Der Boom bei der Photovoltaik hat auch seine Schattenseiten: Während sich die meisten Menschen über deutlich gesunkene Strompreise freuen, so erhalten viele Besitzer von Photovoltaikanlagen dieser Tage negative Nachrichten - die Einspeisetarife bei den meisten Stromabnehmern sinken deutlich.
So teilt gerade die Energie AG Oberösterreich rund 20.000 Photovoltaikstrom-Einspeisern mit, dass die Verträge mit Ende Juni von aktuellen 15,73 Cent pro eingespeister Kilowattstunde gekündigt werden. Der neu angebotene Tarif (gebunden an aktuelle Strompreise) würde sich dann auf rund 3 bis 4 Cent pro kWh reduzieren - was naturgemäß viele Überschussstromeinspeiser ziemlich ärgert. Insbesondere wenn man dann den Vergleich "Preis Strombezug" - "Ertrag Einspeisen" heranzieht...
Gerade in den letzten beiden Jahren (bei noch sehr hohen Stromabnahme- und Stromeinspeisetarifen) haben sich extrem viele Haushalte eine Photovoltaikanlage installieren lassen (oft auch überdimensioniert) und sehen nun die einstige Kalkulation in Gefahr. Der ökologische Aspekt war in den letzten Jahren nur selten ein Grund für die Neuanschaffung vieler Photovoltaikanlagen - vielmehr konnte man sich ob der hohen Preise recht leicht ausrechnen, dass sich diese Anlage schon sehr bald rechnen wird...
Stark gekürzte Abnahmetarife werfen die einstigen Kalkulationen natürlich um einige Jahre nach hinten, zeigen aber wiederum auf, wie wichtig der intelligent gestaltete Eigenverbrauch bei Photovoltaik ist. Und auch, dass man die Anschaffung einer Photovoltaikanlage primär langfristig betrachten sollte...
Bei den Einspeisetarifen gibt es nach wie vor sehr große Unterschiede - halbwegs brauchbare Tarife gibt es aber zumeist nur, wenn man vom gleichen Unternehmen auch den Strom bezieht. Einige Tarife finden Sie gleich bei den Linktipps ganz unten auf dieser Seite. Bei der E-Control kann man übrigens schon länger auch eine Gesamtkalkulation (Strombezug+Einspeisen) vornehmen - da kommen oft überraschende Resultate zutage!
Es gilt unbedingt festzuhalten: Auch wenn die aktuell massenhaft vorkommenden Senkungen bei den Einspeisetarifen sehr verärgern - sie resultieren primär aus einer Sondersituation am heimischen Strommarkt.
So freuen sich die heimischen Wasserkraftwerke schon das ganze Jahr über eine ausgezeichnete Wasserführung, der Wind (Windkraftwerke!) wehte bisweilen prächtig und die Solarleistung hat sich im Vorjahresvergleich nahezu verdoppelt. Gas zur Stromerzeugung wird an vielen Tagen gar nicht mehr benötigt und ist zwischenzeitlich auch deutlich günstiger geworden. Österreich ist 2024 auf dem besten Weg, endlich wieder Stromexporteur zu werden.
Scheint die Sonne in Österreich (und auch im solarstarken Deutschland), gibt es mittlerweile insbesondere untertags hohe Stromüberschüsse. Das führt klarerweise zu niedrigen Marktpreisen, ja sogar zunehmend ein paar Stunden lang zu negativen Börsenpreisen. Insbesondere an sonnigen Wochenenden (an denen der Stromverbrauch immer niedriger ist) resultieren aktuell fast immer stundenweise (Mittagszeit bis in den Nachmittag hinein) Negativpreise. So manches Kraftwerk wird dann vom Netz genommen. Dass die Abnehmer von Überschussstrom derzeit die Einspeise-Tarife absenken, widerspiegelt also durchaus die Marktbedingungen - auch wenn man über die Tarife natürlich diskutieren kann und soll.
War die Strompreisspitze noch vor 2 Jahren um die Mittagszeit, so sind nun an sonnigen Tagen die Morgen- und Abendstunden (wenn die Sonne nicht mehr oder nur noch etwas scheint) die neuen Spitzenzeiten...
Da aktuell alle 3 wichtigen Ökostromquellen Österreichs (Wasser, Wind und nun auch Photovoltaik) kräftig produzieren, wirkt sich dies natürlich stark preissenkend aus. Das ist allerdings nur eine Momentaufnahme und kann sich schon rasch ändern:
Kriegen wir nämlich wieder einen trockenen Hitzesommer, reduziert sich der Wasserkraftanteil massiv und Photovoltaikstrom wird wieder mehr gefragt sein. Im Sommer gibt es im Normalfall auch deutlich weniger Wind.
In normalen Zeiten führen die Flüsse nur im Frühling (Schneeschmelze) und nach Niederschlägen viel Wasser - reduziert sich in Österreich die Wasserkraft, wird Solarstrom wieder dringend benötigt. In den Wintermonaten (November bis Februar) reduziert sich dann aber auch die Sonnenkraft massiv (bei mir fallen die Photovoltaik-Erträge in diesen Monaten auf rund 20% der Sommererträge) - und auch die vielen zuletzt montierten Stromspeicher-Batterien sind dann zumeist leer.
Als derzeit verunsicherter "Photovoltaik-Anlagen-Investor" darf man also durchaus auf wieder steigende Strompreise hoffen - und sollte aktuell primär darüber nachdenken, wie man den Eigenverbrauch sinnvoll optimiert. Schon im Sommer werden die Tarife wieder anziehen, im Winter ist an vielen Tagen wieder mit Strommangel zu rechnen, der dann -relativ teuer- mit Gaskraftwerken oder Stromimporten kompensiert wird.
Auch wenn der Netzausbau nun dringend vorangetrieben werden muss (auch um "Stromverschwendung" zu vermeiden) und wohl auch noch einige Pumpspeicherkraftwerke in Österreich notwendig werden - die aktuelle Panik bei vielen Photovoltaikstrom-Einspeisern ist nicht angebracht.
An (auch untertags) stark schwankende Strompreise sollten wir uns rasch gewöhnen. Der Tarifvergleich bezüglich Strombezug und Stromeinspeisung wird jedenfalls immer wichtiger - prüfen Sie also unbedingt laufende Ihre aktuellen Konditionen.
Tarife mit Stundenabrechnung (für Bezug und Einspeisen) werden wohl immer populärer - so man z.B. ein Elektroauto in der Garage hat, kann man das schon jetzt oft stundenweise (so man einen entsprechenden Tarif hat) gratis (oder sogar mit kleinem Gewinn) aufladen...
So Stromspeicher nicht teurer werden, sind diese auch bald eine sehr interessante Option. Selbiges gilt auch für Energiegemeinschaften, die oft mehr für eingespeisten Strom zahlen als die klassischen Landesversorger.
Ad hoc-Meldung - Mai 2024Geldmarie-Linktipps: