Nach ganz schwachen Jahren im Neuwagenhandel bei PKW konnte man sich 2023 in Österreich zumindest über einen Zuwachs gegenüber 2022 freuen: 239.150 neu zugelassene Personenkraftwagen (davon immerhin schon 47.621 Stück mit reinem Elektroantrieb) erfasste die Statistik Austria. 2024 scheint aber schon wieder ein eher trauriges Jahr für den Autohandel zu werden - von +353.000 neuen PKW (wie 2017) ist man wohl wieder meilenweit entfernt und es droht sogar ein Minus gegenüber dem (im langjährigen Vergleich) auch schwachen Jahr 2023.
Von Jänner bis März 2024 wurden in Österreich 63.263 PKW neu zum Verkehr zugelassen - ein kleines Plus von 0,3% gegenüber 2023. Deutlich besser sah das bei den LKW der Klasse N1 aus, wo mit 8.755 LKW N1 immerhin ein Zuwachs von 25,9% erreicht wurde. Ein Zeichen dafür, dass es in der Lieferbranche wieder etwas mehr LKW benötigt.
Bei den Antriebsarten hatte in den ersten 3 Monaten 2024 der Benzinmotor mit 20.520 Stück noch die Nase vorne - musste aber im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 6,6% hinnehmen.
Auf Platz 2 bei den Antriebsarten folgt schon (recht knapp) der Hybridantrieb (Diesel und Benzin zusammengerechnet): 19.240 Stück sind hier ein nettes Plus von 12,7% gegenüber dem Vorjahreswert. Vorschriften in Sachen Abgaswerte für die Hersteller sind hier wohl (neben ökologischen Motiven der Käufer) nicht unwesentlich für den Boom bei den Hybrid-PKW.
Auch wenn die Dieselpreise an den Tankstellen nun schon längere Zeit über den Benzinpreisen liegen (das hat sich zuletzt aber zumindest ein wenig angenähert) und der Dieselmotor schwer in Verruf geraten ist, wurden von Jänner bis März 2024 immerhin 12.691 Stück neue Diesel-PKW verkauft. Das Minus liegt hier im Dieselland Österreich aktuell nur bei -0,7% gegenüber 2023.
Schlecht sieht es hingegen für die reinen Elektroautos aus: Der Boom scheint nun einen vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Mit 10.802 neuen E-PKW`s liegt man nach 3 Monaten sogar hinter den Vorjahreszahlen - 3,9% beträgt das Minus. Durchaus möglich, dass die Neuzulassungen von Elektroautos 2024 in Österreich erstmals hinter den Vorjahreszahlen landen werden.
Bei den Elektroautos hat Tesla ja wahrlich Pionierarbeit geleistet. Insbesondere steuerlich begünstigte Ankäufe durch Firmen haben dafür gesorgt, dass so mancher Firmenchef mittlerweile im Tesla sitzt.
Für Tesla sieht es derzeit aber nicht mehr so rosig aus: Mit 2.506 verkauften Fahrzeugen im ersten Quartal 2024 liegt man in Österreich um 7,6% hinter dem Vorjahreszahlen. Als Marke bzw. auch als Type ist man zwar nach wie vor Elektroauto-Marke Nr. 1 (Model Y führt die Typenwertung bei den E-Cars mit 1.962 Stück an), der erste große Boom scheint aber vorbei.
Das zeigen auch aktuell anstehende Kündigungen bei Tesla sowie die Aktienkurse: Bezahlte man 2021 noch 350 Euro für eine Tesla-Aktie, so kann man diese aktuell auch um 150 Euro bezahlen. Hier haben wohl viele "Auf-den-fahrenden-Zug-Aufspringer" schon kräftig Geld verloren.
Nicht nur der stagnierende Elektro-PKW-Markt macht Tesla Sorgen: Auch das starke Aufkommen des chinesischen Autobauers BYD (der 2023 schon -weltweit gesehen- Nr. 1 bei den Verkäufen war) zeigt, dass man den Markt schon länger nicht mehr als Quasi-Monopol betrachten kann.
Auch in Österreich ist BYD mittlerweile angekommen und hat in den ersten 3 Monaten immerhin 682 Fahrzeuge an den Mann oder die Frau gebracht. Damit liegt man in der Elektro-PKW-Wertung hinter Tesla, BMW und Audi schon auf Platz 4 und hat VW schon auf Platz 5 verwiesen. Dabei sei angemerkt: Wirklich billig ist ein BYD aber auch nicht...
Wiewohl sich die Zuwachskurve bei PKW in Österreich schon länger deutlich abgeflacht hat, dürfte der Zuzug nach Österreich weiterhin für steigende Bestandszahlen bei PKW sorgen:
Waren zum Jahresultimo 23/24 noch 5,185 Mio. PKW in Österreich zugelassen, so waren es Ende März 2024 schon 5,198 Mio. Stück.
Seit einer gefühten Ewigkeit führt hier der Dieselantrieb bei den PKW die Statistik an: 2,57 Dieselmotoren haben per Ende März 2024 einen Anteil am Gesamtbestand von immer noch 49,4%. Dieser Anteil lag aber 2016 noch bei 57% - und sinkt seither Jahr für Jahr deutlich.
2,19 Mio. PKW sind in Österreich mit Benzinantrieb unterwegs. Das entspricht einem Anteil von 42,1%. Hier ist die Tendenz zwar auch fallend - aber deutlich weniger rasch fallend als beim Diesel.
Hybridantrieb (mit Diesel und Benzin) kommt immerhin schon auf rund 269.000 PKW (das entspricht 5,1% des Gesamtbestands) und reine Elektroautos haben sich bisweilen 166.000 Stück nach Österreich gewagt, was 3,2% des Bestands darstellt. Hier ist auch hinkünftig mit Steigerungen zu rechnen (bei beiden Antriebsarten), bis man aber in den Bereich von Diesel bzw. Benzin kommt, werden noch viele Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) vergehen.
Der Verkehr bleibt damit ein Hauptproblem in Sachen CO2-Emissionen in Österreich - die Abgase seitens PKW-Flotte sind hier leider nur sehr langsam rückläufig. Dass daran nicht einmal Benzin- oder Dieselpreise von 2 Euro oder mehr ändern, hat sich schon 2022 gezeigt...
Der PKW wird aber Jahr für Jahr immer mehr zum Luxusgut - das zeigen nicht nur höhere Steuern sondern auch die in den letzten Jahren massiv gestiegenen Anschaffungskosten für Neuwägen. Viele alte Kraxn werden daher wohl noch länger im Betrieb sein, was auch den Wechsel auf weniger schädliche Antriebe verzögert.
Nicht vergessen darf man in diesen Betrachtungen auch den LKW-Verkehr: Hier wird die Antriebsart Diesel noch lange dominant sein und die CO2-Bilanz Österreichs hängt auch stark vom Tanktoursimus ab. Billige Diesel-Preise in Österreich haben die LKW-Flotten lange in Österreich zum Tankstopp eingeladen - gut für die Steuereinnahmen, schlecht für die Umweltbilanz... Seit 2022 hat sich der Tanktourismus aber (ob höherer Dieselpreise in Österreich) schon etwas eingebremst und auch so manches Nachbarland hat wieder günstigere Dieselpreise.
Abschließend sei festgestellt: Auch wenn der Neuwagenhandel in Österreich weiter schwächelt - den heimischen Autowerkstätten wird auch in nächster Zukunft nicht langweilig werden. Und der E-Car-Boom kriegt derzeit eine Delle, deren Ausmaß noch nicht seriös beurteilt werden kann.
Ad hoc-Meldung - April 2024