Die ob des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 enorm gestiegenen Strompreise hatten natürlich ausgesprochen positive Auswirkungen auf die Bilanz eines primär mit (günstiger) Wasserkraft erzeugenden Stromunternehmens. Nachdem der Verbund bei seiner Stromerzeugung 96% Erneuerbare (primär aus Wasserkraft, nur 4% der Erneuerbaren-Erzeugung kamen aus Wind und Photovoltaik) verwendet, hatte die Strompreisexplosion natürlich ausgesprochen positive Auswirkungen auf die Bilanzzahlen 2022.
Auch wenn der Erzeugungskoeffizient bei der wichtigen Wasserkraft im Vorjahr nur bei ziemlich miesen 0,86 Punkten (=86% eines Normaljahres) lag und der Verbund auch viel Strom zukaufen musste (Wasserkraftproduktion: 26.754 GWh, Stromabsatz 63.431 GWh) - das Geschäftsmodell Wasserkraft lief 2022 natürlich prächtig. So lag der Absatzpreis von Wasserstrom 2021 noch bei durchschnittlichen 60,2 Euro pro MWh um 2022 dann bei 115,1 Euro/MWh zu landen.
So konnte der Umsatz von schon soliden 4,777 Mrd. Euro im Jahr 2021 im Vorjahr auf fette 10,346 Mrd. Euro gesteigert werden. Das EBIT des Verbund verbesserte sich von 1,27 Mrd. Euro auf 2,63 Milliarden.
Unter dem Strich stehen dann für das Geschäftsjahr 2022 beim Verbund satte 1,717 Milliarden Gewinn (2021: 874 Mio. Euro). Der Gewinn pro Aktie beträgt 4,94 Euro (nach 2,51 Euro) - was zur Ausschüttung einer Dividende von 3,60 Euro (2,44 Euro plus 1,16 Euro Sonderdividende) führen wird. Im Jahr davor wurden noch 1,05 Euro pro Aktie ausgeschüttet - da freuen sich sowohl die Privataktionäre als auch der Finanzminister. Denn immerhin 51% der Aktien gehören dem Staat - also eigentlich uns.
Auch 2023 werden die noch immer hohen Strompreise dem Verbund wohl wieder nette Gewinne bescheren - allerdings werden seit 1.12.23 auch Teile der Gewinne aus der Stromerzeugung mittels Gewinnabschöpfung reduziert. Trotzdem rechnet der Verbund derzeit auch für 2023 mit Gewinnen von 1,9 bis 2,5 Milliarden Euro.
Schlechte Wasserführung (derzeit zu erwarten - wenig Schneefall im Winter, aktuell auch ein trockener Frühlingsbeginn), sinkende Börsenstrompreise sowie weitere staatliche Eingriffe können hier die positiven Erwartungen natürlich noch trüben.
Nachdem die Aktie des Verbunds in der ersten Hälfte 2022 noch sehr positiv lief und lange Zeit über 100 Euro kostete, überwogen in den letzten 6 Monaten eher die negativen Signale: Insbesondere die staatlich verordnete "Übergewinnabschöpfung" vergrämte viele Verbund-Fans und ließ die Aktien deutlich fallen. Aktuell ist man bei rund 77 Euro dabei.
Auch wenn sich die Strompreise wohl in den nächsten Jahren wieder etwas beruhigen werden (die Gas-Versorgungs-Angst ist jedenfalls für 2023 einmal abgesagt) - mit dem hohen Wasserkraftanteil (bei gleichzeitigem Ausbau der Erneuerbaren) ist der Verbund langfristig natürlich gut aufgestellt. Bei Preisen von 60 bis 80 Euro kann man diese Aktie wohl ohne große Sorgen in ein langfristig orientiertes Portfolio aufnehmen. Denn wirklich billig wird der Strom in Europa wohl längere Zeit nicht mehr werden und die ziemlich kostspieligen Auslandsabenteuer des Verbund dürften der Vergangenheit angehören.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2023