Es war in den letzten beiden Jahren gar kein Nachteil, viel erneuerbare Energie (hier insbesondere Wasserkraft) produzieren zu können: Das zeigt auch die aktuell vorgelegte Bilanz der Verbund AG für das Jahr 2023. Diese beinhaltet wieder absolute Rekordzahlen für den Energieproduzenten und Energieanbieter.
Schon 2022 waren die Preise für Strom explodiert und behielten lange Zeit des Jahres 2023 dieses hohe Niveau bei. Insbesondere bei den Terminmarktpreisen (zukünftige Preise) für Strom konnte der Verbund durch hohe Preise gute Erträge lukrieren. Bei den Spotmarkpreisen (kurzfristig) setzte es hingegen schon deutlich fallende Preise was sich beim Verbund im Vergleich zu 2022 schon negativ auswirkte.
In Summe überwogen aber die guten Einflussfaktoren deutlich: Auch wenn die Wasserführung im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt nur bei 98% lag, war dies im Vergleich zum Vorjahr (86%) eine massive Steigerung. Via Speicherkraftwerke konnten 9,6% mehr Strom als noch im Jahr davor erzeugt werden.
Die Stromerzeugung mittels Wasserkraft stieg somit um 3.755 GWh auf 30.509 GWh, auch Windkraft und Photovoltaikanlagen lieferten 2023 sehr fein. Die Ergebnisbeiträge seitens Gas Connect und APG waren auch positiv für den Verbund. Der durchschnittliche Absatzpreis bei der Eigenerzeugung aus Wasserkraft lag übrigens 2023 bei hohen 167,1 Euro pro Megawattstunde - ein Plus von 52 Euro zum schon sehr guten Vorjahr...
Negativ hingegen die schon erwähnten fallenden Spotmarktpreise, weniger Erzeugung aus thermischen Kraftwerken, Rückgänge beim Endkundengeschäft sowie auch die staatliche Gewinnabschöpfung.
In Zahlen gegossen sieht das so aus: Der Umsatz lag mit 10,45 Mrd. Euro noch 1% höher als 2022. Das EBITA zog um 42,1% auf 4,49 Mrd. Euro an, das EBIT lag mit 3,50 Mrd. Euro um 33,3% höher und das Konzernergebnis explodierte abermals um 32% von 1,72 Mrd. auf 2,27 Mrd. Euro.
Da geht sich somit auch für die Aktionäre eine fette Dividende aus: 3,40 Euro plus 0,75 Euro Sonderdividende (also 4,15 Euro pro Aktie) werden am 30.4.24 auf der Verbund-Hauptversammlung abgenickt. Das freut einerseits die Privataktionäre und auch wir als Republik Österreich (Anteil 51% am Verbund) profitieren, indem die Verbund-Dividende beim Budgetdefizit etwas gegensteuert. Der hohe Gewinn und die hohe Dividende wird aber mit einiger Sicherheit wieder für Raunzereien in diversen Foren sorgen...
Für 2024 gibt sich der Verbund etwas bescheidener: Ein EBITA von immer noch feinen 2,6 bis 3,3 Mrd. Euro sowie ein Ergebnis von 1,3 bis 1,75 Mrd. Euro wird derzeit erwartet bzw. angestrebt. Angesichts der stark gesunkenen Strompreise auf den Märkten immer noch ambitionierte Ertragszahlen.
Die ersten 3 Monate des Jahres werden wohl ob der derzeit für Winter sensationellen Wasserführung (plus viel Wind) sehr gut aussehen.
Ob der fallenden Strompreise war die Aktie des Verbund in den letzten Monaten deutlich negativ unterwegs: Im März 2023 zahlte man z.B. noch 82 Euro pro Aktie, im Dezember 2023 waren es deren noch 89. Mit Jänner und Februar 2024 ging es aber stark in den Keller und ein Tiefststand von 63 Euro wurde erreicht. Aktuell liegt das Papier wieder bei 67 bis 68 Euro - Kurse, die angesichts der hohen Gewinne durchaus gerechtfertigt sind. Leicht erhöht ging es am Donnerstag auch in den neuen Börsentag.
2024 wird der Verbund aber wohl ziemlich sicher schon etwas kleinere Brötchen backen müssen - schließlich ist man Teil des europäischen Markts. Und dort sorgt gerade der starke Ausbau von Alternativenergie immer häufiger für sinkende Strompreise. Gut so.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2024