jetzt so richtig an und ist (hoffentlich) auch nicht mehr zu stoppen und wirklich billigen Strom wird es die nächsten Jahre wohl nicht so schnell geben...
Die Aktie der WEB (nicht börsenotierend, am firmeneigenen Handelsplatz aber leicht handelbar) wird derzeit um 192 bis 194 Euro gehandelt und hat die letzten Monate (nach langem Anstieg) sogar etwas verloren - auf längere Sicht ist derzeit vielleicht sogar wieder die Zeit gekommen, zuzukaufen.
Schon sehr gespannt darf man auf das Jahresergebnis sein, welches am 13.4.2023 präsentiert werden soll. Auch noch sehr interessant, wie das Unternehmen in den nächsten Jahren seine Dividendenpolitik gestaltet und ob auch wieder eine Kapitalerhöhung in Sicht ist.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - November 2022