Vor einigen Tagen zeigte sich die Umweltministerin noch erfreut über die Zahlen des Gasverbrauchs in Österreich in den letzten 3 Monaten: Im September 2022 ging dieser um 8,3% auf 4,92 TWh zurück, im Oktober 2022 waren es gar 24,7% auf 5,87 TWh und im November 2022 nette 16,5% (10,32 TWh).
Dass es in Österreich im Winter 2022/2023 keinen Gasengpass geben wird, scheint mittlerweile ziemlich fix - immerhin hat man es auch geschafft, die (großen) Gaslagerstätten in Österreich zu 95% zu befüllen und auch wenn ein Teil des eingelagerten Gases ausländischen Unternehmen gehört, scheint man diesen Winter auf der sicheren Seite zu sein. Aktuell sind die Lagerstätten immer noch zu 86% voll (lt. AGSI) - und immerhin ist am 21.12. schon der astronomische Winterbeginn, welcher zugleich aber auch wieder die Tage länger werden lässt...
Noch ein wenig Sorgen muss sich hingegen Deutschland machen, wo die Gaslagerstätten gerade einmal ein starkes Viertel des Jahresverbrauches ausmachen - da kann (auch ob Einstellungen der Lieferungen via gesprengter North-Stream-Pipeline) ein starker Winter durchaus noch für leere Speicher sorgen und Deutschland muss seine Gasversorgung sowieso gänzlich neu aufstellen. Mit einem aktuellen Füllstand von 87% sind die deutschen Gaslager aber aktuell noch sehr gut gefüllt und Deutschland versteht es auch, politisch rasch auf neue Umstände zu reagieren. So ist erst jüngst ein neues LNG-Terminal in Betrieb genommen worden.
Nachdem Gas aber auch 2023 in Sachen Raumwärme, Industrie und Stromerzeugung eine Rolle spielen wird und es gar nicht unwahrscheinlich ist, dass aus den russischen Pipelines nach Österreich 2023 gar kein Gas mehr kommen wird, ist die Politik auch weiterhin sehr gefragt, neue Gaslieferanten zu finden. Denn Gas wird auch in 10 oder 20 Jahren wohl noch benötigt werden - und ob man sich dereinst wieder bei den Russen anbiedern kann, ist eher fraglich...
Auch wenn man sich -quasi zur Halbzeit der intensiven Heizperiode- derzeit zurücklehnen könnte - Jubelmeldungen über den Rückgang des Gasverbrauches sind mit Vorsicht zu genießen: Diesen Herbst war es nämlich primär der Witterung zu verdanken, dass deutlich weniger Gas benötigt wurde! So hat das WIFO eine Berechnung unter Berücksichtung der Temperaturen angestellt, welche den Rückgang nur auf 7% beziffert. Ohne Einbeziehung des Gasverbrauches für Strom sind es immerhin schon 10%.
Im Dezember 2022 (auch wenn jetzt das klassische Weihnachtstauwetter kommen dürfte) sieht die Bilanz dann wohl schon anders aus - bisweilen war dieser nämlich ein ziemlich normaler Dezember. Also kalt und mit hohem Energiebedarf.
Auch der Strombedarf ist in den letzten 2 Monaten gesunken: Ein Minus von 4% im November und von 5% im Oktober zeigen aber schon, dass sich beim Strom weniger einsparen lässt. Traurig auch die Strombilanz im November: Gerade einmal 53% stammten aus erneuerbarer Erzeugung - starker Gasbedarf und extrem hohe (und teure) Importe aus dem Ausland zeigen, wie stark die heimische Politik den Ausstieg aus Fossilen bzw. die Förderung von Erneuerbaren vernachlässigt hat. Nun haben wir das eine oder andere Jahrzehnt Nacholbedarf und die Räder (Windräder, Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse) drehen sich nach wie vor viel zu langsam...
Auch wenn das Gasproblem wohl noch länger evident sein wird - es gibt auch gute Nachrichten: Die aktuelle Explosion einer Gaspipeline (die in den Westen führt) in Russland hat auf den Börsen quasi Null Panik hervorgerufen. Die Lager in Europa sind gut gefüllt und auch die Börsianer haben sich wohl schon an schlechte Nachrichten gewöhnt.
Die Gaspreise an der Gasbörse CEGH liegen heute (für Lieferung am nächsten Tag) bei rund 105 Euro pro MWh, für Jänner 2023 bei rund 108 Euro und für den Sommer 2023 bei 111 Euro. Von Panik am Gasmarkt also derzeit keine Spur, der Gaspreisdeckel der EU liegt übrigens mit 180 Euro derzeit ziemlich fern.
So der Winter in Europa nicht doch noch von der sibirischen Kälte überzogen wird, schaut es also auch für 2023 nicht so übel aus. Viele Restbestände in den Gaslagern nach der Wintersaison sind wünschenswert und wohl auch notwendig - da 2022 überall Gas sehr teuer eingekauft wurde, ist eine Entspannung bei den Gaspreisen für Haushalte derzeit aber noch nicht absehbar. Auch, weil die Netzentgelte für 2023 in fast ganz Österreich wieder kräftig steigen.
Also runter vom Gas - und -wo geht- raus aus dem Gas!
Ad hoc-Meldung - Dezember 2022