Der Boom beim Streamen von Musik hält (erwartungsgemäß) an - das zeigen auch die heute vom Verband der österreichischen Musikwirtschaft IFPI veröffentlichen Zahlen für den Musikmarkt Österreich 2022. Steigende Umsätze von 13% auf 215,2 Millionen Euro (Vorjahr: 190,4 Mio.) sind primär von starken Zuwächsen beim Streaming getragen.
Mit dem Wachstum der Streamingportale (Spotify, Amazon, Apple, Deezer) konnte schon vor einigen Jahren der starke Rückgang bei CD-Verkäufen kompensiert werden - aktuell ist bei den großen Labels wieder Jubelstimmung angesagt.
Mit 143,8 Mio. Euro (Vorjahr 117,4 Mio.) zog das Streaming auch 2022 wieder kräftig an und wuchs um satte 22,5%. Das Wachstum beim Streamen reduziert sich nunmehr zwar Jahr für Jahr (2020:+32,4%, 2021: +26,5%), bleibt aber immer noch sehr hoch. Auch 2023 kann man wohl wieder von einem Wachstum zwischen 15 und 20% ausgehen.
Großer Verlierer ist einmal mehr die CD: 20,4 Mio. Umsatz (mit 1,5 Mio. verkaufter CDs) im Jahr 2022 sind ein Minus von 17% zu 2021. Primär Schlagermusik oder Klassik sorgen hier noch für interessante Verkaufszahlen. Sowohl bei den Verkaufsflächen im Handel als auch bei Live-Konzerten ist die CD immer seltener anzutreffen - viele Musikkonsumenten haben auch gar keinen CD-Player mehr...
Die CD wird auch 2023 wieder einen zweistelligen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Sehr gut möglich, dass Vinyl in den nächsten 2-3 Jahren sogar schon überholen könnte.
Vinyl hat in den letzten Jahren nämlich ein durchaus beachtliches Comeback gefeiert und kommt schon auf einen Umsatzanteil von immerhin 6%. Das Wachstum fiel zwar 2022 mit 4,3% (2021: +12%) eher bescheiden aus, so manches Geschäft verkleinert aber dieser Tage die CD-Abteilung und stellt ein paar Vinyl-LPs hin bzw. bietet auch Plattenspieler an. 10,6 Mio. Euro wurden 2022 mit Vinyl umgesetzt. Und da und dort eröffnet sogar ein neuer Plattenladen bzw. 2022 eröffnete Austrovinyl sogar ein größeres Presswerk.
Auch jüngere und unbekanntere Bands/MusikerInnen produzieren mittlerweile gerne Vinyl - die nehmen Konzertbesucher mittlerweile fast lieber mit (Haptik!) als eine CD. Das Problem dabei für die Bands/MusikerInnen: Bei einem Preis von 25 Euro bleibt da weniger in der Tasche als bei einer CD, die man um 15 Euro verkauft hat...
Während sich die Musikindustrie über Rekordumsätze mit alter und populärer Musik freut, die man vor ewigen Jahren schon als Vinyl oder/und CD verkaufen konnte, sieht das für junge Künstler eher beschissen aus: 2-4 Euro Reinerlös für 1.000 Streams (die junge MusikerInnen erst einmal schaffen müssen) sind weniger Ertrag, als hätte man vor Jahren eine CD verkauft...
Während bekanntere internationale Musiker via Live-Konzerten feines Geld verdienen (die Eintrittspreise sind hier in den letzten Jahren massiv angezogen), müssen sich die vielen (und oft auch ausgezeichneten) heimischen Acts nach wie vor auf die Gnade der gebührenfinanzierten Radios verlassen. Weiteres Wehklagen: Siehe weiter unten...
Wichtig, dass es da zumindest für Live-Auftritte (die ohnehin oft nur Freunde und Verwandte besuchen) Geld gibt - daher ist es auch erfreulich (und den 2022 zurückgehenden Corona-Sperren zu verdanken), dass die LSG-Lizenzeinnahmen (Leistungsschutzrechte) um 13% auf 31 Mio. Euro anstiegen.
Zurück zum hochpopulären Streaming: Satte 14,8 Milliarden Songs wurden 2022 in Österreich gestreamt, 2021 waren es deren noch 12,7 Mrd. 88% von entfielen hier auf die bekannten Streamingportale von Spotify (in Österreich und Europa klar dominierend), Apple, Amazon und Deezer.
9% kommen hier auf YouTube und andere werbefinanzierte Audio- bzw. Videostreamingdienste.
Das populärste Album in Österreich hatten 2022 Rammstein mit "Zeit", dahinter folgten Harry Styles und Taylor Swift. Österreicher in den Alben-Top-10: Raf Camora mit 2 Alben, Pizzera und Jaus sowie Melissa Naschenweng.
Während österreichische Musik via Album noch Käufer bzw. Streamer findet, sieht es bei Singles (=Einzelsongs) immer düsterer aus: Der Anteil an österreichischer Musik beim Streamen war nach ohnehin schon jämmerlichen 4,7% im Jahr 2021 im Vorjahr nochmalig geringer - bescheidenste 3,6% sind fast jämmerlich, ja: Eine Schande!
Grausliche Formatradios machen um den (hochtalentierten) heimischen Musiknachwuchs einen weiten Bogen und spielen lieber langweilige Algo-Playlists. Falco, Danzer, Ambros - und ein bisserl Wanda, Pizzera & Jaus, Seiler und Speer, Josh sowie Bilderbuch dazu. Kreativleute im Radio dürften im Aussterben begriffen sein - das wird dem Medium Radio auf Dauer auch nicht wirklich helfen...
Die Geldmarie unterstützt übrigens einige Bands (aus sehr unterschiedlichen Genres) und MusikerInnen bei Produktionen - so Sie hier auch ein wenig streamend (oder auch gerne kaufend) unterstützen wollen: Siehe Linktipps;-)
Ad hoc-Meldung - Februar 2023Geldmarie-Linktipps: