Der Februar 2023 neigt sich dem Ende zu - und wird wiederum im Ranking der wärmsten Februare Österreichs ganz oben zu finden sein. Selbiges gilt auch für den gesamten Winter 2022/2023 - der ist zwar noch nicht beendet (jetzt folgen wieder ein paar kalte Nächte allerorten), die wirklich eiskalten Monate sind aber schon überstanden.
Hatte dies in den letzten Jahren einige Worte über den Klimawandel bzw. daraus resultierende apere Pisten zufolge, so darf man sich beim Winter 2022/2023 bzw. beim Klimawandel einmal kräftig bedanken: Dieser hat nämlich dafür gesorgt, dass der Gasverbrauch in Österreich (und auch weiten Teilen Europas) sich sehr in Grenzen gehalten hat und wir uns dieser Tage deutlich weniger Sorgen um die Gaslagerstätten machen müssen als noch vor einem Jahr.
Da hat sich der Putin und seine Haberer nämlich gerade gedacht, er müsse die Ukraine überfallen und Europa kräftig mit Gaslieferungen in Schach halten.
War der Winter in vergangenen Kriegen mit Russland ein Verbündeter Russlands (Napoleon, Deutsches Reich), so scheint es (zumindest wirtschaftlich) so, als würde der milde Winter dem Vladimir in den nächsten Monaten doch einige (notwendige) Einnahmen versauen. Gut so.
Während die meisten Länder Europas sich schon vom russischen Gashahn verabschiedet haben, hängt Österreich noch immer kräftig an den russischen Pipelines. Die aktuell in den Medien zu findenden Zahlen (71% Russlandgas im Dezember für Österreich) sollte man ebenso mit Vorsicht betrachten wie die niedrig erscheinenden Zahlen von 20% aus manchen Vorjahresmonaten. Relevant sind hier die Gesamtmengen der Gasimporte über einen längeren Zeitraum und eine langfristige Reduktion. Hier ist leider aus der schweren Abhängigkeit von rund 80% als Binnenland nur sehr schwer runterzukommen - schafft man 2023 50%, wäre das wohl schon ein Erfolg.
Fix ist jedenfalls: 2023 müssen wir uns in Europa nicht mehr derart vor leeren Gasspeichern fürchten wie noch ab Februar 2022!
Die Gaspreise auf den Großhandelsmärkten lagen 2022 zumeist über 100 Euro pro Megawattstunde und haben sich seit November/Dezember 2022 schon massiv reduziert. An den Märkten hat man erkannt, dass dieser Winter kein Problem mehr wird und nachdem sich ob Warmwetter im Dezember so mancher Speicher sogar deutlich gefüllt hat, ging es mit dem Gaspreis weiter runter.
Aktuell wird Gas in Wien auf der Gasbörse CEGH um 52 bis 53 Euro pro MWh gehandelt - schon seit Wochen ist dieses Preisniveau ziemlich konstant. 2022 wurden einige Tage sogar über 200 Euro/MWh bezahlt - leider ist aber genau das aber das teure Gas, welches noch in den heimischen Lagern schlummert und mit welchem wir jetzt u.a. auch unsere Häuser beheizen bzw. an dem sich der Strompreis orientiert.
Bleiben die Börsepreise von Gas aber in ähnlichen Größenordnungen und dreht der Putin nicht die verbleibenden Pipelines nach Europa zu, so reduziert sich der durchschnittliche Einstandspreis für Gasverkäufer nun laufend und irgendwann zur Jahresmitte (bei Floatertarifen vielleicht sogar schon früher) sind auch wieder Preissenkungen für Private in Sicht. Gut möglich, dass sich dann auch ein Anbieterwechsel (weg vom Landesgasversorger, der derzeit fast in allen Fällen den günstigsten Preis hat) wieder rentiert.
Dass das (zum Glück noch reichliche) Gas in unseren Lagern im Schnitt noch leider sehr teuer ist, verdanken wir auch der Kurzsichtigkeit der Einkäufer: 2021 wurde schlichtweg zu wenig Gas eingekauft - die Einkäufer haben sich hier reihenweise verspekuliert und hofften auf bald wieder sinkende Gaspreise. Denen hat aber Putin einen kräftigen Stricht durch die Rechnung gemacht und es ist auch sicher kein Zufall, dass der Gazprom-Gasspeicher in Österreich null befüllt wurde. Taktische Vorkriegsführung...
Aktuell sind die österreichischen Gaslager zu netten 71% voll, die 69 TWh entsprechen rund 76% eines österreichischen Gas-Jahresverbrauches. Im Vorjahr lagerten da um die selbe Zeit nur noch bescheidene 17 TWh - da durfte man schon etwas nervös werden (und wurde es auch). Gut möglich, dass der Füllstand zum Ende der Heizsaison (irgendwann Ende April) dann noch bei rund 60% liegt - das bis zum Winter wieder gut anzufüllen, wird viel leichter als noch 2022.
In den (sehr großen) heimischen Gaslagern ist natürlich auch Gas für ausländische Besitzer eingelagert, die (teure) staatliche Gasreserve ist aber schon durchaus ein fetter Sicherheitspolster. Wichtig vor allem, dass den Deutschen das Gas nicht ausgeht - denn deren Speichervolumen ist mit etwas über 25% vom Gas-Jahresverbrauch schon ziemlich gering. Die Deutschen haben aber schon fest daran gearbeitet, hinkünftig kein russisches Gas mehr zu beziehen und haben derzeit auch noch einen Speicherstand von netten 71%.
Wie es in der Ukraine weitergeht, wagt wohl derzeit niemand wirklich seriös zu prognostizieren. Der gänzliche Wegfall von Einnahmen aus Öl und Gas hat derzeit aber mehr Macht als Drohungen, den russischen Gashahn gänzlich abzudrehen. Denn an dem hängen gar nicht mehr so viele Länder. Wir schon - ein zynisches "Danke" an dieser Stelle an alle Regierungen der letzten Jahrzehnte, Industriekapitäne und Gasfreunde aller Farben. Für 2023 scheinen wir aber auch in Österreich einmal (Danke Klimawandel und einigen Einsparungen) "fein raus" und Putin hat etwas Macht eingebüßt.
Die heimische Politik und Industrie bleibt trotz guter Aussichten auf Entspannung (damit ist leider nicht die Ukraine gemeint) schwer gefordert, Stück für Stück aus Gas und Öl auszusteigen bzw. die Energiewende voranzutreiben. Das dauert natürlich länger, als man vollmundig behauptet - und kann nur durch Taten geschehen. Deren sind leider nach wie vor zu wenige zu vernehmen...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Feburar 2023