2022 bzw. auch noch Anfang 2023 war in Sachen Energiepreise ziemlich extrem. In Folge der befürchteten Energieknappheit (vor allem bei Gas) schossen sämtliche Energiepreise nach oben und trieben auch andere Preise kräftig an. Die in Österreich oft vorkommenden Indexanpassungen (z.B. bei Mieten, Versicherungen etc.) folgten der hohen Inflation und sorgen auch mit Gehalts- bzw. Pensionserhöhungen auch heute noch dafür, dass die Inflation sich in Österreich langsamer beruhigt als in anderen Ländern.
Ein jüngst durchgeführter Check der Energiepreise der Österreichischen Energieagentur zeigt aber, dass sich die Energiepreise mittlerweile schon wieder einigermaßen beruhigt haben (bzw. weiter sinken). Im Supermarkt kommt das aber (naturgemäß) erst langsam bzw. gar nicht an...
Plötzlich kosteten Benzin und Diesel im Vorjahr an den Tankstellen einige Zeit mehr als 2 Euro pro Liter. Im Vergleich zum Vorjahr (Juni-Juni) hat sich die Lage aber mittlerweile deutlich entspannt: So war Diesel im Juni 2023 um 24% und Super um 22% günstiger als im Juni 2022.
Auch die Preise für Heizöl sind massiv gesunken. Gab es im Vorjahr einige Monate gröbere Lieferschwierigkeiten beim Heizöl (mehrere Wochen Wartezeit) sowie ebenso kurz Preise von 2 Euro pro Liter, so kostete Heizöl im Juni 2023 um 29% weniger als im Jahr davor.
So mancher Ölmulti konnte 2022 Rekordergebnisse einfahren - die Panik auf den Märkten führte zu ziemlich fettem "Körberlgeld". 2023 fallen die Gewinne der Mineralölkonzerne zumeist deutlich niedriger aus - Sorgen muss man sich um die Ölmultis aber auch heuer nicht machen...
Etwas teuer als im Vorjahr waren im Juni noch die Pellets. Diese sind im Vorjahr (gemeinsam mit den Holzpreisen) extrem angezogen - auch hier waren Panikvorratskäufe nicht unschuldig. Mittlerweile hat sich der Pelletsmarkt aber schon deutlich beruhigt: Die Preissteigerung im Juni-Juni-Vergleich seitens Energieagentur zeigt noch ein kleines Preisplus von 4,1%, im Juli 23 waren Pellets schon günstiger als im Jahr davor.
Ein Inflationstreiber war 2022/2023 auch der Strompreis. Die Indexanpassungen führten teilweise zu skurril hohen Strompreisen, mittlerweile haben die Versorger hier aber auch schon Preise wieder nach unten genommen und auch die Strompreisbremse bewirkt, dass Strom im Jahresvergleich "nur" um 10,3% teurer war.
Das Preisplus bei Holz war im Vorjahr ebenso extrem: Plötzlich kostete der Festmeter Buche über 200 Euro und Brennholz war ob vieler Hamsterkäufe sowie auch so manchen neuen Holzbrennern vielerorts ausverkauft. Der eigentlich ziemlich darniederliegende Brennholzmarkt boomte plötzlich und nachdem man Brennholz auch 2 Jahre nach der Ernte trocknen sollte, waren viele Lager komplett leer und füllen sich nur langsam. Auch das oft aus dem Ausland importierte Brennholz war plötzlich nicht mehr verfügbar.
Nachdem der Winter 22/23 aber eher harmlos war und somit die "Holzhamsterer" 2023 nicht am Markt auftreten, sollten sich die Bestände bis 2024 wieder erholen und Normalität beim Holzpreis einkehren. Im Juni 23 war Holz jedenfalls noch um rund 28% teuer als im Juni 22. Wer mit Holz heizt, kann noch mit etwas sinkenden Preisen rechnen. Natürlich nur, wenn uns der Putin nicht das Gas abdreht bzw. auch nach 2024 noch Gas über die Ukraine nach Österreich strömt.
Apropos Gas: Der im Vorjahr nach dem Überfall auf die Ukraine massiv steigende Gaspreis hat so manchen Haushalt schwer ins Schleudern gebracht. Nachzahlungen von mehreren tausend Euro bzw. starke Preiserhöhungen waren Usus. Auch im Juni 23 war Erdgas noch um 82% teurer als im Jahr davor - und gar um 213% teurer als vor 2 Jahren.
Das liegt primär daran, dass die Gaslieferanten 2022 sehr teures Gas einlagern mussten und die Preiserhöhungen erst langsam via Anpassung an den jeweiligen Gaspreisindex erfolgten - dafür waren diese Preiserhöhungen dann aber deftig bis unlaublich hoch. Gasanbieter haben somit noch einen ziemlich hohen durchschnittlichen Einkaufspreis - auch wenn dieser "Gaspreismix" aktuell durch deutlich gesunkene Gasbörsenpreise laufend sinkt.
Teures Gas wirkte sich natürlich auch auf viele Betriebe aus, welche nach wie vor auf Gas angewiesen sind. Aus den hohen Gaspreisen resultierten nicht nur Preissteigerungen bei vielen Lebensmitteln - auch die Wichtigkeit von Gas bei der Stromerzeugung wurde uns im letzten Jahr bewusst.
Die gute Nachricht beim Gas: Die Gaslager Österreichs sind ob mildem Winter schon jetzt (Anfang August 23) ziemlich voll - mit aktuellem Füllstand von 88% muss man sich keine Sorgen machen, dass uns im nächsten Winter das Gas ausgeht. Die hohe Abhängkeit von russischem Gas (das nach wie vor in Österreich dominiert) bleibt aber evident und wenn kein russisches Gas mehr fließt, könnte sich das wieder auf alle Energiepreise deutlich preiserhöhend auswirken.
Massive Auswirkungen seitens Gaspreis gab und gibt es auch bezüglich der Fernwärme. Diese wird (insbesondere in Wien) nämlich auch sehr stark mit Gas produziert - was den Fernwärmepreis ebenfalls explodieren ließ: 89,7% Preissteigerung vom Juni 22 zum Juni 23 errechnete hier die Energieagnetur.
Gegenüber Juni 2021 war es bei der Fernwärme gar ein Preisplus von 121% - auch hier flatterten ziemlich ungute Rechnungen in die heimischen Fernwärme-Haushalte. Haushalte, die sich oft in Sachen Heizsystem nicht verändern können...
Wie es mit den Energiepreisen in den nächsten Jahren weitergeht, ist aktuell ziemliche Spekulation. Hier ein Versuch:
Der Ölpreis (Heizöl, Benzin, Diesel) hängt primär von der Weltwirtschaft ab. 2023 zeigt sich diese ziemlich schwach - was auch den Ölpreis in erträglichen Höhen hält. Kann 2024 durchaus prolongiert werden.
Pellets und Holz dürften für längere Zeit ihre Höchstpreise gesehen haben, der Markt scheint sich hier wieder einzupendeln. Es scheint 2024 sogar noch Platz nach unten zu sein - für viele Heizölheizer oder auch Gaskunden vielleicht ein Grund, sich um einen Pellets- oder Holzvergaserbrenner umzusehen.
Der Fernwärmepreis hängt massiv vom Gaspreis ab - bleibt dieser auf dem aktuellen Börsenniveau und strömt weiter russisches Gas nach Österreich, sollte dieser spätestens 2024 wieder sinken. Wird Gas wieder teurer, bleibt auch die Fernwärme teuer.
Erdgas ist dieser Tage an den Börsen eigentlich billig - das kommt aber nur sehr langsam bei den Endkunden an. Hier empfiehlt sich für jene, die nicht aus Gas raus können unbedingt ein Anbietervergleich - das spart derzeit sehr oft mehr als 1.000 Euro im Jahr!
Massiv hängt der Gaspreis 2024 natürlich von der Speicherlage im Frühling 2024 (nach dem Winter 23/24) ab - und davon, ob weiterhin russisches Gas nach Österreich kommt bzw. wie stark (derzeit: schwach) man in Österreich die Gasversorgung diversifizieren kann.
Beim Strompreis hat sich schon jetzt die Lage deutlich entspannt, sodass man die teure staatliche Strompreisbremse Ende 2023 eigentlich beenden könnte. So negativ sich die Energiekrise 2022 auf die Preise ausgewirkt hat, so positiv war sie z.B. für den Ausbau der (günstigeren) erneuerbaren Energie. Das zeigt sich sogar jetzt schon in Österreichs Sommer - die vielen neuen Photovoltaikanlagen (und auch ein paar Stromspeicher) sorgen dafür, dass deutlich weniger Stromlast im Netz erforderlich ist.
Im Winter gilt es wieder auf gute Windlage in Österreich und Deutschland (da kommt dann viel billiger Strom für unsere wichtigen Pumpspeicherkraftwerke aus Germany) zu hoffen. Nachdem die (im Winter auch wichtigen) Gaslager voll sind, sollte hier für den Strompreis wenig Unbill drohen.
Auch hier gilt: Den aktuellen Strompreis unbedingt am Markt vergleichen - die Landesversorger sind zumeist noch ziemlich teuer und ein Anbieterwechsel zahlt sich mittlerweile wieder sehr häufig aus!
In Summe: Es riecht bei den Energiepreise weiterhin etwas nach Entspannung - sehr viel hängt aber leider nach wie vor vom Gas ab...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - August 2023