Schon 2023 waren die Preise für Strom und Gas (nach dem Preisschock 2022) deutlich im Sinken. In der ersten Jahreshälfte 2024 hat sich dies noch fortgesetzt, schön langsam deuten die Preiskurven an den Strom- und Gasbörsen aber wieder nach oben. Teilweise sogar deutlich.
Für uns Endkunden kann es aber noch ein wenig dauern, bis höhere Börsenpreise auch ankommen - immerhin wird Strom (und auch Gas) von den größeren Anbietern im Regelfall schon lange vorher eingekauft.
Oft orientieren sich die Preise am heimischen Strompreisindex ÖSPI, welcher zuletzt noch im Sinken war: Der monatliche ÖSPI August 2024 lag z.B. 5% unter dem ÖSPI aus dem Juli 2024 und nette 25,5% hinter dem Wert aus dem August 2023. Mit 69,73 Euro pro MWh (= 6,97 Cent pro KWh) kann man sogar von einem günstigen Preis sprechen.
Dass aber die Strompreise in Zukunft wohl immer saisonaler werden, zeigt schon der ÖSPI auf Quartalsbasis, welcher sich für das 3. Quartal 2024 im Vergleich zum 2. Quartal 2024 um 22,6% erhöht hat. Im Vergleich zum 3. Quartal 2023 liegt dieser aber mit 77,49 Euro pro MWh immer noch um 31,9% tiefer.
Der ÖSPI auf Jahresbasis zeigt, dass man zwar aktuell mit 88,73 Euro deutlich (-47,53%) hinter hohen Preisen aus dem Vorjahr liegt, aber sehr wohl steigende Strompreise erwartet.
Sehr gute Wasserführung, extrem viel Zubau bei der Photovoltaik und auch gute Windverhältnisse machen das "Stromerzeugungsjahr 2024" in Österreich bisweilen zum Jubeljahr.
Von bisher (bis 6.8.2024) produzierten 37,89 TWh entfallen gar 34,89 TWh auf Erneuerbare Energieträger - das übersteigt bisweilen sogar den Strombedarf von 32,93 TWh (Daten: ISE Fraunhofer, ENTSO-E).
Ständige Regenfälle in den Bergen (und im Frühling die Schneeschmelze) lassen die Laufwasserkraftwerke in Österreich 2024 sehr fein rotieren und sorgten bisweilen für 54,8% der hohen Stromproduktion Österreichs. Der Wind (wird im Herbst/Winter dann wieder stärker) trug da bisweilen nette 15,3% bei und Speicherkraftwerke liegen bei soliden 7,8% der Produktion.
Sensationell die Entwicklung bei der Stromproduktion durch Photovoltaik, welche aktuell zu 10,7% der Jahresproduktion beigetragen hat und schon jetzt fast doppelt soviel Strom produziert hat, wie im Gesamtjahr 2023. An vielen Tagen bringt die Photovoltaik die Netze mittags bis nachmittags sogar schon an die Kapazitätsgrenzen und produziert mehr als die Hälfte des aktuellen Strombedarfs - da ist die APG bzw. der Netzausbau schon jetzt sehr gefordert. Auch die neuen Stromspeicher in vielen Haushalten mit Photovoltaik reduzieren die am Strommarkt benötigten Mengen - sind aber wohl noch überschaubar...
Das führt im kurzfristigen Stromhandel oft sogar schon zu Negativpreisen - insbesondere an sonnigen Wochenenden (= weniger Stromverbrauch, da die Firmen zumeist geschlossen sind) gibt es um und nach der Mittagszeit oft Negativpreise, welche man mit einem Floater-Stundentarif (haben noch wenige) z.B. zum günstigen E-Auto-Laden etc. verwenden könnte.
In den nächsten Monaten sollte man aber mit Floatertarifen vorsichtig sein: Die aktuell eher niedrigen Strompreise sind eher dem bisherigen Ausnahmejahr 2024 (Wasser, Wind, Solar) geschuldet - und auch dem daraus resultierenden geringen Verbrauch von Gas in der Stromerzeugung.
Auch wenn die Stromproduktion aus Gas bisweilen noch bei bescheidenen 6,9% der Jahresstromproduktion Österreichs liegt: Gas bleibt noch längere Zeit eine relevante Größe bezüglich Strompreis. Und die Gaspreise sind in den letzten Wochen und Monaten schon wieder recht fest angezogen und werden in den kälteren Monaten auch in der Strompreisgestaltung wieder eine wesentliche Rolle einnehmen.
Langsam -aber sicher- werden auch die heimischen Flüsse über den Sommer wieder leerer und die Sonnenstunden bzw. die Sonnenintensität nimmt deutlich ab - wenn dann auch kein Wind weht, laufen die (im heurigen Frühjahr und bisherigen Sommer kaum gebrauchten) Gaskraftwerke wieder auf Hochtouren.
Weniger Stromproduktion = höhere Strompreise. Hinzu kommt auch noch das Gaspreisrisiko, welches in Österreich ob des Ukraine-Transits besonders hoch ist. Für den Winter 24/25 muss man sich aber zumindest versorgungstechnisch keine Sorgen machen, die Gasspeicher sind schon 88% voll, was fast einem Jahresbedarf Österreichs entspricht. Fallen die Lieferungen aus Russland aber 2025 weg, wird der Gaspreis in Österreich aber wohl weiter anziehen und dann auch den Strompreis mitziehen.
Österreichs Stromversorgung steht und fällt aber mit den Laufwasserkraftwerken. Die bisher hervorragende Wasserführung (und auch Wind und Solarkraft) lassen es schon fast sicher erscheinen, dass Österreich 2024 endlich wieder ein Stromexportland wird. Mit sehr viel Glück geht sich sogar schon 2024 erstmals ein "100% rechnerische Erneuerbarenstromproduktion vom Inlandsverbrauch" aus - die Zielerreichung wäre hier zwar erst für 2030 vorgesehen, es ist aber noch lange nicht fix, dass man 2025 auch nur annähernd viel Strom aus Erneuerbaren produzieren kann...
Auch darum ist die Geldmarie in Sachen Strompreis für die nächsten Monate bzw. für das nächste Jahr eher der Ansicht, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit die Strompreise schon bald anziehen werden. Sich da jetzt einen günstigen Fixtarif (vielleicht auf 1 oder 2 Jahre garantiert) zu sichern, ist wohl kein Fehler. Und langsam sinken auch hierzulande die Wasserstände...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - August 2024