Vorab die gute Nachricht: Die Gaslagerstätten in Österreich sind schon jetzt (Mitte August 2023) mit 90,5% des Fassungsvolumens prall gefüllt - damit kommt man nicht nur locker über den Winter (wäre das alles Gas für Österreich) sondern das Volumen entspricht fast einem Jahresverbrauch Österreichs.
Gab es Ende August 2022 noch große Panik in Sachen Wien-Energie (wo die Nachschusspflichten für Zukunftskontrakte ob massiver Preissprünge plötzlich Milliardenhöhe erreichten), sind die Gaspreise dieser Tage deutlich geringer. Und lange noch nicht wirklich bei den Haushalten angekommen...
Beim aktuellen Gaspreisvergleich zeigen sich in den 5 Bundesländern mit den meisten Gasheizungen nach wie vor extreme Unterschiede von den Bestbietern hin zu den Landesversorgern. Bei 600 bis 1.600 Euro Unterschied im Jahr sollte man als Konsument schon einmal nachblicken, ob nicht etwa Anbieter wie Enstroga, Maxenergy, Montana oder Goldgas in Frage kommen...
Die meisten Lokalversorger haben nämlich noch einen ziemlich teuren "Einkaufsmix" aus dem Vorjahr in den Lagern - und lassen sich daher mit Preissenkungen ähnlich viel Zeit wie die Banken mit Zinserhöhungen für Spareinlagen. Halt aus anderen Gründen, aber trotzdem nachteilig für die Kunden...
Besonders günstig fährt man derzeit bei Gas mit "Floatern". Aber Achtung: Diese derzeit günstigen Preise können natürlich auch rasch wieder nach oben schießen - schließlich orientieren sich diese variablen Tarife an Börsenpreisen für Gas und können zumeist monatlich oder vierteljährlich teurer (aber auch billiger) werden.
Fiel der Gaspreis in Österreich an den Börsen heuer schon auf rund 20 Euro pro Megawattstunde, so ist an der Gasbörse CEGH nunmehr schon ein steigender Trend zu erkennen: Aktuell kostet die MWh für den nächsten Tag schon wieder 37 bis 38 Euro, für September sind es deren 40 Euronen und für den Winter 2023 werden die Kontrakte gar schon um 53-54 Euro gehandelt. Für das Jahr 2024 liegt der Preis aktuell bei 56-57 Euro.
Das muss natürlich nicht heißen, dass Gas im Winter 23/24 wieder deutlich teurer wird - vielmehr nimmt der Markt derzeit an, dass mit den 20 Euro ein Tiefststand erreicht wurde und es auch nicht so sicher ist, dass fortan bzw. 2024 weiterhin Gas aus Russland nach Österreich strömt.
Wie es mit den Energiepreisen weitergeht, ist wohl ähnlich schwer zu prognostizieren wie der Dollarkurs oder der Goldpreis...
Dieser Tage sieht es aber so aus, als wäre die Talfahrt der Energiepreise vorerst einmal gebremst - auch wenn diese aktuell fast alle günstiger sind als vor einem Jahr.
So ist der Ölpreis dieser Tage (Brent-Oil kostet aktuell 85 Dollar/Barrel) schon wieder kräftig angestiegen, was auch den Autofahrern an der Tankstelle nicht verborgen bleibt. Wieder zu beobachten ist auch der starke Preisanstieg bei Diesel, der aktuell am Zapfhahn zumeist ein paar Cent mehr kostet als Benzin. Klar zu erklären ist das diesmal nicht - weder sind Raffenerien ausgefallen noch gibt es Transportprobleme ob Niederwasser...
Manche sprechen von einer starken Nachfrage nach Heizöl (=Diesel) - das ist bei Preisen von derzeit rund 124 Euro für 100 Liter (lt. Heizoel24.at) nicht wirklich nachvollziehbar. In den Monaten Mai bis Juli zahlte man hier noch rund 110 Euro.
Auch bei Brennholz und Pellets hat sich der starke Abwärtstrend nun eingebremst bzw. wurde gestoppt: Lt. Pro Pellets zogen die Pelletspreise in Österreich im Juli 2023 gegenüber dem Juni 2023 um 6% an - im Vergleich zum Juli 2022 lag man aber noch 8% unter dem Vorjahrespreisen.
Auch der 2023 starke Preisrückgang bei Brennholz (siehe: Preisvergleich Brennholz) scheint beendet und aktuell haben wir sogar leichte Preissteigerungen erspäht. Hier liegt diese aber wohl primär daran, dass 2022 das trockene und auch halbtrockene Holz durch Hamsterkäufe fast überall ausverkauft war und die Produktion hier einen 2-Jahres-Rhythmus unterliegt: Bis frisch geerntetes Holz gut verbrennt, sollte es schon 2 Jahre lagern. So gesehen, sollte 2024 wieder der Normalzustand (mit niedrigeren Preisen) einkehren...
Bei Strom kommen wir bisweilen sehr gut durch den Sommer: Gute Wasserführung, einiger Wind und die massiv ausgebaute Photovoltaik (plus Stromspeicher) zeigen, dass Ökostrom die Strompreise drückt bzw. gering hält. So dann aber wieder in Deutschland und Österreich Windflaute herrscht und bei uns die Flüsse weniger Wasser führen sowie die Sonne weniger wird, werden die aktuellen Großhandelspreise für Strom wohl wieder anziehen. Hier wird dann der Gaspreis wieder den Strompreis massiv beeinflussen.
Aktuell gilt: Auch beim Strom können sich die meisten Haushalte derzeit viel Geld sparen - ein Anbieterwechsel ist zumeist sinnvoll. Ob man hier auf Fixpreis oder Floater setzt, ist Geschmackssache (bzw. sollte man bei scheinbar billigen Floatern auch Geldreserven einplanen) - wie der Energiemarkt im Herbst/Winter 23/23 aussieht, ist noch schwer zu prognostizieren.
Mit einem massiven Anstieg von Öl- und Gaspreisen ist aber derzeit nicht wirklich zu rechnen: Die letzten Teuerungen sind eher als Korrektur zu bewerten. Denn die Weltwirtschaft schwächelt derzeit und wird dies wohl auch 2024 tun. Das sollte die Energiepreise eigentlich eher nach unten drücken...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - August 2023