Mit Ende September 2022 endete für den niederösterreichischen Landesversorger EVN (der auch in Deutschland, Kroatien, Nordmazedonien, Albanien und Bulgarien tätig ist) das Geschäftsjahr 2021/2022. Ein Geschäftsjahr, welches schon massiv von den Verwerfungen am Energiemarkt geprägt war.
Wer da jetzt annimmt, dass die EVN sich angesichts massiv gestiegener Strompreise dumm und dämlich verdienen hätte müssen, der hat nicht bedacht, dass höherer Umsatz nicht gleich höheren Gewinn bedeudet.
Denn die EVN ist zwar auch als Energieproduzent tätig - der Anteil des selber produzierten Stroms im Vergleich zum verkauften Strom ist aber ziemlich gering, wie auch die folgenden Zahlen des Geschäftsjahres 21/22 zeigen:
Verkauft hat die EVN im abgelaufenen Geschäftsjahr 20.853 GWh Strom - das entspricht einer Steigerung von 3,2%. Selbst produziert wurden aber nur 3.365 GWh (ein starker Rückgang von 15,8%). Daraus resultiert die Notwendigkeit von viel Zukäufen an den Märkten - und dort ist der "Fremdstrombezug" natürlich auch schon seit 2021 deutlich teurer geworden.
Auch wenn im letzten Geschäftsjahr die Erneuerbaren weiter ausgebaut wurden - ob bescheidener Wasserführung sowie ebensolcher Windernte fiel die Stromerzeugung aus Erneuerbaren (immerhin 2.248 GWh) sogar um 1,5% gegenüber dem letzten Geschäftsjahr.
Deutlich reduziert hat sich auch der Verkauf von Ergas - mit 4.987 GWh waren es um 7,9% weniger als im Geschäftsjahr davor. Konstant geblieben ist hingegen der Verkauf an Wärme: 2.545 GWh waren es abermals.
Auf dem ersten Blick erfreulich scheint der Umsatz der EVN, welcher -bedingt durch die stark gestiegenen Energiepreise- um fette 69,6% auf 4,06 Mrd. Euro hochzog.
Dass Umsatz aber nicht mit Ertrag gleichzusetzen ist, zeigt schon das EBIT, welches sich um 8% auf 331,6 Mio. Euro verringerte.
Das Geschäftsergebnis im Geschäftsjahr 2021/2022 ging noch deutlicher zurück: Nach einem Gewinn von 325,3 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2020/2021 konnte man 2021/2022 aber immerhin einen Gewinn von 209,6 Mio. Euro erwirtschaften.
Das entspricht einen Gewinn von 1,18 Euro pro Aktie - 52 Cent davon möchte man (so die Hauptversammlung zustimmt, was eher Formsache sein sollte) davon an die Aktionäre ausschütten.
Ob hoher Investitionen stieg die Nettoverschuldung der EVN von 814 Mio. Euro auf 1,245 Mrd. Euro an - auch in den nächsten Jahren ist wohl ob viel geplanter Investitionen (primär in Erneuerbare) wohl eine steigende Verschuldung anzunehmen (und auch sinnvoll).
Für 2022/2023 erwartet die EVN derzeit einen Gewinn von 190 bis 250 Mio. Euro - das ist ob der aktuellen Unsicherheiten am Energiemarkt natürlich noch eine ziemlich schwer anzustellende Prognose.
Ob des hohen Fremdstrombezugs ist hier natürlich sehr relevant, ob sich die EVN hier halbwegs günstig eindecken kann bzw. konnte - in der Eigenproduktion sind für 22/23 wohl Steigerungen möglich, welche aber auch stark von der "Übergewinnsteuer" betroffen sind.
Die Aktie des Energieversorgers ging im frühen Handel deutlich negativ - die aktuellen Aussichten sind derzeit ja nicht unbedingt rosarot...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Dezember 2022