Während halb Österreich noch den Silvesterabend im Bett prolongiert ist der Fachverband der Mineralindustrie (FVMI) schon fleißig und präsentiert am 1. Jänner die Markteinschätzung für den Absatz von Benzin, Diesel und Heizöl im Vorjahr. Interessante Zahlen, die durchaus einiges über den Lauf der Dinge seitens Mineralölprodukte in Österreich aussagen.
Mit 7,41 Mio. Tonnen Diesel und Benzin für 2023 liegen die Absatzmengen wiederum deutlich unter dem Vorjahresabsatz, den man Anfang 2023 noch (für 2022) mit 7,74 Mio. Tonnen schätzte. Die 7,41 Tonnen entsprechen ca. 9 Milliarden Liter Kraftstoff - 2022 waren dies noch 9,24 Mrd. Liter, 2019 gar noch 10,54 Mio. Liter. Zahlen, die wohl nicht mehr erreicht werden...
Der Dieselabsatz betrug 2023 geschätzte 5,79 Mio. Tonnen (bzw. 6,86 Mrd. Liter) , das sind um 5,5% weniger als noch im Jahr 2022. Hier ist es wohl nicht unwesentlich, dass Diesel die meiste Zeit im Jahr (auch noch aktuell) um rund 10 bis 15 Cent teurer war als Benzin und auch 2023 wohl viele LKW im benachbarten Ausland getankt haben bzw. ob ähnlicher Preise auf den früher üblichen Tankstopp in Österreich verzichtet haben.
Österreich war ja lange Jahre quasi die Diskonttankstelle in Mitteleuropa und Diesel war oft sogar deutlich günstiger, als in den ehemaligen Ostblockstaaten.
Auch die 2023 sehr schleppende Wirtschaft (negatives Wachstum!) blieb natürlich beim LKW-Verkehr nicht ganz ohne Folgen und die Weiterentwicklung der Motorentechnik könnte auch ein wenig zum Minderverbrauch beigetragen haben. Darüber hinaus sinkt der Anteil der PKW mit Dieselantrieb seit einigen Jahren deutlich.
Zulegen konnte 2023 hingegen der Benzinabsatz: 2,14 Mrd. Liter Benzin entsprechen 1,62 Mio. Tonnen Benzin und sind ein Plus von 7,8% beim Benzinverkauf.
Dieses Plus kommt einerseits aus einem 2023 sehr gut laufenden Tourismus (der fast schon bei 2019 anschließen kann), andererseits war Benzin in Österreich deutlich günstiger als noch die meiste Zeit 2022 und zumeist auch deutlich billiger als Diesel. So luden die Preise (zumindest abseits der Autobahnen) auch wieder zum Benzin-Tankstopp in Österreich ein.
Ein Blick auf den PKW-Bestand in Österreich per Ende November 2023 zeigt auch deutlich: Während der Dieselmotor laufend an Anteilen verliert und "nur" noch bei 50% liegt (Tendenz deutlich fallend), verliert Benzin (42% Anteil) zwar auch, könnte aber in ein paar Jahren den Diesel-PKW wieder überholen.
Der Verbrauch neuer Diesel- und Benzinmotoren ist ohnehin laufend etwas geringer (wiewohl die KW-Höhe dafür laufend zunimmt) und auch die Fahrzeuge mit Alternativantrieb kommen schön langsam auf Marktanteile: So kommen die Hybrid- und Plug-In-PKW`s schon auf rund 4% Marktanteil und die reinen Elektroautos klettern im Gesamtbestand auch schon auf 3%. Das verringert natürlich sowohl Benzin- als auch Dieselabsatz laufend.
Sieht man sich den gesamten PKW- bzw. KFZ-Bestand Österreichs an, so ist dieser aber nach wie vor steigend: Ende 2022 waren noch 7,27 Mio. Fahrzeuge in Österreich zum Verkehr zugelassen (davon 5,15 Mio. PKW), Ende November 2023 waren es schon 7,34 Mio. KFZ bzw. 5,18 Mio. PKW. Auch wenn die Zuwächse hier schon sehr gering sind - auch 2024 wird die KFZ-Flotte wohl weiter etwas anwachsen.
Dass sie dabei immer weniger Fossile verbraucht (auch wenn der Rückgang nur langsam erfolgt) ist dabei durchaus positiv zu sehen. Sehr wohl darf man aber bei diesen Statistiken nicht außer Acht lassen, dass hier die Preisgestaltugn an den Tankstellen Österreichs sehr relevant für den jeweiligen Spritabsatz ist. Aktuell haben wir uns jedenfalls (auch mit der CO2-Bepreisung, die per 1.1.2024 wieder erhöht wurde und im Dezember noch für kleine Schlangen bei den Tankstellen gesorgt hat) ein wenig von der "Diskonttankstelle Mitteleuropas" verabschiedet und damit (mit weniger Tanktourismus) die Verbrauchswerte in realistischere Zahlen gewandelt.
Weiterhin sinkend war 2023 auch der Absatz von Heizöl: 848.000 Tonnen Heizöl sind ein Minus von 8,6%.
Beim Heizöl ist ein Minus sowieso quasi vorprogrammiert - einerseits ist Heizöl ziemlich teuer geworden und der Betrieb von Ölheizungen damit ziemlich unwirtschaftlich, andererseits sind Ölheizungen im Neubau nicht mehr erlaubt. Damit reduziert sich Jahr für Jahr die Anzahl der Haushalte, welche mit Öl heizen und somit auch fast automatisch der Heizölabsatz.
Einzig Hamsterkäufe in einem Jahr bzw. extrem kalte Winter könnten hier noch zu einem (kurzfristigen) Plus führen - der aktuelle Winter sieht aber (bisweilen) auch so aus, als würde es 2024 wieder ein Minus für das Heizöl setzen.
2024 wird wohl auch beim Diesel- und Benzinabsatz wieder ähnlich laufen wie 2023: Beim Benzin könnte sich ein leichtes Plus ausgehen, Diesel wird wohl (auch ob der eher mauen Wirtschaft) wieder ein Minus einfahren.
Die Gesamtabsatzmengen werden wieder etwas fallen - und das ist kein Fehler!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2024