Nach einem extrem warmen Herbst rechnete man in Österreich schon wieder mit einem milden Winterverlauf - die aktuelle Witterung zeigt uns aber, dass der Winter in Österreich doch noch nicht ganz Geschichte ist. Wiewohl man Wetter nicht mit Klima verwechseln sollte...
Wiewohl sich die meisten Preise für Fossile bzw. auch erneuerbare Energieträger 2023 an den Börsen schon etwas beruhigt haben, droht den meisten Haushalten im Winter 2023/2024 wiederum eine ziemlich fette Heizungsrechnung. Denn einerseits war der letzte Winter vergleichsweise sehr mild (dadurch droht ein Mehrverbrauch) - und andererseits sind die Endkundenpreise bei allen Heizungsformen nicht wirklich günstiger als noch vor einem Jahr...
Nachdem die Versorger die gestiegenen Preise oft erst zeitverzögert weitergeben (was Sinn macht - schließlich kaufen diese ja die benötigten Mengen schon lange vor Verbrauch ein), wird für die rund 1,2 Mio. Haushalte mit Fernwärmebezug auch dieser Winter ziemlich teuer.
Fernwärme wird nämlich zu großen Teilen immer noch mit Gas hergestellt und ist somit auch sehr stark vom Gaspreis abhängig. Dieser hat sich zwar 2023 deutlich beruhigt - die Versorger haben das Gas (welches 2023/2024 verbraucht wird) aber noch (teils 2022) zu sehr hohen Preisen eingekauft - Preise, die sie zumindest diesen Winter noch an die Endkunden weitergeben müssen ohne da ein großes Geschäft zu machen...
Erst nächsten Winter könnten die Fernwärmepreise wieder reduziert werden - das hängt natürlich massiv von der Weiterentwicklung der Gaspreise ab...
Rund 900.000 Haushalte heizen auch diesen Winter primär mit Gas. Aktuell muss man sich beim Gas zwar keine Sorgen um die Verfügbarkeit machen (die Gaslager in Österreich sind derzeit zu 94% voll) - das kann sich aber jederzeit ändern: Entweder der Putin dreht den Gashahn selber zu - oder die Ukraine beendet 2025 den Gastransit. Dann hat Österreich wirklich ein Problem und die Gaspreise ziehen mit Sicherheit wieder an.
Der Winter 2023/2024 wird für Gaskunden wiederum sehr teuer: Die Gasanbieter sitzen teilweise noch auf Lagerbeständen, die im extrem teuren Jahr 2022 angelegt wurden. 2023 konnte man Gas an den Märkten um günstige 20 Euro pro MWh kaufen, derzeit wird die MWh Gas um rund 40 Euro gehandelt - das ist immer noch viel billiger als 2022.
Bis die Gaslager aber wieder einen günstigen "Mixpreis" haben, dauert es wohl auch zumindest bis zum nächsten Winter. Hinter dieser Prognose steht aber das große Fragezeichen Russland und Ukraine...
Was man als Gasverbraucher aber machen kann bzw. machen sollte: Unbedingt die Gastarife vergleichen (Durchblicker oder E-Control) und vielleicht folglich den Anbieter wechseln - da lässt sich nunmehr schon sehr häufig wieder viel Geld sparen...
Wer noch länger in seiner Wohnung bzw. in seinem Haus leben möchte und dieses im Winter immer noch mit Heizöl erwärmt, sollte jedenfalls raus aus dem Öl.
Rund eine halbe Million Haushalte werden 2023 noch mit Heizöl erwärmt. Konnten diese im Mai 2023 noch 100 Liter Heizöl um rund 110 Euro erwerben, so waren es dann im Oktober schon 130 bis 140 Euro. Aktuell kosten 100 Liter Heizöl rund 120 Euro und im Jänner kommen mit der Erhöhung der CO2-Steuer wieder ein paar Euro dazu.
Die günstigen Jahre für Heizölheizungen sind lange vorbei und unter 100 Euro für 100 Liter (zuletzt im Februar 2022 gesehen) wird es wohl kaum mehr gehen. Einzig bei nahendem "Hausabbruch" ist es vielleicht noch sinnvoll, weiter teuer mit Öl zu heizen...
2022 war für die heimische Holzwirtschaft ein Sonderjahr. Blieb man lange Jahre auf Beständen sitzen, räumten die Panikkäufer 2022 die Lager oft komplett leer. Ein massiver Anstieg der Holzpreise war die logische Folge.
Zahlte man 2022 für den Raummeter Buche in Baumärkten oft Preise von über 200 Euro (nach 100 Euro im Jahr davor), so hat sich der Markt 2023 etwas beruhigt: Gegenwärtig verlangen die Baumärkte rund 150 bis 160 Euro pro Raummeter trockene Buche. Bei Holzhändlern oder Privatverkäufern kriegt man oft sogar deutlich günstigere Preise!
Nachdem frisch geerntetes Holz 2 Jahre trocknen sollte und 2022 oft sogar die "Halbtrocken-Bestände" (1 Jahr gelagert) ausverkauft waren, sollte 2024 wieder ausreichend Holz am Markt sein und eine weitere Preisberuhigung eintreten. Der milde Winter 2022 hat bei den Hamsterkäufern auch noch viele Restbestände hinterlassen, die heuer verfeuert werden. Ist der Winter nur "durchschnittlich", sollten die Preise 2024 sogar noch weiter sinken.
Mit Holz als Heizform ist man in Österreich auch versorgungstechnisch recht "safe" - der Nachteil ist hier wohl primär die laufende Bestückung des Heizkessels (wiewohl mit den Holzvergasern deutlich einfacher geworden) und ein wenig Schmutz beim Betrieb.
Automatisiert läuft es bei der Pelletsheizung, die in Österreich gerne anstatt einer Ölheizung eingebaut wurde und wird. Mit rund 38 Cent pro Kilogramm Pellets haben sich die Pelletspreise im November 2023 um 38% gegenüber dem Vorjahres-November reduziert.
Ob der hohen Nachfrage (wohl gab es auch hier Panikeinkäufe) lag der Preis Ende 2022 noch bei mehr als 60 Cent - und löste einige Zeit ziemlichen Frust bei Pelletsheizungsbesitzern aus. Immerhin lagen die Preise hier lange bei 20 bis 25 Cent. Nunmehr sollte sich der Grant aber schön langsam legen - und 2024 sollten auch hier die Preise zumindest stabil bleiben bzw. auch (wie beim Holz) fallen.
Auch schon bald eine halbe Million Haushalte (primär Eigenheime, zuletzt aber auch verstärkt in Mehrfamilienhäusern gesehen) heizen mittlerweile mit Wärmepumpen aller Art. Im nächsten Jahrzehnt wird die Wärmepumpe wohl die Nummer 1 unter den Heizformen in Österreich sein.
Der große Nachteil der effizienten und eigentlich im Normalfall im Betrieb sehr günstigen Heizform: Man ist dann doch ziemlich vom Strompreis abhängig! Die Strompreisbremse (gilt nur noch bis 30.6.2024, Nachtrag: wird bis Ende 2024 verlängert) ist bei Eigenheimen mit Wärmepumpe nur teilweise wirksam - mit 2.900 kWh (zu 10 Cent netto, maximal 30 Cent Zuschuss pro kWh) kommen nämlich wohl kaum bewohnte Eigenheime aus, so gut kann das Haus gar nicht gedämmt sein...
Der Mehrverbrauch wird dann mit dem Normaltarif abgerechnet - und dann kann und wird ein kalter oder normaler Winter schon fette Nachzahlungen ergeben. Die Stromtarife sind darüber hinaus da und dort sogar noch teuerer als im letzten Winter - manche Landesversorger haben die Erhöhungen nämlich erst recht spät durchgeführt.
Auch hier gilt: Unbedingt die Preise des Stromanbieters vergleichen - hier ist oft schon wieder sehr viel Geld drin!
Bezüglich Strompreisentwicklung 2024 gibt es natürlich auch das große Fragezeichen Gas. Der Ausbau der Erneuerbaren (Solar!) hat schon heuer erste positive Signale auf den Strompreis gehabt (scheint die Sonne, sinkt dieser nunmehr auch zu den Hochverbrauchszeiten), läuft aber noch immer eher schleppend. Gerade bei Wind- und Wasserkraft geht viel zu wenig weiter.
Ist kein Gasmangel absehbar (was wohl frühestens 2025/2026 kritischer werden könnte), sollte sich der Strompreis auch 2024 halbwegs in Grenzen halten und an sonnigen bzw. windigen Tagen in Deutschland und Österreich sogar billiger werden als noch 2023. Stundenabrechnungen gibt es derzeit aber noch nicht - es ist also wesentlich, immer einen günstigen Dauertarif zu finden. Auch Floatertarife könnten wieder interessant werden.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - September 2023