Die im Vorjahr explodierenden (und noch immer hohen) Strompreise sorgten zuletzt für viel Stress bei Privaten - und auch bei den Anbietern von Photovoltaikprodukten. Egal ob Wechselrichter, Photovoltaikmodule oder Balkonphotovoltaikanlagen - ob der Energiekrise (ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und die dann explodierenden Gaspreise) waren viele Photovoltaikprodukte wochen- bzw. monatelang ausverkauft und die Betriebe mit ausreichenden Lagern kamen mit der Montage von neuen Modulen nicht nach.
Plötzlich war klar: Eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach rentiert sich in fast allen Fällen. Die Resultate aus dieser Feststellung kann man mittlerweile bei einer Fahrt durch Österreich besichtigen - die Dichte von Photovoltaikanlagen auf Privathäusern hat massiv zugenommen.
Auch statistisch gibt es nun die ersten Zahlen zum "Photovoltaikboom 2022" - der (ob vieler Montagen im Laufe des Jahres) in Zahlen erst 2023 (wo die Sonne nun das ganze Jahr auf die Panele trifft) so richtig sichtbar wird:
Lt. den durchaus verlässlichen Energiecharts von Fraunhofer ISE betrug die Nettostromerzeugung durch Photovoltaik/Solar im Jahr 2020 noch bescheidene 0,81 TWh - das waren noch 1,50% der jährlichen Stromproduktion in Österreich. Ein (insbesondere im Vergleich mit Deutschland) noch eher trauriger Wert.
2021 konnte die Nettostromerzeugung via Sonne nur auf 0,84 TWh gesteigert werden (1,60% der Nettostromerzeugung Österreichs). Nur zum Vergleich: In Germany lag man da schon bei 9% - dort galt es aber auch den kompletten Atomaustieg vorzubereiten...
2022 wird der Boom bei der Photovoltaik schon erkennbar: 0,98 TWh Erzeugung entsprachen aber immer noch bescheidenen 1,96% der Gesamterzeugung. Viele Anlagen konnten hier erst in der 2. Jahreshälfte ausgeliefert werden - und ab Oktober ist die Sonnenstromerzeugung dann nicht mehr wirklich relevant hoch. Wiewohl natürlich auch von Oktober bis März Strom erzeugt wird - von April bis September sind aber die deutlich besseren Monate für Photovoltaik.
So richtig stark zeigt sich Photovoltaik im österreichischen Strommix erst seit dem Frühling 2023: An sonnigen Tagen weist die Erzeugung eine Leistung von 1.500 bis 2.000 MW auf (primär am späten Vormittag, mittags und am frühen Nachmittag) - das entspricht schon oft rund einem Drittel der Stromlast im Netz!
Die Photovoltaik bringt aber nicht nur "neuen" Strom ins öffenltiche Netz - sie senkt durch den Eigenverbrauch von Privaten und Firmen auch die Stromlast im Netz. Was gerade am Tag (wenn mehr Strom benötigt wird) absoluten Sinn ergibt. Auch haben sich einige Photovoltaik-Begeisterte einen Stromspeicher installieren lassen, was zumindest im Sommer (wo diese Speicher volllaufen) auch in der Nacht (wenn die Speicher dann geleert werden) etwas die Last reduziert und dies ebenso oft an sehr bewölkten Tagen tut. Ob es aber derzeit schon geboten ist, sich einen (teuren) Speicher zu installieren, wird vielfach noch verneint. In Sachen "kurzfristige Stromautarkie" macht ein Speicher aber natürlich Sinn.
Zurück zu den Zahlen für 2023: Nachdem die Photovoltaik bei uns lange nicht in Schuss gekommen ist, bahnt sich 2023 ein Rekordjahr an. Per 21.8.2023 berechnet ISE Fraunhofer eine Erzeugung von 1,59 TWh, was 4,6% der Nettostromerzeugung Österreichs entspricht. Der Eigenverbrauch (in Deutschland rund 10% der Gesamterzeugung) ist hier noch gar nicht berücksichtigt.
Zur Erinnerung: Im Gesamtjahr 2022 waren es noch 0,98 TWh gewesen - 2023 werden wohl locker deutlich mehr als 2 TWh produziert! Da nun die Tage schon kürzer werden und ab dem Oktober die Wolken- bzw. Nebelphasen wieder deutlich zunehmen, darf man sich prozentuell hier keine weitere Steigerung für 2023 erwarten - etwa 4,5% der Gesamterzeugung sollten es aber schon werden. Photovoltaikstromerzeugung hat sich demnach 2023 mehr als verdoppelt!
Und nachdem auch 2023 viele neue Anlagen auf Privat-, Firmen-, Scheunen-, Fabriksdächer etc. geschraubt werden, ist auch für 2024 hier mit fetten Zuwachsraten zu rechnen. Eine Verdoppelung wird es (auch ob derzeit schon sinkender Nachfrage) 2024 zwar nicht werden - hohe zweistellige Zuwachsraten scheinen aber gewiss. Insbesondere, wenn die Strom- und Gaspreise an den Märkten wieder etwas anziehen - das werden diese im Winter 23/24 wohl ziemlich sicher...
Wohin die Reise bei der Photovoltaik in Österreich noch geht, ist derzeit noch schwer zu beurteilen. Je mehr Leute am Wirtshaustisch bzw. in Gesellschaft den Skeptikern ein Rechenbeispiel über ihre eigene lukrative Photovoltaikanlage geben, desto rascher wird der Ausbau auch im Privatbereich laufen. Die Politik ist sowieso gefordert und Firmen zücken den Rechenstift ohnehin schon länger.
Deutschland liegt übrigens aktuell bei 13,9% Solarstromerzeugung - was für Österreich schon ein feiner Richtwert für die nächsten 5 Jahre wäre...
Ad hoc-Meldung - August 2023