In normalen Zeiten vergleichen wir die Strom- und Gaspreise nur 1x im Quartal - aktuell macht es für den Großteil der Strom- und Gasbezieher (also wohl wir alle) absolut Sinn, sich wieder einmal bei der E-Control oder bei Durchblicker (siehe Links unten) die Angebote anzusehen. Nachdem es 2022 eher unvorteilhaft (und teils sogar unmöglich) war, einen günstigen Anbieter zu finden, kehren nun viele Alternativanbieter wieder auf den Markt zurück und drücken auch die Preise kräftig nach unten. Gut so.
War es 2022 noch die Angst um die Gaslagerfüllstände, die bis in den August die Preise für Strom und Gas in schier unglaubliche Höhen schraubten, so sind es aktuell ebenso die (nach dem harmlosen Winter sehr gut gefüllten) Gaslagerstätten, die Angst aus dem Markt nehmen. Hinzu kommen (z.B. in Österreich) auch sehr positive Effekte durch die Erneuerbaren:
Aktuell gut gefüllte Flüsse, bisweilen solide Winderträge und auch starke Zuwächse bei Photovoltaik sind einer Preisentspannung beim Strom schon recht dienlich. So kostet die Megawattstunde Strom (Liefertag ist nächster Tag) dieser Tage an der heimischen Strombörse EXAA gerade einmal 80-100 Euro - das wäre dann auf die Kilowattstunde gerechnet rund 8 bis 10 Cent. Steuern, Netzgebühren und Gewinnspanne für die Stromversorger allerdings natürlich noch nicht inkludiert...
Trotzdem Preise, die es kurzfristigen Einkäufern wieder ermöglichen, in den Markt einzutreten. Nachdem Strom aber in der Regel längerfristig eingekaut wird (teils auf 1-2 Jahre im Voraus), lassen sich viele Versorger (insbesondere solche mit wenig Eigenproduktionsanteil) noch Zeit, die günstigeren Spotmarktpreise auch in ihre Tarife einfließen zu lassen.
Die Drohung von Nehammer und Co. bezüglich einer stärkeren Gewinnabschöpfung für Stromproduzenten verfehlt da schon irgendwie ihre Wirkung - insbesondere wenn so mancher Ökostromproduzent gar keinen Strom an Endkunden verkauft. Da sollte man eher die Länder bzw. den Verbund in die Pflicht nehmen - immerhin sind die Landesenergiegesellschaften ja nicht frei von politischem Einfluss (gehören ja auch mehrheitlich den Ländern), was auch für den Verbund gilt...
Fix scheint jedoch auch, dass die Gewinnabschöpfung bei Strom (gilt seit Dezember 2022) deutlich weniger Erträge bringen wird als seinerzeit kalkuliert: Bisweilen werden (Investitionen in Ökostromausbau können hier auch berücksichtigt werden) Preise über 140 Euro pro MWh zu 90% abgeschöpft - ab Juni 2023 droht man hier seitens Regierung mit einer Abschöpfung ab 120 Euro. Bei Marktpreisen von 100 Euro oder darunter (so diese bleiben) wird sich da 2023 nicht viel ansammeln.
Auf der anderen Seite profitiert der Fiskus aber auch von fallenden Strompreisen: Die staatliche "Strompreisbremse" wird wohl auch nicht so teuer wie ursprünglich kalkuliert.
Auch wenn das kalte und regnerische Wetter in Österreich derzeit wohl viele nervt: Die Wasserkraft zeigt endlich wieder einmal, was sie kann und wirkt sich auch senkend auf die Strompreise aus. Österreich ist aktuell sogar einmal wieder Stromexporteur - am Ende des Jahres (und nach einem heißen und trockenen Sommer) wird diese Bilanz aber wieder einmal klar negativ (=Stromimporteur) ausfallen. Nach 100% Ökostromproduktion anno 2030 sieht es derzeit leider überhaupt nicht aus.
Die Stimmmen, Gas aus den Haushalten künftig zu verbannen, sind mit sinkenden Gaspreisen wieder deutlich leiser geworden.
Wirklich günstig wird man a la longue wohl mit Gas (welches lange Zeit eine der billigsten Heizformen war) nicht wirklich fahren - der Preisschock aus dem Vorjahr sollte sich aber spätenstens bei der Jahresabrechnung 2024 wieder etwas mildern.
Panikpreise von 200 bis 300 Euro die Megawattstunde sind 2023 nicht mehr zu sehen - auch weil die Gaslager (im Gegensatz zum Vorjahr) schon jetzt sehr prall gefüllt sind: So sind die Österreichischen Gaslagerstätten schon wieder zu 72% voll und die deutschen Gaslager (die im Verhältnis zum deutschen Verbrauch aber deutlich kleiner sind) sind Mitte Mai auch schon zu 70% voll. Gerade in Österreich wird aber (auch mangels Alternativen) weiterhin viel Geld nach Russland überwiesen...
Aktuelle Gaspreise an der CEGH: Day ahead (=Lieferung am nächsten Tag) kostet 34-35 Euro/MWh, Lieferung im Juni 34 Euro, Lieferung im 3. Quartal 37 Euro, Lieferung im Winter 2023 schon 54 Euro und Lieferung 2024 dann 54 Euro. Im Vergleich zum letzten Jahr also sehr moderate Preise für Gas - ein russischer Lieferstop für Europa könnte aber hier nach wie vor für Unruhe sorgen. Insbesondere in Österreich.
Für Strom- und Gasbezieher gilt jedenfalls: Jetzt unbedingt Preise vergleichen. Wer mit den Angeboten schon jetzt zufrieden ist, kann mit einem Anbieter- oder Tarifwechsel jetzt schon sehr viel Geld sparen und sich auch einen Fixtarif sichern. Wer glaubt, es geht noch weiter runter, riskiert einen Floatertarif. Letzterer ist aber nur empfehlenswert, wenn man etwas Reserven hat!
Den aktuellen Vergleich der Strompreise in den Landeshauptstädten Österreichs gibt es hier zu finden: Strompreisvergleich Österreich.
Und hier auch noch eine aktuelle Preiserhebung von Gaspreisen in einigen Bundesländern: Gaspreis vergleichen
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Mai 2023