Erst am Mittwoch gab die Raiffeisen Bank International einen Rekord-Vorjahresgewinn von 3,6 Milliarden Euro bekannt - ein Gewinn, der allerdings größtenteils in Russland erzielt wurde (ob der starken Rubel-Aufwertung) und dessen Wirksamkeit auf den Konzern noch fragwürdig ist (derzeit kein Abzug der Gelder möglich).
Mit der heimischen OMV hat nun ein zweites großes Unternehmen die vorläufigen Konzernzahlen für 2022 veröffentlicht - und hier sind die neuen Rekordzahlen durchaus brauchbar, auch die Aktionäre glücklich zu machen. Weniger die Autofahrer...
2022 war für die OMV sicher kein einfaches Jahr: Hohe Abschreibungen für Beteiligungen in Russland (z.B. die Gaspipeline Northstream 2), ein grober Unfall in der Raffenerie Schwechat, der über Monate Diesel und Heizöl in Österreich ziemlich knapp werden ließ sowie auch eine rückwirkend per 1.7.22 beschlossene Übergewinnsteuer ("Solidaritätsbeitrag") wären eigentlich in normalen Geschäftsjahren ausreichend, in ein eher mieses Geschäftsjahr zu münden.
Bekanntlicherweise war aber 2022 für Öl- und Gasproduzenten ein fettes Jahr - der durchschnittliche Ölpreis erhöhte sich um 45% und der Gaspreis war 2022 derart hoch, dass die OMV hier bei den vorläufigen Zahlen ganz auf die Nennung der Steigerungsrate "vergessen" hat...;-)
Während so ziemlich alle (von Autofahrern über Industrie bis hin zu den Haushalten) von der Teuerung (getrieben von Öl und Gas) ziemlich stark negativ betroffen sind, fuhr die OMV Rekordgewinne ein.
Das lässt primär einmal die Aktionäre jubeln, denen man neben einer erhöhten Dividende von 2,80 Euro (2,30 waren es für 2021) auch noch eine Sonderdividende von 2,25 Euro zukommen lassen will. Das kommt aber auch dem Finanzminister (über die ÖBAG, der 31,5% der OMV gehört) zugute, der sich zusätzlich über die Übergewinnsteuer (deren Höhe derzeit auf bescheidene 90 Mio. Euro geschätzt wird) freuen darf. In Summe liefert die OMV rund 1 Mrd. Euro an den Staat (also an uns) ab.
Die vorläufigen Zahlen der OMV für das Geschäftsjahr 2022: Der Gewinn vor Steuern betrug 10,76 Mrd. Euro (+121%), der Nettogewinn bei 5,175 Mrd. Euro (+85%) und die Erlöse wuchsen um 75% auf fette 62,3 Milliarden Euro.
Während die Bereiche "Exploration & Production" beim Ergebnis um 156% zulegen konnten und auch "Refining & Marketing" um 155% wuchs, entwickelte sich der Bereich "Chemicals & Materials" mit -34% deutlich negativ.
Eine Prognose für 2023 seitens OMV haben wir noch nirgendwo gefunden - angesichts der nach wie vor hohen Ölpreise (Brent-Öl wird derzeit mit 83 Dollar gehandelt) werden wohl wieder Milliardengewinne resultieren. Ob der wohl weiter anhaltenden Sanktionen gegenüber Russland wird Gas und Öl wohl auch 2023 ziemlich teuer bleiben.
Die OMV-Aktie reagierte im morgendlichen Handel deutlich negativ auf die (guten) Zahlen - mit Preisen unter 44 Euro pro Aktie ist sie derzeit wohl sogar eher als "billig" zu bezeichnen.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Februar 2023