155.491 PKW mit (ausschließlich) Elektroantrieb waren zum Jahreswechsel 2023/2024 angemeldet. Das entspricht immerhin schon 3% der Gesamtzulassungen von Personenkraftwagen in Österreich. 2023 konnten sich die "Stromer" um 47.621 Stück vermehren, was dann prozentuell in Sachen Neuzulassungen ein netter Brocken von 19,9% darstellt.
Damit konnte man sogar die Anzahl der neu zum Verkehr zugelassenen Diesel-PKW erreichen, welche auf 46.568 Stück bzw. 19,5% Anteil schrumpfte und damit den Schrumpfkurs der letzten Jahre fortgesetzt hat. Aber: Im Gesamtbestand der in Österreich zugelassenen PKW sind es immer noch 49,9% Dieselfahrzeuge und auch noch 42,2% Benziner. Da sehen die 3% Elektroautos noch bescheiden aus und auch die 4,9% Hybridfahrzeuge (250.983 Stück) haben noch Aufholbedarf.
2024 wird sich die Aufholjagd der Elektroautos wohl etwas einbremsen und auch ein neuer Rekord bei den Neuzulassungen (wie in den letzten Jahren üblich) scheint derzeit sehr fraglich:
Die 2023 beschlossene Förderung beim Ankauf von E-Cars für Unternehmen läuft nämlich nur noch bis 31.3.2024 - nach einer Verlängerung sieht es hier aktuell nicht aus. Privatfahrzeuge mit Elektroantrieb (bis 60.000 Euro Brutto-Listenpreis) werden zwar auch 2024 in Österreich noch gefördert, nachdem Nachbar Deutschland hier schon die Förderung eingestellt hat, wird die Förderung für Private wohl auch nicht mehr lange in dieser Form (insgesamt bis zu 5.000 Euro) bestehen...
Neu allerdings ein Anreiz, den man auch als Privater via Autofahrerclubs geltend machen kann: Man kann sich das via E-Auto eingesparte CO2 ablösen lassen und damit wohl auch den einen oder anderen Hunderter lukrieren.
Auch Förderungen für Ladeinfrastruktur (bis 600 Euro), E-Motorräder (bis 2.300 Euro) sowie für die Errichtung von öffentlichen Ladestationen gibt es 2024 in Österreich wohl noch ganzjährig. Wie es dann 2025 weitergeht, wird dann schon eine neue Regierung beschließen.
Insbesondere der Wegfall von Förderungen für Unternehmen wird schon 2024 den Absatz von Stromern deutlich einbremsen. Immerhin rund 80% der neu zugelassenen Elektroautos waren in der Vergangenheit Firmenzulassungen - da lässt sich das E-Car neben der Förderung auch gut in der Buchhaltung einbauen...
Bei Privaten ist das E-Car nach wie vor kein Topseller. Nicht verwunderlich, denn nach wie vor ist der Hauptgrund für den Kauf eines PKW`s der Preis - und da sind vergleichbare Elektroautos noch immer rund doppelt so teuer wie ein Verbrenner. In der Mitte dieser beiden "Gegenpole" hat sich der Hybridantrieb positioniert und boomt auch ob der immer strenger werdenden Abgasvorschriften für die Autokonzerne.
Neben den noch immer zu hohen Preisen für Elektrofahrzeuge ist auch die Reichweitenangst oft mit ein Grund, warum E-Cars oft nur als Zweitwagen, selten aber schon als Familienfahrzeug angeschafft werden. Geringe Reichweiten (insbesondere in der kalten Jahreszeit schrumpfen diese oft deutlich) lassen Private dann oft doch noch einmal zum Verbrenner greifen - immerhin möchte man beim Italien- oder Kroatien-Urlaub nicht 2x laden müssen und wenn man als Wiener die Tante in Linz besucht, idealerweise gar keinen Ladehalt einlegen. Und wer weiß, ist da auf der Strecke überhaupt eine Ladestelle frei, funktioniert diese bzw. wie lange muss ich warten...
Wirklich günstige E-Cars gibt es zwar schon, bei Fahrzeugen, welche um 25.000 Euro herum angeboten werden, fehlt es aber immer noch an Platz für mittelgroße Familien und die Winter-Reichweiten liegen auch zumeist nur bei verlässlichen 150-200 Kilometern. In Zeiten der 5-bis-6-Liter-VerbrauchSUV`s also eher kein attraktives Angebot - es sei denn, man verwendet das Fahrzeug primär (und oft) für dazu passende Strecken.
Ein weiteres Argument von vielen "E-Auto-Kauf-Verzögerern" (wie auch die Geldmarie einer ist) ist auch die Hoffnung, dass auf dem Batteriesektor die Weiterentwicklung noch anhält und wirklich (preislich und räumlich) gleichwertige E-Cars schon in wenigen Jahren erhältlich sind. Kostet das E-Auto jetzt 25.000 Euro und schafft mit Müh und Not 200 Kilometer so wird sich dessen Wiederverkaufspreis in wenigen Jahren dann deutlich verringern - und auch das schreckt natürlich eiskalte Rechner ab, schon jetzt zu kaufen, wenn man 2028 fürs gleiche Geld 300 oder 400 Kilometer Reichweite kriegt...
Abschreckend wirken natürlich auch die noch sehr intransparenten Ladetarife unterschiedlichster Anbieter. Wer nicht zu Hause oder im Büro günstig laden kann, dem wird an so manchen Ladepunkten ob der Kosten ziemlich übel. Und gerade die hohen Ladekosten unterwegs sind für Private (bei denen die Stromrechnung nicht die Firma zahlt) oft noch ein Argument, sich von Elektroautos noch fern zu halten.
Wer allerdings eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat und das Fahrzeug auch primär zu Hause laden kann und auch viel mit dem E-Car unterwegs ist, der rechnet oft schon jetzt die gar nicht so einfache Vergleichsrechnung Ölprodukt versus Strom. Kann ein Fahrzeug dann auch noch als Stromspeicher verwendet werden, sieht die Rechnung (insbesondere in den Sommermonaten) noch verlockender aus.
Eine Hoffung, dass der Boom bei den Elektro-PKW weiter anhält ist zweifelsohne China. Der chinesische Hersteller BYD hat aktuell in Sachen Auslieferungen von Elektroautos sogar Branchenprimus Tesla schon überholt und ist auch in Österreich schon am Erobern von Marktanteilen. Saugt hier China (wo man auch über Menschenrechte oder staatliche Unterstützung durchaus überlegen sollte) zu viele Prozente ab, ist es aber sehr wahrscheinlich, dass schon bald höhere Zölle in Europa oder den USA eingeführt werden.
Viele westliche Hersteller (u.a. auch Tesla) reduzieren aber schon die Preise für bestehende Modelle und planen ebenso billigere E-Cars.
2024 werden sich die Elektroautos in Österreich im 1. Quartal wohl noch resch vermehren, danach ist aber (zumindest für das eine oder andere Jahr) durchaus ein Stagnieren der Zugewinne bzw. gar ein Abflauen der Neuzulassungen zu erwarten.
Auch wenn Elektroautos wohl die Zukunft gehört: Die Verbrenner sind noch lange nicht Geschichte!
Ad hoc-Meldung - Jänner 2024