Mit 215.050 neu zum Verkehr zugelassenen PKW musste der PKW-Neuwagenhandel 2022 ein ziemliches Katastrophenjahr hinnehmen. Zum Vergleich: 2017 wurden in Österreich noch 353.320 PKW neu angemeldet. Wirtschaftliche Verunsicherungen (Covid, Ukraine-Krieg) sowie Lieferkettentroubles (auch im Autohandel sehr massiv) sorgten in den letzten Jahren für ein sehr schwaches Neuwagengeschäft - nur die Liefer-LKW konnten in Zeiten der Lockdowns gut performen.
Auch 2023 wird wohl im Autohandel nicht als Boomjahr eingehen - nach den jüngsten Zahlen der Statistik Austria darf man sich aber Hoffnungen machen, dass man heuer zumindest besser abschneidet als noch im Katastrophenjahr 2022.
In den ersten beiden Monaten des Jahres wurden in Österreich 36.745 PKW neu zum Verkehr zugelassen. Das entspricht einem netten Plus von 15,8% gegenüber Jänner/Februar 2022. Auch bei den Motorrädern und LKW gab es nette Zuwächse sodass die Gesamtzahlen von Kraftfahrzeugen (KFZ) um 14,7% auf 46.496 Stück anzog.
Bei den Personenkraftwagen (PKW) sind weiterhin Alternativantriebe (Elektro, Hybrid) auf dem Vormarsch. Den größten Anteil bei den PKW-Neuzulassungen in den ersten beiden Monaten 2023 sicherte sich aber wiederum der Benzinantrieb: 13.149 Stück Benziner bedeuten ein Plus von 7,9% gegenüber dem Vorjahr.
Sogar beim Dieselantrieb gab es ein kleines Plus gegenüber dem (sehr schwachen) Jahresbeginn 2022: 7.519 Stück sind ein Plus von 0,6%.
Hybridfahrzeuge konnten Jan/Feb 2023 sogar schon den Dieselantrieb überholen: 7.570 Stück sind eine Steigerung von 25,5% zum Vorjahr. Mit 6.160 reinen Elektroautos konnten die E-Cars einen fetten Zuwachs von 49,3% verzeichnen.
Bei den ersten Zahlen für 2023 muss man aber noch sehr vorsichtig sein: Die Wintermonate sind traditionell eher schwache Zulassungsmonate und die Statistik ist auch noch von Käufen verfälscht, die schon 2022 getätigt wurden, welche aber ob Lieferproblemen bei den Autofirmen erst dieser Tage ausgeliefert werden konnten.
Bei den Top-5-Marken auch Anfang 2023 keine Überraschung: VW vor Skoda, Seat, Audi und BMW - alles in deutscher Hand...
Bei den reinen Elektro-Autos ist Tesla mit 1.226 Fahrzeugen (davon 902 Stück Model Y) vorne, dahinter folgt VW mit 671 Neuanmeldungen.
Auch wenn die KFZ-Neuzulassungen Anfang 2023 sich etwas erholt haben - der Automarkt steht durchaus vor einem Umbruch. 5,15 Mio. PKW waren zum Jahreswechsel 2022/2023 in Österreich zugelassen - die Steigerungsraten beim KFZ-Bestand haben sich in den letzten Jahren schon deutlich abgeschwächt.
Die eher trüben Wirtschaftsaussichten und die hohe Inflation (ja, auch die Preise bei PKW sind massiv gestiegen - Rabatte bei neuen PKW sind deutlich seltener bzw. niedriger geworden) sowie auch ein (nur teilweises) gesellschaftliches Umdenken dem PKW gegenüber könnten sogar dafür sorgen, dass noch in diesem Jahrzehnt die PKW-Bestände rückläufig sind. Autofahren wird ja von Jahr zu Jahr teurer - und daran sind nicht nur die Kosten für das Tanken bzw. Laden schuld...
Auch wenn man immer häufiger Elektroautos auf den Straßen erblickt - in Summe sind die E-Cars noch eine ziemliche Minderheit: Von den 5,15 Mio. PKW wurden zum Jahreswechsel gerade einmal rund 110.000 rein elektrisch betrieben. Bei den Neuzulassungen waren es 2022 16% Elektroautos, im Gesamtbestand sind es hingegen noch bescheidene 2,1%.
Auch der sehr populäre Hybridantrieb kommt mit 190.000 PKW zum Jahreswechsel 22/23 gerade einmal auf 3,7% der Gesamtzulassungen von PKW - 2022 waren es von den Neuzulassungen aber immerhin schon 25%.
Die Transformation am Automarkt ist zwar statistisch zu bemerken - dauert aber noch sehr lange (ähnlich wie in der Stromerzeugung, vielleicht noch länger).
Mit einem Anteil von 51,5% war der Diesel Ende 2022 noch immer die klare Antriebsart Nr.1. Der Diesel-Anteil an der PKW-Flotte Österreichs sinkt aber seit 2017 Jahr für Jahr, ein Trend, der sich auch 2023 deutlich fortsetzen wird. Schon 2023, spätestens 2024 wird der Diesel-Anteil im Dieselland Österreich unter 50% des Gesamt-PKW-Bestands liegen, so rasch wird der Diesel aber nicht von den heimischen Straßen verschwinden. Der Dieselskandal sowie die seit langer Zeit hohen Dieselpreise sorgen aber dafür, dass Dieselantrieb immer seltener gefragt ist.
Das geplante Verbrennerverbot für Neufahrzeuge (im Jahr 2035) sorgt hingegen derzeit eher nur für politische Kleingeld-Diskussionen - es ist für aktuelle Planungen schlichtweg noch zu weit weg. Da entscheiden viele Autokäufer vielmehr ob der aktuellen Spritpreise...
Auch wenn 2023 für Elektroautos noch gut anfängt: Durchaus möglich, dass die Zulassungszahlen in den nächsten Monaten stagnieren oder sogar rückläufig sind. E-Cars werden nämlich zumeist von Firmen gekauft - der Wegfall von Förderungen für Unternehmen könnte hier den Boom deutlich einbremsen.
Hybridantrieb und Benzin werden wohl 2023 die beste Performance hinlegen, ein Jubeljahr für die Neuwagenverkäufer in Österreich wird 2023 jedenfalls nicht.
Ad hoc-Meldung - März 2023