Negative Nachrichten in Sachen Klimawandel kann man dieser Tage ohnehin genug lesen - also hier auch ein paar positive Fakten und Zahlen aus Österreich: Der massive Zubau von Photovoltaik in Österreich (getrieben primär von hohen Strompreisen ab dem Überfall der Russen auf die Ukraine) hat binnen weniger Jahre die Strompreise wieder massiv beruhigt und Österreich ist es sogar gelungen, in den ersten 3 Monaten des Jahres 2024 zum Stromexporteur zu werden. Darüber hinaus sind die Gaslager so voll wie nie zuvor nach einer Wintersaison...
Als 2022 die Energiepreise explodierten (und auch 2023 noch sehr hoch waren), waren die Elektriker und Photovoltaikfirmen plötzlich ruckzuck ausverkauft: Auch wenn die Preise für die Module plötzlich stiegen - alle mit ein wenig Geld am Bankkonto wollten plötzlich eine Photovoltaikanlage aufs Dach. Und sogar die teuren Speichersysteme (deren "finanzielle Rendite" noch immer zweifelhaft ist) gingen weg wie die warmen Semmeln...
2022 und auch noch 2023 waren Module oft ausverkauft, Personal für die Installation fehlte und die Wartezeiten auf die Montage einer Photovoltaikanlage waren oft sehr sehr lange. Auch dieser Tage werden noch neue Anlagen montiert, die vor einem Jahr bestellt wurden - aber zumindest sind die Lieferketten bei den Modulen wieder intakt und viele neue Photovoltaikanlagenbesitzer freuen sich über den Wegfall der MWSt. bei den Anlagen.
In Zahlen (lt. ISE Fraunhofer) gegossen sieht das bei der Nettostromerzeugung in Österreich via Solarenergie ziemlich spektakulär aus:
Wurden 2021 mit 0,84 TWh noch bescheidene 1,64% der Nettostromerzeugung mit Photovoltaik erzielt, waren es 2022 mit 0,98 TWh bzw. 1,96% nur ein wenig mehr. Die im Laufe des Jahres 2022 und 2023 montierten Neuanlagen ließen schon 2023 die Stromproduktion via Photovoltaik auf nette 2,35 TWh steigen, das sind immerhin schon 4,3% der Gesamtjahresproduktion.
Dass 2024 hier den Vorjahresrekord pulverisieren wird, zeigt sich schon an den aktuellen Daten bis 9.4.2024: 0,91 TWh Nettostromerzeugung via Solar sind schon jetzt ein Wert, der über der Jahreserzeugung 2021 liegt (und nur noch knapp hinter 2022). Auch wenn die ersten Monate des Jahres "sonnenscheintechnisch" ja eigentlich eher noch bescheiden sind (ab April geht es mit der Produktion erst so richtig los und bleibt dann bis September hoch) - auf 5,5% der Nettostromerzeugung kam man via Photovoltaik heuer schon in Österreich. Und da ist der Eigenverbrauch sowie die Speichermenge in den Hausakkus noch gar nicht inkludiert...
Im März 2024 lag die Nettostromerzeugung via Solarstrom in Österreich gar schon bei 8,7%, im April liegt sie bisweilen mit 12,6% schon zweistellig. Zahlen, die es in Deutschland (das seit vielen Jahren ob Atomausstieg und Kohleausstieg deutlich mehr in den Ausbau der Erneuerbaren investiert hat) schon ein paar Jahre gibt. Aber wir haben ja zum Glück auch noch die (derzeit sehr starke) Wasserkraft sowie die (heuer auch sehr solide) Windkraft.
Ob 2024 die Neuinstallation von Photovoltaik die feinen Zahlen aus 2023 erreichen wird, ist noch fraglich - Rekordzahlen bei der Stromproduktion aus Sonnenkraft sind aber fix. Vielleicht geht sich in den nächsten Jahren für die Photovoltaik schon ein zweistelliges Ergebnis beim Anteil an der Jahres-Gesamtstromerzeugng aus...
Vor dem Boom der Photovoltaik sah man bei der Stromlast in Österreich noch einen klaren Trend: Bis zur Mittagszeit steigt aber den frühen Morgenstunden die Stromlast immer deutlicher an, am Nachmittag geht diese dann ein wenig zurück und am Abend steigt diese dann (bis ca. 20h) wieder an um dann in der Nacht deutlich abzuflachen.
Nunmehr sieht man bei der Stromlast in Österreich nur noch eine Morgenspitze (ca. 8-9h) sowie eine Abendspitze (17-20h). Nach der Morgenspitze kommen nämlich die Photovoltaikmodule in Österreich so richtig in Schwung, erreichen um ca. 12-14h ihre Bestwerte (aktuell schon Leistungen von über 3.000 MW - das schlägt oft schon die Windkraft-Leistung) und lassen dann bis in den Abend laufend etwas nach. Damit ist die einstige Mittagsspitze bei der Stromlast an sonnigen Tagen Geschichte - auch so manches Speichersystem trägt hier wohl dazu bei, dass die Last deutlich niedriger ausfällt und der Stromverbrauch (als Netzbezug) in Österreich rückläufig ist.
Darüber hinaus darf man natürlich nicht vergessen, dass insbesondere viele "stromfressenden" Unternehmen ihre Dächer bzw. Gelände zuletzt massiv mit Photovoltaikmodulen zugepflastert haben und damit einen starken Anteil an der Reduktion des Stromverbrauchs aber auch am Steigen der Stromproduktion via Solartechnik haben. Auch Behörden und Gemeinden wachen hier langsam auf.
Der Riesenboom der Photovoltaik sorgt aber auch für Probleme im Netz: Die riesigen Mengen an Ökostrom fordern die Netze derart, dass es bei Neugenehmigungen da und dort auch schon ein "No" gibt bzw. die Anlage kleiner dimensioniert werden muss. Solarstrom und Windstrom sind ja leider nicht rund um die Uhr gleichmäßig vorhanden - und etwaiger Überschussstrom muss ja auch irgendwo (z.B. in den Alpen für Pumpspeicher-Kraftwerke) hinfließen können. Politik und APG sind hier stark gefragt.
Nachdem der Strombedarf aber in den Zeiten des Sonnenscheins (also tagsüber) deutlich höher ist als in der Nacht und die Sonne auch dann besonders lang strahlt, wenn bei uns im Sommer bzw. Herbst die Flüsse immer trockener werden (dieses Problem wird sich wohl ob Hitzerekorden intensivieren - die Gletscher bzw. Schneedepots werden immer weniger), ist der weitere Ausbau bei Photovoltaik/Solar absolut notwendig.
Die deutlich höheren Mengen an Sonnenstrom (plus Wind, plus derzeit gute Wasserführung) haben auch noch weiter Vorteile: So sind an sonnigen Tagen die Preise an den Strombörsen gerade in den einstigen teuren Zeiten (11-16h) besonders niedrig und mehr Sonnenstrom bedingt auch, dass deutlich weniger Gas "verstromt" werden muss.
Der Boom der Photovoltaik in Österreich hat zwar traurige Gründe (Ukraine-Krieg), die Energiekrise sorgte aber auch bei vielen Menschen für ein Umdenken und führte hin zu ein wenig Selbstversorgung bzw. sogar Autarkie. Österreich hat damit gute Chancen, 2024 endlich wieder zum Stromexporteur zu werden. Nachdem wir bei den Klimazielen sowieso schon weit hinten nachhinken, sieht es bei Strom derzeit sogar gar nicht so übel aus. Österreich Strombilanz steht und fällt aber nach wie vor mit der Wasserkraft.
Ad hoc-Meldung - April 2024