Jahrzehnte hat man sich in Österreich in Sachen Stromerzeugung auf die Wasserkraft verlassen und verließ sich in Sachen Stromerzeugung auch auf die billigen Gasimporte aus Russland, mit welchen man in Zeiten von wenig Wasserkraft-Stromerzeugung (primär im Winter) gut und günstig fehlende Strommengen produzieren konnte.
Seit dem Jahr 2001 ist Österreich aber ein Stromimportland - es wird also netto mehr Strom importiert als exportiert. Insbesondere aus Tschechien (hoher Atom- und Kohlestromanteil) oder aus Deutschland (nach wie vor viel Kohlestrom, aber zunehmend auch Windstrom, der in Deutschland schon Nr. 1 bei der Stromerzeugung ist) fließen Tag für Tag hohe Strommengen nach Österreich.
Das ist natürlich nicht gratis: Strom für 3,2 Milliarden Euro hat die IG Windkraft anhand von Daten der E-Control errechnet beträgt hier das Defizit - Geld, dass man mit weitsichtiger Politik durchaus im Inland lassen hätte können...
Nach einem Minus von 3,1% im Jahr 2020 stieg dieses 2021 auf 10,1% des österreichischen Stromverbrauchs an - 2022 betrug die "Defizitmenge" gar schon 11,7% des Stromverbrauchs. 8,7 Milliarden kWh musste Österreich 2022 netto importieren. des
Auch wenn man die Bemühungen der Klimaministerin Gewessler (Grüne) durchaus merkt (insbesondere im Vergleich zu den letzten Umweltministern, wo wenig bis gar nichts passierte...) - die politischen Klimaziele Österreichs rücken immer mehr in weite Ferne!
Bis 2030 möchte Österreich 100% (Netto) Strom aus Erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Photovoltaik, Biomasse, Geothermie etc.) erzeugen - das ist angesichts der Zahlen aus 2022 wohl nie und nimmer möglich. Es wäre wohl schon erstaunlich, wenn man es bis dahin schafft, nicht mehr weiterhin Stromimporteur zu sein!
Gegen das Erreichen dieses Zieles spricht fast alles:
Der Ausbau der Photovoltaik lief zwar 2022 prächtig und dürfte wohl auch 2023 auf Rekordkurs bleiben - die vielen neuen Anlagen sind aber im Summe zu wenig, um die Zahlen der Erneuerbaren wirklich deutlich zu erhöhen. Hier stimmt aber wenigstens die Richtung einigermaßen - leider war hier ein Putin notwendig, um auch die Privaten ein wenig aufzuwecken. Wie schon häufig erwähnt: Photovoltaik zahlt sich dieser Tage auch schon ohne Förderung für jeden aus! Lesen Sie das als heißen Finanztipp, so Sie ein freies Dach etc. besitzen...
Bei der Windkraft bedarf es bei neuen Projekten einige Jahre Vorlaufzeit. Auch wenn man gegenwärtig kräftig zubaut und plant - ob politischen Kleingelds und lokaler Widerstände (oft auch Floriani-Prinzip-Bürgerinitiativen) dauert hier der Zubau viel zu lange. Dabei ist Windkraft gerade im wasserarmen und stromintensiven Winter sehr ertragreich.
Auch die Wasserkraft kämpft viel mit Behörden und Bürgerinitiativen (teilweise auch zurecht) - die Potenziale sind hier ob des schon starken Ausbaus endenwollend. Der Ausbau der Erneuerbaren benötigt aber auch noch das eine oder andere Pumpspeicherkraftwerk (plus Leitungskapazitäten) - damit können Stromüberschüsse aus dem In- und Ausland (z.B. bei viel Wind) gut "gespeichert" werden. Auch wenn der Stromverlust hier rund 50% beträgt - es gibt wohl in absehbarer Zeit noch kaum Speichermöglichkeiten, die sich für viel Überschussproduktion besser eignen...
Unsere Wasserkraft ist zwar wohl noch lange ein solider Anteil der Erneuerbaren - die Klimaerwärmung bringt hier aber neue Probleme mit sich: So schmelzen immer mehr Gletscher ab und die Speicherkraftwerke erhalten daher weniger Wasser. Auch die Wasserstände von großen Flüssen entwickeln sich die letzten Jahre eher negativ. Ab und an gibt es zwar Starkregen - der ist aber dann rasch die Donau runtergespült und das nächste Niederwasser stellt sich ein.
Komplett vernachlässigt hat man in den letzten Jahren die Biomasse - die war einfach zu teuer und somit zu förderungsintensiv. Bei den aktuellen Strompreisen sollte Biomasse aber wieder beachtet werden - immerhin liefert diese (im Gegensatz zu anderen Erneuerbaren) sehr konstanten Strom und trägt daher zu einem stabilen Netz bei.
Auch wenn der Stromverbrauch dieser Tage (auch ob extrem hoher Strompreise) ein wenig rückläufig ist: Das laufende Ersetzen von Gas und Öl wird den Stromverbrauch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sogar steigern!
Elektroautos (derzeit etwas über 2% im PKW-Bestand, keine Explosion in Sicht) verdrängen zwar nur sehr langsam die Verbrenner, sorgen aber früher oder später doch für ansteigenden Strombedarf. Aktuell rüsten auch viele Haushalte bzw. Häuser auf Wärmepumpe (statt Gas oder Öl) um - das ist zwar a la longue eine feine und wohl auch günstigere Sache, treibt aber den Strombedarf auch stark an. Selbiges gilt auch für viele Unternehmen, die Alternativen Öl und Gas suchen.
Mit den aktuellen politischen Maßnahmen ist nicht einmal gesichert, dass wir nicht weiterhin Stromimportland bleiben - 100% Erneuerbare Stromerzeugung im Jahr 2030 sind eher reine Utopie!
Ad hoc-Meldung - März 2022