Bis 2030 möchte Österreich bilanziell 100% Ökostrom herstellen. Aktuell gelingt das gerade in Monaten mit viel Stromproduktion aus Wasserkraft (zuletzt von April bis Juni recht gut) - diesbezüglich ist ja Österreich durch die vielen Laufwasserkraftwerke durchaus gesegnet.
Wenn es aber dann dauerhaft heiß wird und das Wasser aus den Bergen nur noch schwach bzw. gar nicht fließt, wird es ein wenig eng mit der sauberen Stromerzeugung in Österreich. Speicherkraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke oder auch Gaskraftwerke springen dann ein, wenn Wasser, Wind und Sonne zu wenig sind. Und dazu kommen noch kräftige Importe aus den Nachbarländern wie Tschechien oder Deutschland.
Nachdem man derzeit (aus bekannten Gründen) nicht unbedingt auf Gaskraftwerke setzt und klassische Speicherkraftwerke auf die natürlichen Wasserzuflüsse angewiesen sind, gibt es derzeit auch einige Planungen bezüglich neuer bzw. größerer Pumpspeicherkraftwerke. Diese können bei Stromüberschuss (den es bei viel Wind und viel Sonne immer häufiger gibt) die Pumpen anwerfen und mit billigem Strom Wasser in die Speicher oben pumpen bevor dann bei Stromengpässen (=teurerer Strom) wieder Wasser abgelassen wird und damit Strom produziert wird.
Soweit - so genial. Doch den Stromproduzenten bzw. Projektprojektierern bläst immer stärker Gegenwind entgegen:
So wurde erst jüngst seitens Bundesverwaltungsgericht der Beschwerde von 17 Parteien gegenüber dem UVP-Genehmigungsantrag des Pumpspeicherkraftwerkes Koralm (in der Weststeiermark geplant) stattgegeben - ein Kraftwerk, welches über eine Leistung von sagenhaften 960 Megawatt verfügen sollte...
Auch bezüglich Ausbau des Kraftwerkes Kaunertal (Tirol) gibt es derzeit Proteste von Global 2000 und WWF.
Ohne hier die tatsächliche Umweltschäden selbst abschätzen zu können (dazu gibt es in Österreich ohnehin viele gesetzliche Vorschriften): Ohne derartige Großprojekte in Sachen Pumpspeicherkraftwerke wird es nicht gehen...
Sich einerseits über den schleppenden Ausbau von Windkraft bzw. der flauen Zonierung in Sachen Photovoltaik aufzuregen und andererseits gegen die Speichermöglichkeiten von Überschussstrom (den Wind und Sonne eben oft liefern) aufzutreten, ist dann doch ein Widerspruch...
Nicht nur NGO`s, auch viele Florianijünger (ja kein Windrad in Sichtweite und Photovoltaik ist ja sooo schiach) machen den Ausbau von Erneuerbaren schwer - unterstützt werden diese dann auch noch von Polit-Bremsern wie in den Reihen der ÖVP (von der FPÖ und der SPÖ gar nicht einmal zu reden) massig vorhanden.
Nachdem Pumpspeicherkraftwerke (plus dazugehöriger, leider auch notwendiger Leitungsbau) aber derzeit eine der wenigen brauchbaren Speichersysteme darstellen und diesen Status leider noch lange beibehalten werden (da ist noch lange keine wirtschaftlich sinnvolle Alternative in Sicht), bedarf es wohl noch einiger dieser Kraftwerke um irgendwann einmal tatsächlich 100% Ökostrom herstellen zu können. Baut man keine neuen Leitungen sowie Speicher, werden noch viele Milliarden an sauber produzierten KW umsonst produziert...
Eine "Stromautarkie 2030 für Österreich" ist ohne Großprojekte in Sachen Speicher, Wind, Photovoltaik und auch Biomasse absolut unmöglich. Auch wenn derzeit die Photovoltaik (ob der Energiekrise 2022/2023) brummt, hinkt man schon jetzt weit hinter den Ausbauzielen hinterher.
So nicht die nächsten Wochen viel Regen fällt, darf man übrigens schon wieder langsam mit steigenden Strompreisen an den Strombörsen rechnen: Die Flüsse schwinden aktuell, die Berge sind aper, die Sonne ist (langsam) auf dem Rückzug, der Wind weht im Sommer wenig und die Klimageräte springen an. Österreich ist aktuell schon wieder Stromimporteur.
Ad hoc-Meldung - Juli 2023