In den USA wurden die Leitzinsen per Mai 23 auf 5-5,25% erhöht, die EZB zog für den Euroraum zuletzt die Leitzinsen ebenfalls um 0,25 Punkte hoch sodass die Leitzinsen nunmehr bei 3,75% (Bankeinlagen 3,25%) liegen.
Dass sich das massiv auch am Bankschalter auswirkt, sei hier anhand der Entwicklung des 3-Monats-EURIBOR (der oft auch Grundlage für Kredite ist) verdeutlicht: Lag der 3-Monate-Euribor Anfang 2022 noch bei negativen -0,57 Prozent (was sich auf die Höhe der Kreditrate sogar senkend auswirkte), waren es Anfang 2023 schon 2,16 Prozent und zuletzt gar schon 3,27 Prozent.
Aus "Nullzinsen" (zumindest was die Verzinsung betrifft - natürlich kommt hier noch die Zinsspanne der Bank dazu) wurden plötzlich wieder "echte Zinsen". Zahlte man bei günstigen Immobilienkrediten z.B. 1% Zinsen, sind es derzeit schon eher 5% (3,3 Euribor + Zinsspanne). So mancher Kreditnehmer wird darob wohl schon leichtes Kopfweh haben - insbesondere, wenn bei der Kreditvergabe nicht ausreichend auf Reserven im Haushaltsplan geachtet wurde...
Die gute Nachricht für Kreditnehmer: Auch wenn derzeit noch die Zinsen steigen (was primär ob der Bekämpfung der überall hohen Inflationsraten gemacht wird) - die Dynamik bei den Zinssteigerungen flacht sich ab und nach wie vor kann man wohl damit rechnen, dass die Zinskurve im Sommer 2023 den Höhepunkt erreicht haben wird. Sinken die Inflationsraten nicht rasch genug, wäre wohl auch Herbst 2023 möglich...
Während die Zinserhöhungen bei Krediten automatisch (lt. Kreditvertrag) erfolgen, lassen sich die Banken naturgemäß mit der Erhöhung der Einlagenzinsen (Sparzinsen) deutlich mehr Zeit. Fette Zwischenergebnisse der Banken zum 1. Quartal 2023 werden dies beweisen...
Trotzdem sind die nun gebotenen Sparzinsen nicht mehr derart im Bereich der Lächerlichkeit wie in den letzten Jahren: Aktuell hat gerade die Santander Consumer Bank wieder die Zinssschraube für Tagesgeld und Festgeld in die Höhe geschraubt:
1,90% für Tagesgeld (täglich behebbar) gibt es dort - für Neugelder werden sogar 2,50% fix auf 5 Monate bezahlt. Auch beim Festgeld (gebundene Einlagen - ähnlich dem Kapitalsparbuch) liegt die Santander derzeit oft vorne bzw. ganz vorne: 2,80% auf 1 Jahr Bindung oder 3,40% auf 3 Jahre Bindung sind immerhin Zinssätze, die diese Bezeichnung auch verdienen. Vor einem Jahr war die Santander z.B. beim Tagesgeld mit 0,125% noch vorne, für einjähriges Festgeld zahlte man noch 0,45% - was damals trotzdem der Spitzensatz war!
Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld bescheren aber natürlich (schon angesichts der fast zweistelligen Inflationsrate) weiterhin einen Realwertverlust - in so manchen Lebenslagen bzw. bei ausschließlich konservativem Veranlagungsprofil möchte oder kann man gar nicht am klassischen Sparen vorbei. Die Zinsen (minus KESt.) sind dann zumindest ein "Trostpflaster".
Aber Achtung: Die Wirtschaft sowie die Staatshaushalte haben sich in den letzten Jahren schon ziemlich an "Nullzinsen" gewöhnt. Es ist demnach (nachdem sich die Inflationsrate eingebremst hat) durchaus zu erwarten, dass sich die Zinsen (spätestens 2024) wieder nach unten bewegen. Denn schon 2023 werden die Banken deutlich mehr Kreditausfälle in die Bücher bekommen und die Zinsbelastungen für Staatshaushalte (die vielfach marod sind) steigt auch schon kräftig.
Das beschert den Kreditnehmern dann wieder mehr Luft - die Sparer hingegen sollten den richtigen Zeitpunkt erwischen, dann längere Laufzeiten mit Fixzinsen (Festgeld) abzuschließen. Noch ist diesbezüglich etwas Zeit - in der zweiten Jahreshälfte 2023 könnte es aber schon soweit sein...
Ad hoc-Meldung - Mai 2023