Nachdem die durchschnittliche Inflation von August 2022 bis Juli 2023 voraussichtlich bei 9,7% liegen wird (bzw. um den einen oder anderen Zehntelpunkt höher oder geringer - das wird sich Mitte August seitens Statistik Austria endgültig klären), sieht der (prinzipiell durchaus sinnvolle) Pensionsanhebungsmechanismus eine Erhöhung der Pensionen per 1.1.2024 um ebendiesen Wert vor. Nach den 5,8% Erhöhung per 1.1.2023 nun eine Pensionserhöhung, die (bei nun fallender Inflationsrate) bei den Pensionsbeziehern durchaus Freude auslösen wird.
Für den Finanzminister bzw. für unser aller Budget bzw. den Staatshaushalt ist das aber eine ausgesprochen unerfreuliche Nachricht. Das ohnehin mit Corona noch kräftiger aus den Fugen geratene Budgetdefizit wird damit 2024 wieder ziemlich kräftig ausfallen und die Staatsverschuldung Österreichs weiter in die Höhe treiben.
Rund 5,3 Milliarden Mehraufwand alleine für 2024 wurden errechnet - ein Posten, der sich dann auch in den Folgejahren aufgrund der erhöhten Pensionsberechnungsbasis schwer negativ auf den Staatshaushalt auswirkt.
Wiewohl die Geldmarie den Pensionisten die Pensionserhöhung nicht neidet (und davon selbst in wohl rund 10 Jahren davon profitieren wird), ist eine derartige Erhöhung in Zeiten hoher Staatsverschuldung, relativ hohen Zinslasten und vielen unerledigten Zukunftsaufgaben fast grob fahrlässig.
In Österreich sind die Pensionen ohnehin schon vergleichsweise hoch (und das Pensionsantrittsalter mit 60 Jahren/Frauen bzw. 61,9 Jahren/Männer sehr niedrig) und Themen wie Bildung, Pflege, Gesundheit oder Klima werden täglich seitens Politik sträflich vernachlässigt.
Und da kommt dann noch der Seniorenrat daher (jaja - ist halt eine Interessensvertretung...) und fordert zum Teil noch stärkere Pensionserhöhungen...
Als gelernter Österreicher darf man davon ausgehen, dass die in Sachen Pensionsanpassung vorgesehenen 9,7% auch ziemlich sicher durchgehen werden: Zu schwach ist die derzeitige Regierung. Und 2024 stehen ja Wahlen an - da möchte wohl niemand eine Pensionsdebatte beginnen. Und schon gar keine Debatte bezüglich Pensionsreform bzw. Generationengerechtigkeit...
Eigentlich müsste die VP/Grünen-Regierung (und auch die Vorgängerregierungen) ja schon längst in Sachen Pensionsreform tätig werden. Immerhin beansprucht die ÖVP ja Wirtschaftskompetenz für sich (müsste somit auch in die Zukunft rechnen können...) und die Grünen sind bei Jungwählern bzw. Zukunftsdenkern beliebt (sollten also auch eher nicht für hinterlassene Schuldenberge eintreten).
Aber auch von SPÖ und FPÖ (beide mit vielen älteren Wählern) sind in Sachen Pensionen im Regierungsfall keine klugen Schritte zu erwarten - man darf also darauf "vertrauen", dass ich auch zukünftig wohl kaum etwas in Richtung nachhaltige Pensionsreform tun wird. Und auch darauf wetten, dass die nun laufend in Pension gehenden "Babyboomer" (insbesondere die Jahrgänge 1960 bis 1970) den Bundeszuschuss zu den Pensionen ziemlich sprengen werden. Und auch, dass die Pensionserhöhungen das Abflauen der hohen Inflation auch 2024 ziemlich bremsen wird.
Was würde die Geldmarie aktuell tun? Niedrige Pensionen könnte man durchaus um die 9,7% erhöhen. Mittlere Pensionen entweder mit einem geringeren Satz (z.B. 5-6%) oder auch mit 9,7%, welche nur als "Sonderzahlung" addiert werden und nicht als Erhöhung. Somit wäre die Basis für die nächste Erhöhung anno 2025 dann geringer. Selbiges könnte man auch für hohe Pensionen (z.B. ab 2.500 Euro) andenken - oder diese einmalig gar nicht erhöhen. Dann geht sich halt eine Mallorca-Reise oder eine Kreuzfahrt weniger aus...sollte verkraftbar sein und Menschen mit hoher Pension haben ja auch schon im Erwerbsleben gut verdient;-)
Ja - würde die Politik derart agieren, wäre wohl ein Wahldebakel zu erwarten. Nachdem sie es nicht tut, ist nur ein Budgetdefizitdebakel bzw. ein Rekordschuldenstand zu erwarten. To be continued...
Ad hoc-Meldung - August 2023