2022 ist die Solar- bzw. Photovoltaikbranche erstmals so richtig abgehoben. Lief der Ausbau bei der Photovoltaik viele Jahre nur mau, gaben die Verwerfungen auf dem Strommarkt ob des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 der Branche starken Auftrieb. Plötzlich dachten fast alle darüber nach, ob es nicht doch Sinn machen könnte, sich eine Photovoltaikanlage auf das Hausdach montieren zu lassen bzw. sogar halbwegs die "Stromautarkie" (inkl. Speicher) zu erreichen.
Blöd dabei nur: Es gab für die expolodierende Nachfrage deutlich zu wenig Module im Lande bzw. auch die Anzahl der Elektriker und Installateure im Bereich Photovoltaik war deutlich zu gering. Und wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, steigen gemäß Gesetz der Marktwirtschaft auch die Preise für die Leistung...
Viele Projekte in Sachen Solarenergie privater und gewerblicher Interessenten wurden daher auf 2023 verschoben und 2023 beruhigten sich dann auch die Lieferketten und Photovoltaikanlagen (oft auch mit einem Speichersystem kombiniert) wurden wieder billiger.
2023 war für die Photovoltaik ein Prachtjahr: Mehr als 2 TWh Leistung wurden neu installiert und das Jahr 2023 konnte mit einer Leistung von insgesamt 5,88 TWh erfolgreich beendet werden.
Auch im Handel blieb der Boom bzw. die riesige Nachfrage natürlich nicht verborgen und so schoss eine Solar- bzw. Photovoltaikfirma nach der anderen aus dem Boden.
"What goes up, must come down" ist ebenso eine Regel im Wirtschaftsleben (und nicht nur dort). Die alten und neuen Unternehmen im Bereich Photovoltaik haben 2022 und 2023 kräftig die Lager befüllt - dies wohl noch zu Preisen, die deutlich über den Preisen liegen, die man heute für ein Modul zahlt. Mittlerweile überschwemmt China nämlich schon wieder den Markt - und das Angebot übersteigt wohl mittlerweile schon wieder die Nachfrage.
Auch wenn die Nachfrage noch immer deutlich höher ist als z.B. noch 2021 - die meisten Menschen, welche sich eine Photovoltaikanlage leisten können, haben sich schon 2022 oder 2023 eine solche installieren lassen. Und auch im Bereich der Unternehmen ist wohl der erste große Schwung abgearbeitet.
Somit liest man dieser Tage plötzlich von ersten größeren Pleiten in der Branche (z.B. Suntastic. aus Niederösterreich) und der gerade noch auf Expansionskurs gewesene Vorzeigebetrieb Fronius (aus Oberösterreich, bekannt insbesondere für Wechselrichter) muss 350 Mitarbeiter kündigen.
Bei den Pleiten von Photovoltaik-Betrieben hört man immer wieder: Die Lager sind übervoll und die Preise derzeit zu niedrig - ein klarer Hinweis darauf, dass man 2022 bzw. 2023 viel zu teuer eingekauft hat. Mengen, die man zu den Einkaufspreisen nicht mehr halbwegs vernünftig verkaufen kann...
Da waren wohl wieder einige Leute schlicht zu gierig - dass auf einen Riesenboom dann oft schon bald ein Einbruch (der laut diverser Meldungen zwischen 15 bis 40% im Vergleich zu 2023 beziffert wird) folgt, sollte seriösen Kaufleuten eigentlich bekannt sein.
Wiewohl es auf dem Photovoltaik-Markt 2024 wohl zu einer deutlichen Bereinigung kommt - 2024 wird trotzdem wieder ein Superjahr in Sachen Erneuerbare Stromerzeugung. 2024 wird der Ausbau der Photovoltaik wohl nicht die Rekordzahlen aus 2023 erreichen, der Zubau wird aber (auch ob des Wegfalls der Mehrwertsteuer sowie der günstigeren Modulpreise) wiederum sehr hoch ausfallen.
An sonnigen Tagen bzw. an Tagen mit wenig Energiebedarf (primär am Wochenende) drehen die Spotmarktpreise an den Strombörsen zur Mittags- bzw. Nachmittagszeit ob der vielen Solarstromeinspeisung oft sogar schon ins Minus. Das wäre vor 3 Jahren noch völlig undenkbar gewesen - da war die Mittagszeit in der Regel noch die Zeit des teuersten Strombezugs.
Dies wirkt sich natürlich auch negativ auf die Einspeisetarife aus - sind diese gering, fällt so manche Kalkulation einer Neuanlage schlechter aus als noch vor einigen Monaten. Auch wenn dies wohl viele Interessenten derzeit abhält, eine Neuanlage zu bestellen: Sehr wesentlich ist der Eigenverbrauch einer Anlage - Einspeisen ist dann nur die Butter aufs Brot...
Der Peak bei der Neuinstallation scheint demnach 2023 erreicht worden zu sein - 2024 wird trotzdem ein feines Jahr in Sachen Neuinstallation. Das dies ob Fehlkalkulationen beim Einkauf sowie dem aktuellen Preisverfall nicht bei allen Firmen ankommt, wird den Markt in den nächsten Jahren wieder bereinigen bzw. normalisieren.
In der Politik sollte man dieser Tage nicht über Förderungen nachdenken (eine Photovoltaikanlage zahlt sich auch zukünftig ziemlich sicher aus!) - vielmehr sollte man die "Modulschwemme" aus China mit deutlich höheren Zöllen reduzieren.
Es wäre nämlich auf längere Sicht kein Fehler, wenn wir uns die für die Energiewende notwendige Technik selbst produzieren und die Abhängigkeit von China deutlich reduzieren. Man denke diesbezüglich nur an die Abhängikeit von Gas...
Ad hoc-Meldung - Juni 2024