Auch wenn es dieser Tage in unseren Breiten ausnahmsweise einmal wirkliche Wintertemperaturen hat: Der Winter 2022/2023 wird wohl auch zu den wärmeren Wintern zählen - so kalt kann es im Februar und im März wohl kaum mehr werden, dass man von einem normalen Winter (Basis: Vor dem Klimawandel) sprechen könnte. Ausnahmsweise gut so: Denn in kaum einen anderen Winter war die Verfügbarkeit von ausreichenden Gasmengen so wichtig wie in dieser Heizperiode.
Die Sorge um die Gaslager hat 2022 für einige Panik an den Energiemärkten gesorgt und eigentlich alle Energieträger massiv verteuert. Schon die sehr gute (aber leider extrem teure) Befüllung der Gaslager im Vorjahr hat im Herbst für erste Entspannung am Gasmarkt gesorgt. Der bisweilen sehr milde Winter (sowie auch die Einsparungen beim Verbrauch!) haben dazu geführt, dass man derzeit schon wieder fast von einem normalen Gaspreis sprechen kann.
Insbesondere nach den warmen Dezember- und Jännerwochen (in welchen die Gasvorräte entgegen dem Wintertrend sogar gestiegen sind) war auch den Börsianern klar: Gasengpass wird es diesen Winter keinen geben und die Lager werden (so nicht die Monate bis April nicht außerordentlich frostig sind) nach dem Winter noch sehr gut gefüllt sein. Nach Preisspitzen von 300 Euro und mehr im letzten Jahr hat sich der Gaspreis an der CEGH zuletzt bei rund 60 Euro eingependelt, auch die Futures (Preise für zukünftige Lieferzeiten) für die nächsten Monate und für das nächste Jahr sind ähnlich "niedrig".
So hier also kein gänzlicher Lieferstop seitens Russland kommt, können die Gaslager im Frühling, Sommer und Herbst recht locker und zu Normalpreisen befüllt werden was den Durchschnittspreis des eingelagerten Gases senken wird und vielleicht schon im Herbst in günstiger Gaspreise für die Endkunden mündet. Hier könnten Floatertarife sogar schon bald interessant werden - solche sollte man aber nur riskieren, wenn der aktuelle Gastarif extrem teuer ist bzw. man auch steigende Gaspreise verkraften könnte.
Der Gaspreis war 2022 auch für die extrem hohen Strompreise hauptverantwortlich. Auch hier hat sich die Lage schon etwas entspannt, die aktuellen Strompreise an den Strombörsen sind aber nach wie vor doppelt bis dreifach so hoch als noch vor 2 Jahren.
Insbesondere Windkraft und Solarstrom wird uns schon 2023 noch mehr helfen, die Stromproduktion mit Gas zu reduzieren - von Stromüberschüssen sind wir aber insbesondere in Österreich (ob verfehlter Politik der letzten Jahrzehnte und trotz viel Wasserkraftstromproduktion) nach wie vor weit entfernt.
Aktuell sind gerade wieder einige Strompreiserhöhungen (Verbund, EVN, TIWAG) avisiert worden, die Strompreisbremse (bis Juli 24) hilft aber insbesondere kleinen Haushalten hier massiv. Starkverbraucher (z.B. mit Wärmepumpe zwecks Heizen und Warmwasser) werden trotzdem starke Nachzahlungen hinnehmen müssen.
Hat man einen extrem teuren Stromtarif, könnte sich ein Anbieterwechsel schon bald wieder auszahlen. Auch Floatertarife könnten bald wieder interessant werden - auch hier gilt (wie bei Gas) aber: Die Richtung des Strompreises ist trotz aktueller Entspannung natürlich nicht fix!
Das Preisniveau von Strom wird 2023 wohl weiterhin hoch bleiben (zu gering ist noch der Ausbau der günstigen Erneuerbaren, zu gering auch deren Speichermöglichkeit), ob der relativ guten Gasspeicherstände ist aber durchaus zu erwarten, dass Panikpreise 2023 ausbleiben.
Die Pelletspreise haben sich vom Jänner 22 bis Oktober 22 fast verdoppelt. Die extrem hohe Nachfrage (viele haben Pellets "gebunkert") sowie der Wegfall von Lieferungen aus dem Ausland haben sich ausgesprochen ungut auf die Preise ausgewirkt.
Der milde Winter (möge er dieses Prädikat den Rest seiner Laufzeit noch behalten) sowie die Beruhigung auf den Energiemärkten haben dafür gesorgt, dass der Preis für Pellets seit dem November 22 im Sinken ist. Nach 63,4 Cent/kg im Oktober 22 lag dieser zuletzt im Jänner bei durchschnittlichen 51,5 Cent/kg und wird höchstwahrscheinlich wohl noch ein wenig weiter runtergehen.
Noch ziemlich teuer ist aktuell der Brennholzpreis. Allerorten ist das lange verschmähte Brennholz 2022 ausverkauft gewesen - zu überraschend war den Run auf die Baumärkte und Brennholzhändler von Preppern sowie neuen und alten Ofenbesitzern.
Der milde Winter sorgt aber dafür, dass die Brennholzlagerstätten sich 2023 wohl wieder etwas füllen werden. Nachdem man frisch geschlagenes Holz aber 2 Jahre trocknen lassen sollte und viele Händler auch einjähriges Holz schon verkauft haben, wird es für eine "Normalpreisbildung" aber wohl noch bis mindestens 2024 dauern.
Holzöfen befanden sich in Österreich ja in den letzten Jahren deutlich im Rückzug (primär aus Bequemlichkeitsgründen) - ob der Boom 2022 (der wohl auch 2023 noch für einige neue Öfen sorgt) der Holzheizung wieder nachhaltigen Auftrieb gibt, bleibt abzuwarten.
Einige Tage bis Wochen waren auch die Ölmärkte im Vorjahr von großer Panik dominiert.
Deutlich mehr als 2 Euro kostete da der Liter Benzin an der Tankstelle, selbiges galt für Diesel. Diesel war 2022 durchgehend teurer als Benzin (trotz steuerlicher Besserstellung) - durchaus auch ein Produkt des Ukraine-Kriegs, logistischer Probleme (Niederwasser Donau) sowie der defekten Raffenerie in Schwechat.
Mittlerweile sind die Preise zwar schon um rund 25% vom Höchststand entfernt, es sieht aber hier derzeit nicht nach weiterer Entspannung aus. Preise von einem Euro pro Liter werden wir wohl nie mehr wiedersehen. Ist aber vielleicht auch gut so...
Da Österreich sehr viel Diesel aus Deutschland importieren muss und eine große Diesel-Raffenerie nun kein russisches Öl mehr importiert, wird Diesel wohl auch 2023 teurer als Benzin bleiben. Der Kauf von Diesel-PKW ist seit dem Dieselskandal um VW ohnehin schon stark rückläufig - die meisten PKW in Österreich (und fast alle LKW) sind aber nach wie vor mit Diesel-Motoren unterwegs.
Das ist auch keine gute Nachricht für die Ölheizungsbesitzer: Heizöl kostete lange Jahre deutlich unter einem Euro und explodierte im März 2022 kurzzeitig auf über 2 Euro. Auch hier waren Panikkäufe eine wesentliche Ursache.
Seit Mitte Oktober 22 (ca. 1,75 Euro/Liter) geht der Heizölpreis aber erfreulicherweise wieder runter - die rund 1,30 Euro sind derzeit aber natürlich auch kein Honiglecken. Heizöl ist aber ohnehin ein absolutes Auslaufmodell und im Vergleich mit anderen Energieformen hat sich Öl nicht so dramatisch verteuert - was auch daran liegt, dass ob der vielen Ölförderländer kein wirklicher Ölengpass zu befürchten ist.
Die gute Nachricht: Die Preisspitzen aus 2022 werden wir bei den meisten Energiepreisen wohl nicht mehr erleben müssen. Das Jahr 2022 hallt aber bei vielen Energieträgern noch nach - dort wo 2022 bevorratet oder eingekauft werden musste (z.B. Gas oder Strom), wird 2023 wohl noch ziemlich hohes Preisniveau vorherrschen.
Energiemangel bzw. neue Panik ist derzeit zwar nicht in Sicht - aber in den letzten Jahren hat uns ja so mancher "Black Swan" überrascht. Auch wenn die Preisentspannung für die Endkunden derzeit erst langsam anrollt - leichter Optimismus ist erlaubt!
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Februar 2023