Insbesondere der Osten Österreichs war in den letzten Tagen und Wochen ziemlich stürmisch. Was beim Durchschnittsösterreicher eher für Ärger bzw. für den einen oder anderen Sturmschaden sorgt, freut die Betreiber von Windkraftwerken umso mehr. Und sollte auch den Stromkonsumenten ein wenig freuen - schließlich sorgen gute Erträge von Erneuerbaren auch für günstige Strompreise...
In den letzten Jahren wird nämlich (wenn nicht gerade wie 2022 oder 2023 eine Energiekrise die Strompreise massiv antreibt) Strom immer häufiger aus Erneuerbaren gewonnen - und sind Wasser, Wind oder Sonne in Massen vorhanden, drückt das auch schon die Großhandelspreise deutlich nach unten.
Gerade in Deutschland lässt sich dies ob des starken Ausbaus von Photovoltaik und Windkraft sehr eindeutig beobachten - wird dort hingegen Gas, Steinkohle oder Braunkohle massiv verstromt und Strom auch importiert, so steigen auch bei uns die Preise an.
Gleich 3 Rekordtage setzte es im Jänner 2024 lt. IG Windkraft in Sachen Stromertrag. Zum Beispiel lag die Windkraft Simonsfeld im Jänner 2024 mit einem Stromertrag von 95 GWh um 36% über dem Plan, die oekostrom AG produzierte mit 18 GWh um 34% mehr als im erwarteten Jänner-Schnitt und auch die schon recht große WEB-Windenergie lag (trotz einiger schwächerer Erträge im Ausland) insgesamt 8% über den Windkraft-Zielen für den Jänner.
In Summe konnten im Jänner 2024 (lt. ISE Fraunhofer) in Österreich nur mit der Windkraft 1,16 TWh Strom produziert werden - das sind immerhin 20,6% der gesamten Stromproduktion in Österreich. Im Jänner 2023 waren es noch 876 GWh Strom - der Anteil betrug damals 21,5% und war nur höher, weil die Gesamtproduktion (deutlich weniger Wasserstrom) im Vorjahr auch niedriger war.
Das zeigt auch die Stromproduktion aus Wasserkraft, die in Österreich noch immer mit Abstand die wesentliche Komponente für die Stromproduktion sowie damit auch dem Strompreis ist: 2,56 TWh Strom konnten im Jänner 2024 via Laufwasserkraftwerken gewonnen werden - im Vorjahr waren es noch 1,62 TWh. Es gilt aber auch hier (wie auch für die Windkraft gilt) anzumerken, dass das nicht auf einen Ausbau der Kraftwerke zurückzuführen ist, sondern auf eine für Jänner ungewöhnlich gute Wasserführung (viel Regen und auch einige Schneeschmelze).
Für die Photovoltaik ist der Jänner im Normalfall sehr traurig - 2024 fing aber auch hier sehr fein an: Die 119 GWh (2,1% der Gesamtproduktion) Solarstrom sind gegenüber dem Jänner 2023 (der deutlich weniger sonnig war) fast eine Verfünffachung (Jan.23: 24 GWh)! Neben der günstigen Sonnenverhältnisse im Jänner 24 ist natürlich der auch 2023 starke Ausbau bei der Photovoltaik mit ein Grund für diese Ausnahmezahlen.
Die nächste gute Nachricht: Österreich dürfte auch im Jänner 2024 Exportland von Strom gewesen sein: ISE Fraunhofer vermeldet dafür eine Erzeugung von 5,60 TWh, welche einem Verbrauch von 5,31 TWh gegenüberstehen. Für einen Wintermonat absolut unüblich - da ist Österreich im Normalfall schon seit vielen Jahren Stromimporteur. So stand im Jänner 2023 eine Produktion von nur 4,07 TWh einem Verbrauch von 5,48 TWh gegenüber.
Die guten Erträge via Wasser, Wind und auch ein wenig Solar zeigen sich auch im "Erzeugungsmix" des Jänner 2024: Entfiel im Jänner 23 der Anteil der Erneuerbaren noch auf 73,1%, zog dieser im Jänner 24 auf 78,7% hoch.
Auch der Februar 2024 verläuft in Sachen Erneuerbare bisweilen ziemlich prächtig!
Schon 2023 konnte lt. ISE Fraunhofer die Stromerzeugung in Österreich deutlich "grüner" gestaltet werden: Starke 87% von 54,27 erzeugten TWh entfielen auf die Erneuerbaren. Mit diesen 54,27 TWh konnte man fast den gesamten Stromverbrauch (56,54 TWh) Österreichs darstellen. Mit viel Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und auch Biomasse (derzeit ziemlich vernachlässigt) scheint es 2024 endlich wieder einmal möglich, mehr Strom zu produzieren als zu verbrauchen. Da rinnt aber noch (hoffentlich) viel Wasser die Donau runter - einige Hitzewellen, Trockenperioden oder Windflauten sind wohl auch für 2024 einzukalkulieren.
Dass 2023 jedenfalls schon recht gut lief und die Erneuerbaren die Strompreise endlich wieder gedrückt haben, zeigen auch die Anteile von wichtigen Erneuerbaren im Vorjahr: Laufwasserkraft kam auf eine Produktionsmenge von 30,46 TWh (56,1%), Windkraft auf 8,26 TWh (15,2%), Speicherwasser auf 4,28 TWh (7,9%) und Photovoltaik immerhin schon auf 2,35 TWh (4,3%). Insbesondere der Anstieg bei Solar/Photovoltaik ist beachtlich (und wird sich 2024 noch ähnlich fortsetzen) - 2022 wurden noch 0,98 TWh (1,96%) Strom via Solaranlagen produziert. Und gespeicherter bzw. selbst verbrauchter Strom ist hier noch gar nicht eingerechnet!
Derart feine Jahre für Erneuerbare verdrängen natürlich Gas und reduzieren dadurch auch den Strompreis. Der Gasverbrauch bei der Stromerzeugung sank 2023 auf 6,45 TWh (nur noch 11,9% der Gesamtproduktion), 2022 wurden noch (teure) 10,15 TWh (20,3%) Strom mit Gas produziert...
Der Gasverbrauch hält sich ob der bisher zumeist warmen Witterung im Winter 23/24 auch in den Haushalten und Firmen in Grenzen - die Gasspeicher in Österreich sind aktuell noch zu 81% voll und der Winter liegt schön langsam in seinen letzten Zügen. Volle Gasspeicher für 24/25 sind demnach schon ziemlich fix - wie es mit den Russengas 2025 weitergeht (die Ukraine droht den Transit einzustellen), ist aber eine andere Frage...
Hohe Stromerträge durch Erneuerbare und dadurch reduzierter Gasverbrauch haben auch den Gaspreis auf ein erträgliches Niveau gebracht: Die MWh wird derzeit an der Gasbörse CEGH um 28-29 Euro gehandelt und auch die Futures-Kontrakte (mit denen Gashändler sich zukünftig Gas kaufen können) sind nur unwesentlich teurer (z.B. für Sommer 2025: 34 Euro).
Das impliziert auch endlich fallende Gaspreise für die Endkunden - hier sollte man sich (wie auch beim Strompreis) unbedingt nach günstigeren Anbietern umsehen!
Auch wenn die obigen News durchaus erfreulich anmuten und es 2024 sogar möglich scheint, dass Österreich endlich wieder einmal Stromexportland wird: Der Ausbau der Erneuerbaren geht nach wie vor zu lasch vor sich.
Genehmigungen für neue Kraftwerke (insbesondere Speicherkraftwerke, Laufkraftwerke, Windkraftwerke aber auch Photovoltaikanlagen) sind nach wie vor sehr mühsam und fressen wertvolle Zeit (und Geld) auf. Abgesehen von Bürgerinitiativen ist die Politik auch bei Widmungen und Förderungen säumig - und der (notwendige) Ausbau der Netze geht auch nur sehr schleppend voran.
Sich auf die guten Zahlen aus 2023 auszuruhen bzw. sich politischen Stillstand zu leisten (im Wahljahr 2024 durchaus wahrscheinlich) wäre in Sachen Erreichen von Klimazielen fatal. Schon jetzt hinken wir den Ausbauplänen für 2030 größtenteils massiv nach - einzig die Photovoltaikbranche hat ob der Katastrophen-Strompreise 2022 zumindest schlaue Rechner aufgeweckt und hier auch viele private Haushalte zum Umdenken bewegt. Aber auch in der Solarbranche scheint die Goldgräberstimmung schon wieder abzuflauen...
Dabei ist es evident, dass die Transformation des Energieverbrauchs in Österreich weiterhin von den Fossilen in Richtung Strom geht: So kommen laufend neue Elektroautos an den Start (wenn auch wohl weiterhin zögerlich), im Neubau werden aktuell unzählige Wärmepumpen (Stromantrieb!) verbaut und auch die Elektrolyseure (z.B. Wasserstoff für die Industrie) wird immer populärer. Darüber hinaus ist auch nicht fix, dass nicht einmal auch wieder ein Jahr/Winter kommt, der deutlich kälter ist als in den letzten Jahren...
Der kurz gesunkene Stromverbrauch ob extrem hoher Strompreise ist auch nur ein "Einmaleffekt", der wohl bei normalen Strompreisen gänzlich wegfällt.
Und während man mittels Photovoltaik den Eigenverbrauch in vielen Häusern deutlich reduziert und da und dort auch schon Speicherlösungen vorhanden sind bzw. Elektroautos auch schon bald da und dort als Stromspeicher dienen werden, wird der Strombedarf trotzdem ansteigen.
Der Umstieg auf Erneuerbare macht zwar in Summe den Strom bei der Herstellung deutlich günstiger als bei jeder fossilen Energieform oder auch bei Atomstrom - nachdem die ständige Verfügbarbeit von Sonne, Wasser und Wind aber nicht gegeben ist, sind Fossile wohl noch lange nicht gänzlich aus der Stromerzeugung raus.
Die Strompreise werden darob auch weiterhin stark schwanken: Von Negativpreisen bei viel Wind oder Sonne bzw. wenig Verbrauch in Deutschland, bei viel Wasser und Wind in Österreich bis hin zu hohen Preisen bei Dürre, Windflaute bzw. Bewölkung.
Nur der stärkere Ausbau des Netzes sowie von Speichermöglichkeiten (Pumpspeicher-KW!, bald auch E-Cars) wird so manchen Engpass locker überbrücken lassen.
2023 war einmal erfreulich, 2024 fängt sehr gut an - vielleicht geht sich ja 2024 tatsächlich einmal ein Stromexportjahr aus!
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Februar 2024