Wer schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und auch sonst nicht blind durch die Welt läuft, weiß dieser Tage ganz genau: Es ist nicht zufällig so heiß geworden. Wir verursachen schlichtweg zu viel Dreck aller Art - gemessen u.a. auch im Ausstoß von Treibhausgasen.
Die gute Nachricht kam dieser Tage seitens Umweltbundesamt, die die (vorläufigen) Zahlen der österreichischen Treibhausgas-Emissionen für das Jahr 2022 präsentierte und die Umweltministerin damit durchaus in positive Stimmung versetzen konnte: Die Treibhausgas-Emissionen sind im vorjahr um satte 6,4% auf 72,6 Mio. Tonnen gesunken!
6,4% sind angesichts eines Wirtschaftswachstums von 4,6% und eines Bevölkerungszuwachses (Ukraine!) von 1,1% durchaus beachtlich - der Jubel ist aber angesichts einiger Details wohl verfrüht...
Mit 32 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen sind die Bereiche Energie und Industrie der stärkste Stinker im Lande und verursachen rund 44% der gesamten Emissionsmenge. 14% davon kommen alleine aus der Metallindustrie, 11% der Gesamtemissionen entfallen auf Energie (und davon mehr als die Hälfte auf die Strom- und Wärmeproduktion).
Mit 20,6 Mio. Tonnen ist der Verkehr klare Nr. 2 beim Klimawandelpushen: Das entspricht 28% der Gesamtemissionen. Autos verursachen insgesamt mehr als 15% der Gesamtemissionen, auf LKW und Busse entfallen etwas mehr als 10%.
12% der Gesamtemissionen wird den Gebäuden zugerechnet (10% Wohnen, 2% gewerblich), auf immerhin 11% kommt die Landwirtschaft. Bei der Landwirtschaft immer wieder erstaunlich: Alleine 5,41% der Gesamtemissionen stammen aus "Fermentation" - also Rülpsern und Blähungen von Nutzieren (prämär wohl Rinder!). Die Abfallwirtschaft kam auf 2,2 Mio. Tonnen (3% Gesamt) und Fluorierende Gase (2% Gesamt) auf 1,9 Mio. Tonnen.
Nahezu alle Bereiche wiesen 2022 rückläufige Emissionen aus. Bei den dem Emissionshandel betreffenden Bereichen sanken die Emissionen um 7,2% (-2,1 Mio. Tonnen), im "Nichtemissionshandel" gingen diese um 5,9% bzw. um 2,9 Mio. Tonnen zurück.
Im Verkehrsbereich gab es "erstaunlicherweise" einen Rückgang von 4,5% (-1 Mio. Tonne), im Gebäudesektor gar um 16% (-1,4 Mio. Tonnen). Auch in der Landwirtschaft gab es eine leicht sinkende Emissionsmenge (-0,6%).
Man möchte meinen: Die Richtung stimmt.
Sieht man sich die Bereiche aber genau an, ist leider zu erkennen, dass es sich 2022 vielfach wohl um ein Ausnahmejahr gehandelt hat:
So war die Witterung deutlich wärmer als in Vorjahren (was sich wohl leider wiederholen wird - für die Klimabilanz aber gar nicht so übel ist) - daraus resultieren deutlich weniger Heiztage. Auch die energieintensive Stahlproduktion lag 2022 unter dem Vorjahr.
Der Rückgang im Verkehr (Diesel -6,6%) ist auch recht rasch aufzuklären: Die teils sehr hohen Spritpreise in Österreich führten dazu, dass viele LKW-Fahrer nicht (wie früher üblich) in Österreich die Lastertanks befüllten sondern 2022 häufig im Ausland Diesel aufnahmen. 2023 wird dieser Rückgang wohl abflachen bzw. hier wieder ein klares "Dieselplus" stehen...
Die hohen Energiepreise bewirkten nicht nur in der Industrie besonders sparsamen Umgang mit Fossilen - auch in den Haushalten wurde die Heizung (insbesondere wenn es eine Gasheizung ist...) massiv zurückgedreht. Da nun die Strom- und Gaspreise schon deutlich gesunken sind und die staatliche "Stromspreisbremse" das Sparverhalten vieler Haushalte deutlich einschränkt sowie der Ausstieg aus Gas oder Öl nun nur noch zögerlich passiert, wird der Rückgang im Heizungsbereich 2023 wohl geringer ausfallen bzw. gar nicht eintreten.
Positiv könnte 2023 in Sachen Treibhausgasen hingegen im emissionsintensiven Bereich Industrie&Energie laufen: Die Wirtschaft läuft 2023 sehr unrund (auch die Stahlindustrie) und im Energiebereich hat sich in der Stromproduktion die Photovoltaik (zumindest in den Sonnenmonaten) erstmals als starke und günstige Alternative gezeigt bzw. ist die Wasserführung zwecks Stromproduktion 2023 bisweilen durchaus gut unterwegs.
Die -6,4% waren aber wohl eher ein "Einmaleffekt" - kann die Emissionsmenge 2023 auch nur ein klein wenig reduziert werden, müsste man das realistischerweise wohl schon als Erfolg sehen. Große Sprünge nach unten sind aber in den nächsten Jahren nicht zu erwarten...
Ad hoc-Meldung - August 2023