Die Wahlkampftöne werden lauter und die Noch-Regierung (die es in dieser Zusammensetzung Ende 2024 nicht mehr geben wird) gibt sich demnach zum Jahresstart wieder einmal ein wenig populistisch und verlängert die schon 2022 beschlossene Strompreisbremse über den 1. Juli 2024 hinaus bis vorerst einmal 31.12.2024.
Schon die alte Variante war schweres Gießkannenprinzip: Bis maximal 30 Cent pro Kilowattstunde wurden da bis zu Preisen von 40 Cent/kWh bis maximal 2.900 kWh ersetzt - damit gab es Unterstützung vom den untersten Schichten bis zu Millionären.
Dass sich der Markt schon länger geändert hat (die Großhandelspreise für Strom lagen -trotz Wintersaison- zuletzt zumeist unter 10 Cent/kWh) ist der Regierung nicht entgangen. Immerhin reduziert man nun die maximale Bezuschussung auf 15 Cent (nach 30 Cent bis 30.6.24) pro kWh und den Maximalpreis für welchen eine Bezuschussung herangezogen wird von 40 Cent auf dann (1.7.2024) 25 Cent.
Tatsächlich sind aber die Strompreise mittlerweile schon im Sinkflug (wiewohl noch lange nicht auf dem Niedrigpreisniveau von z.B. Anfang 2021) und der Strompreisindex ÖSPI/Monat (der ÖSPI ist oft auch Grundlange für zukünftige Preiserhöhungen oder auch Preissenkungen) hat sich im Jahresvergleich Februar 2023 auf Februar 2024 um 53,7% reduziert. Ganz aktuell liegt dieser für Februar 2024 bei 91,31 Euro pro MWh - um fast 11% niedriger als noch im Jänner 2024...
Der Staat greift mit der Strompreisbremse nun weiterhin in einen mittlerweile funktionierenden Markt ein und lässt damit auch viel Steuergeld in Unternehmen (die ihm selbst, oft auch den Ländern und da und dort auch Aktionären) fließen, die sich mit der Strompreisbremse nicht sehr fürchten müssen, weiterhin überteuerte Tarife anzubieten. Da und dort sind die Strompreise in Österreich noch immer teurer als im (die letzten Jahre deutlich teureren) Deutschland - obwohl dort hohe Abgaben in Sachen Atomausstieg und Energiewende gegeben sind.
Gerade die Landesversorger sind nämlich (wohl auch ob der Strompreisbremse) weiterhin mit ziemlich fetten Tarifen unterwegs und ein Wechsel des Stromanbieters (der zwischendurch in der Krise oft gar nicht möglich war) ist schon viele Monate wieder höchst lukrativ.
Für die Strompreisbremse spricht eigentlich dieser Tage nur noch wenig - einzig die Menschen, die es nicht schaffen, sich über den Strompreis ihres Anbieters zu informieren bzw. diesen zu wechseln (was nicht wirklich kompliziert ist und zumeist viel Geld spart, Infos dazu im Energiesparbereich der Geldmarie) profitieren davon. Neben den Landesversorgern natürlich...
Ziemlich seltsam auch die Neuregelung bei der Gewinnabschöpfung bei Stromproduzenten: Für diese sind zwar in den Jahren 2024 bis 2027 dann 75% der Investitionskosten absetzbar, die "Übergewinnsteuer" wurde aber für Gewinne, die den Durchschnitt der Jahre 2018-2021 um mindestens 5% übertreffen, auf satte 40% erhöht. Ein Blödsinn, mit dem man primär die Finanzkraft von wachsenden Ökostromunternehmen schwächt...
Die Strompreise sind übrigens derzeit in Österreich hauptsächlich ob der erstaunlich guten Wasserführung der Flüsse sowie der (aktuell) guten Windstromsituation (vor allem in Deutschland) so günstig wie schon länger nicht mehr in der kalten Jahreszeit. Auch der Ausbau der Photovoltaik hat sich schon 2023 sehr positiv auf die Eigenproduktion ausgewirkt - dauert aber natürlich noch länger um ein wirklicher "Player" zu werden.
Noch eine gute Nachricht für Verwender von Erdgas: Auch hier sind die Großhandelspreise bzw. der ÖSPI-Gaspreisindex weiterhin auf Talfahrt: Im Februar 2024 beträgt dieser 30,86 Euro/MWh - ein Minus von 54,58% zum Vorjahres-Februar, fast -15% zum Jänner 2024. Die Gaslager in Europa (und auch in Österreich) sind nach wie vor fett gefüllt - erst 2025 (so die Ukraine den Transit-Gashahn aus Russland zudreht) könnte man sich diesbezüglich wieder Sorgen machen.
Nochmals zur "Strompreisbremse" und zur "Übergewinnabschöpfung": Bitte ersatzlos abschaffen.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2024