Am 8.1.2024 wehte der (eisige) Wind in Österreich kräftig und bescherte der Sparte Windkraft einen neuen Produktionsrekord von 77 GWh - das sind immerhin 41,6% des heimischen Stromverbrauchs. Damit wurde der Rekord vom Vortag (75 GWh Produktion) gleich wieder verbessert. Alles fein bei der Windkraft in Österreich? Nein, nicht wirklich.
Auch wenn Jahr für Jahr die Stromproduktion aus Windkraft in Österreich zulegt und nun mit einer Produktion von 9 Milliarden Kilowattstunden schon nette 12% des heimischen Stromverbrauchs erreicht, geht in Sachen Erreichen der Klimaziele hier viel zu wenig weiter. Nur ein kleiner Blick zum Nachbarn Deutschland, der immerhin mittlerweile den Atomausstieg geschafft hat: Dort wurden 2023 32% der Stromproduktion mittels Windkraft geschafft.
Laut aktueller Aussendung der IG Windkraft waren per Jahresende 2023 1.426 Windräder mit einer Leistung von 3.885 MW in Österreich vorhanden.
2023 wurden in der Alpenrepublik 70 Windräder mit einer Leistung von 331 MW neu installiert, nachdem auch einige (leistungsschwächere) Anlagen abgebaut wurden, betrug der Nettozuwachs immerhin 60 Anlagen bzw. 312 MW.
Nachdem die Politik in Sachen Förderungen aber schwer versagt hat und 2023 bei einer Ausschreibung nicht einmal ein Bieter aus der Windkraftbranche mitgemacht hat (die Ausschreibung war schlicht zu unattraktiv) und schon in den Jahren davor die Politik die Windkraft zu wenig beachtet hat, ist auch in den nächsten Jahren mit wenig Zubau zu rechnen. Denn ein Windkraftprojekt benötigt da und dort bis zu 10 Jahren Vorlaufzeit...
2024 wird jedenfalls laut IG Windkraft ein sehr trauriges Jahr beim Zubau: 24 Windräder mit einer Leistung von 124 MW ergeben netto (nach Abzug der abgebauten Anlagen) einen prognostizierten Zuwachs von 13 Anlagen bzw. 104 MW. Ein Zuwachs auf dem Niveau von 2011.
Ob dieser schwachen Zuwächse sollte zwecks Erreichen der Klimaziele per 2030 lt. IG Windkraft die Ausbauleistung in Zukunft bei jährlichen 1.000 MW (oder 150 Anlagen) pro Jahr liegen - wer realistisch denkt und die politischen Parteien & Querulanten in Österreich kennt, weiß, dass sich das nie und nimmer ausgehen wird...
Der Zubau von Windkraft fand auch 2023 primär in 3 Bundesländern statt: Niederösterreich, Burgenland und Steiermark (auch in dieser Reihenfolge bezüglich Ausbau 2023) sind weiterhin die Top-Windkraft-Bundesländer.
In Niederösterreich waren zum Jahreswechsel 2.082 MW Leistung vorhanden, im Burgenland nette 1.411 MW und in der Steiermark 307 MW. Der Rest: Schweigen.
Die neuen Anlagen wurden zwar zuletzt deutlich teurer (daher waren 2023 auch die Ausschreibungen rechnerisch unattraktiv), bringen aber pro Anlage immer mehr Leistung: Betrug diese im Jahr 2000 noch 1 MW pro Windkraftwerk, liegt man 2024 im Schnitt schon bei 5,2 MW.
Nachdem die Windkraft gerade in der kalten Jahreszeit (Herbst, Winter) sehr ertragreich ist und in genau dieser der Strombedarf in Österreich besonders hoch ausfällt, wäre der Ausbau der Windkraft ein sehr brauchbares Mittel, endlich von den Stromimporten wegzukommen.
Mit dem Ausbau der Stromnetze (dringend notwendig!) sowie der in Österreich gut vorhandenen Möglichkeit der Überschussstromspeicherung (Pumpspeicherkraftwerke!) wäre ein deutlich stärkerer Ausbau der Windkraft dringend geboten.
Gerade in der kalten Jahreszeit hilft starkes Windaufkommen sehr, den Einsatz von Gas in der Stromerzeugung massiv zu reduzieren.
Die Politik wäre am Zug - aber es ist leider kaum anzunehmen, dass die Grünen hier versus der sehr unbeweglichen ÖVP in den restlichen Regierungsmonaten etwas weiterbringt. Und nach den Neuwahlen sieht das wohl auch nicht besser aus - vielleicht sogar im Gegenteil...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2024