An schlechten Nachrichten mangelt es dieser Tage ohnehin nicht - daher eine -größtenteils- gute Nachricht aus dem Bereich der heimischen Stromproduktion: 2023 könnte es für die Erneuerbaren in der heimischen Stromproduktion endlich wieder deutlich bergauf gehen. Auch wenn noch fast 3 Monate mit höherer Stromproduktion mittels Fossilen fehlen, sieht die Zwischenbilanz 2023 aktuell recht gut aus.
41,18 TWh Strom wurden bisweilen (Stand 9.10.23, 15h, Daten laut ISE Fraunhofer, siehe Link unten) in Österreich produziert. 49,93 waren es im gesamten Vorjahr - die Gesamtproduktion wird sich wohl 2023 nicht massiv ändern.
Sehr erfreulich, dass der Anteil der Erneuerbaren (Laufwasser, Wind, Biomasse, Solar, Speicherwasser) 2023 deutlich angestiegen ist: 36,36 TWh Strom wurden bisweilen mittels Ökostromanlagen erzeugt - das entspricht einem Anteil von immerhin 88,3% der Stromproduktion in Österreich.
Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 78,4% (insgesamt 39,15 TWh Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen) - da kann der Herbst bzw. beginnende Winter (welcher mit mehr Gaseinsatz zur Stromerzeugung und mit höheren Stromimporten einhergehen wird) gar nicht so kalt werden, dass 2023 hier deutlich "grüner" ausfallen wird.
Hauptsächlich dafür verantwortlich zeichnet wieder die Wasserkraft, auf welche sich Österreich viel zu lange verlassen hat: 23,51 TWh (oder 57,1%) entfallen bisher im Jahr 2023 auf Laufwasser - da überholt man in den nächsten Tagen die Gesamtproduktion aus dem Jahr 2022, als nur 24,10 TWh (48,3%) mittels Laufwasser-Kraftwerken produziert wurde. Noch immer gilt für den österreichischen Strommix: Die Wasserkraft bestimmt, ob es ein gutes Erzeugungsjahr wird!
Durchaus positiv dürfte 2023 auch in Sachen Windstromproduktion aussehen: 5,96 TWh (14,5% Anteil) beträgt bisher die "Windstromernte 2023" - 2022 waren es (in einem eher schwachen Windjahr) insgesamt 7,19 TWh (14,4%). Ein Wert, der mit den windreichen Herbst- und Wintertagen 2023 noch sicher übertroffen wird. Hier gilt es aber anzumerken, dass der Windkraftausbau derzeit nur sehr schleppend voranschreitet und die Politik hier auch kaum der Branche entgegenkommt. Das wird wohl mit ein Grund sein, dass das Ziel "2030 rechnerisch 100% des heimischen Stromverbrauches aus Erneuerbaren" schon jetzt in weite Ferne rückt.
Immerhin hat der Wind 2023 die Stromproduktion aus Gas bisweilen von Platz 2 auf Platz 3 verdrängt: Gas-Strom hält nämlich nach mehr als 9 Monaten "nur" bei 4,33 TWh - das sind nur 10,51% der Gesamtproduktion 2023. 2022 betrug die Gesamtproduktion von Strom aus Gas noch 10,15 TWh - ein Anteil von satten 20,33% an der Gesamtproduktion. Besonders wichtig hier für den Rückgang: Der Ausbau von Photovoltaik - dazu weiter unten.
Platz 4 geht wiederum an die Speicherkraftwerke Österreichs: Bisweilen 3,42 produzierte TWh sind 8,31% der Gesamtproduktion - im Gesamtjahr 2022 waren es 3,94 TWh bzw. 7,89%. Demnach wenig Änderung zu 2023, wo ja noch einige Monate fehlen.
Der Aufsteiger des Jahres und die wirklich gute Nachricht dieses Artikels ist die Photovoltaik! Zwar liegt diese mit einer bisherigen Produktion von 2,05 TWh nur auf Platz 5 und kommt auf einen Anteil von bisweilen 4,98% (wird sich in den nächsten Monaten ob weniger Sonne noch leicht reduzieren) - die Vorjahreszahlen wurden aber quasi "pulverisiert": Wurden 2022 noch insgesamt 0,98 TWh (=1,96% Anteil) erzeugt, so konnte der Vorjahreswert 2023 schon jetzt mehr als verdoppelt werden!
2022 und auch noch Anfang 2023 war die Photovoltaikbranche wochen- bzw. monatelang komplett ausverkauft und schwer überlastet - die im Vorjahr und auch heuer montierten Panele sorgten nunmehr endlich für richtig feine Zahlen. Und tagtäglich kommen weiterhin neue Anlagen dazu, was sich auch 2024 nicht ändern (wiewohl wahrscheinlich abschwächen) wird. Gut möglich, dass der Photovoltaikanteil bei der Stromproduktion 2024 schon bei 7-8% liegt und weiterhin den Einsatz von Gas reduzieren kann.
Was es bei der Solartechnik noch positiv zu berücksichtigen gibt: Photovoltaik reduziert 2023 auch den Stromverbrauch erstmals deutlich. Man kann nun an sonnigen Tagen durchaus beobachten, dass die Stromspitzen sich deutlich verschieben: Die Stromlast geht weg von der Mittagszeit (wo die Sonne schon kräftig den Eigenverbrauch reduziert bzw. ganz wegfallen lässt bzw. auch einige Stromspeicher Stromspitzen wegnehmen) hin zu den frühen Abendstunden.
In Sachen Heizen nach wie vor top, bei der Stromerzeugung in Österreich ziemlich vernachlässigt: Die Biomasse. 1,08 TWh (2,62%) wurden 2023 bisweilen produziert, im Gesamtjahr 2022 waren es noch 2,50 TWh. Da ist ein deutlicher Rückgang hinzunehmen.
0,68 TWh bzw. 1,63% der Stromerzeugung entfallen übrigens auf die Müllverbrennung.
In Summe überwiegen die guten Nachrichten bezüglich Stromerzeugung 2023 eindeutig: Ein gutes Jahr bei der Wasserkraft macht es möglich, die Windkraft sorgt auch verlässlich für nette Steigerungen und die Photovoltaik ist nahezu (auf noch niedrigem Niveau) explodiert.
Auch der geringere Gasverbrauch ist sehr erfreulich und hilft mit, dass die Gaslager in Österreich aktuell zu 96% gefüllt sind.
Negativ ist leider der weiterhin viel zu langsame Ausbau von relevanten Erneuerbaren - und es ist zu befürchten, dass hier seitens Politik auch nach den Wahlen 2024 nichts besser wird. Vielleicht sogar deutlich schlechter, so die FPÖ dann in die Regierung kommt. Hohe Stromimporte (seit 2001 ist Österreich Nettostromimporteur) wird es auch 2023 und 2024 geben...
Der Preisschock bei Strom und Gas hat aber jedenfalls dazu geführt, dass endlich auch viele Private (und auch Unternehmer) sich ein wenig aus den Fesseln der teuren Fossilen befreit haben.
Die Energiewende gelingt nicht in wenigen Jahren (und auch Gas wird uns noch lange begleiten) - die Zahlen für 2023 werden aber zumindest in Sachen Strommix besser aussehen als noch vor einigen Jahren.
Der Stromverbrauch in Österreich wird übrigens höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren eher steigen denn sinken: Die Elektromobilität kommt langsam (gut so, zu schnell wäre für die Netze ohnehin nicht günstig) in Schwung und auch der Umstieg auf Wärmepumpen wird die benötigten Strommengen erhöhen. Fossile durch Strom zu ersetzen macht durchaus Sinn - hauptsächlich aber dann, wenn der Strom auch zu 100% grün ist;-)
Ad hoc-Meldung - Oktober 2023Geldmarie-Linktipp: