Dass das erste Halbjahr 2024 in Sachen Grünstromproduktion ein Ausnahmejahr war, haben wir ja schon festgestellt. Die sehr günstigen Bedingungen für Wasserkraftwerke, Windräder sowie der massive Ausbau bei der Photovoltaik hat der (grünen) heimischen Stromproduktion ein sensationelles Halbjahr beschert und auch im Juli 2024 lief die Grünstromproduktion ausgezeichnet.
Per 30.08.2024 halten wir in Österreich lt. ISE Fraunhofer im Gesamtjahr 2024 (siehe Linktipp, Daten von ENTSO-E) bei einer Produktion von 41,26 Terrawattstunden Strom. Davon entfallen tolle 38,16 TWh (92,5%) auf Erneuerbare wie Wasser, Wind, Solar oder Biomasse und nur 7,5% auf Fossile Erzeugungsmethoden (primär Gas).
Der heimische Stromverbrauch liegt hingegen "nur" bei 36,49 TWh. Stellt man den Verbrauch der Produktion von Erneuerbaren gegenüber, kommt man aktuell auf sensationelle 104,6% Erneuerbare = das 100%-Ziel für 2030 wäre bisweilen sogar erreicht!
22,61 TWh (54,8%) entfielen bisweilen auf das wichtige Laufwasser - die heimischen Flüsse waren die meiste Zeit des Jahres 2024 bisweilen sehr gut bis sensationell gut gefüllt. 6,10 TWh (14,8% der Produktion) konnten bisweilen von Windkraftwerken produziert werden.
Aufsteiger des Jahres (und wohl auch der nächsten Jahre) ist die Photovoltaik- bzw. Solartechnik, welche auf 11,4% der Produktion kommt, was 4,70 TWh entspricht und derzeit schon für Platz 3 reicht. Im ganzen Jahr 2023 wurden übrigens 2,34 TWh (4,31% der Gesamtproduktion) via Photovoltaik beigesteuert. Somit hat sich die Photovoltaikproduktion schon jetzt im Jahresvergleich verdoppelt und wird sich wohl bis zum Jahresende noch verdreifachen...
Hier noch gar nicht berücksichtigt: Die vielen Speicher, die in den letzten 2 Jahren in den Privathaushalten zusätzlich zur neuen Photovoltaikanlage installiert wurden und den Strombedarf aus dem Netz reduzieren.
3,30 TWh Strom (8%) wurden in Österreich bisweilen mit Speicherwasser produziert - das ist insbesondere in Zeiten von Stromengpässen nach wie vor sehr wichtig.
Ebenso wichtig bleibt noch für die nächsten Jahre leider Erdgas. Hier gilt es aber erfreulicherweise zu vermelden, dass Erdgas bisweilen nur auf eine Stromproduktion von 2,68 TWh (6,5%) kommt und durch die heuer bisweilen sehr gut funktionierenden Erneuerbaren ziemlich "geschrumpft" wurde. Aktuell kommt aber Gas schon wieder verstärkt zum Einsatz und wird dann im Herbst bzw. den Wintermonaten deutlich aufholen.
Auch eine wichtige (weil konstante) Erzeugungsvariante, die in Österreich aber weiterhin eher klein (weil teuer) bleibt: Biomasse. Immerhin 1,16 TWh (2,8%) sorgen auch ein wenig für stabile Netze.
Der August 2024 zeigt schon in Ansätzen, dass es beim wichtigen Ausbau der Netze bzw. beim Ausbau der Erneuerbaren noch viel zu tun gibt:
Bisweilen gibt es eine Stromproduktion von 4,23 TWh (davon 4,11 TWh Erneuerbare, also 97%) - dem gegenüber steht aber schon ein Verbrauch von 4,294 TWh.
Österreich wird zwar über das Jahr gesehen 2024 wohl ein Stromexportland werden, die 100% Erneuerbarenproduktion wird man aber in der zweiten Jahreshälfte nicht halten können.
Waren bisweilen insbesondere die Wasserführung ziemlich sensationell, so fallen seit Juli/August schön langsam viele Pegelstände deutlich zurück und während die Landwirtschaft im Osten verzweifelt auf Regen wartet, werden die Flüsse auch in den Bergen deutlich ruhiger.
Kommt es nicht im Herbst bzw. Winteranfang zu starken Regenfällen, wird sich das stark auf die Stromproduktion und damit auch auf die Strompreise auswirken: Während die Produktion sinkt, steigen natürlich dann auch die Preise auf den Strom-Spotmärkten. Das ist dieser Tage schon zu beobachten. Weniger Stromproduktion durch Laufwasserkraftwerke ist im Herbst/Winter aber nicht ungewöhnlich.
Auch die vielen Photovoltaikanlagen produzieren nun schön langsam immer weniger Strom: Die Tage werden kürzer und im Herbst fällt dann auch der Nebel gerne ein bzw. in alpinen Lagen bleibt sogar der Schnee gerne auf den Modulen liegen. Auch wenn weiterhin viele neue (und günstige) Anlagen in Betrieb gehen - den starken Rückgang des Sonnenlichts kann das natürlich nicht kompensieren. Die Photovoltaikanlage der Geldmarie produziert z.B. im Dezember bzw. Jänner nur rund 1/5 bis 1/6 der Erträge, die es im Mai oder im Juni gibt...
Im Herbst/Winter kommt dann aber wieder der Wind und die Windkraftanlagen helfen uns mit viel Produktion aus (und halten dann auch die Preise im Rahmen). Der Wind unterliegt aber leider starken Schwankungen, was wohl auch für die Strompreise im Winter verstärkt gelten wird. Und leider ist da der Ausbau politisch oft und lange ins Stocken geraten - was bei den langen Planungs- und Vorlaufzeiten bei Windkraftwerken natürlich nicht hilft, hier rasch neue Anlagen aufzustellen.
Somit wird auch im Winter 2024/2025 Gas in der Stromproduktion wieder eine sehr wichtige Rolle einnehmen. Und hier droht natürlich Gefahr: Auch wenn die Gaslager in Österreich mit derzeit 93% schon wieder sehr gut befüllt sind und der Gasverbrauch ob wärmerer Winter sowie einigen Heizungswechslern laufend sinkt - die Gaspreise zogen zuletzt schon wieder stark an. Vor dem Sommer wurde die MWh Gas an den Börsen noch um rund 20 Euro gehandelt, jetzt sind wir schon wieder über 40 Euro...
Dreht die Ukraine per 1.1.2025 den russischen Gashahn zu (was man ihr nicht übel nehmen darf) bzw. liefern die Russen dann nicht mehr (2027 soll es sowieso kein russisches Gas mehr in Österreich geben), könnten die Gaspreise (und damit auch die Strompreise) in Österreich wieder kräftig nach oben klettern.
So toll das "Grünstromjahr 2024" bisweilen auch lief - die Gasproblematik bleibt evident und das erste Halbjahr 2024 ist wohl nicht mehr so rasch wiederholbar. Denn die Wasserführung bzw. den Regen können wir ja schwer beeinflussen - und die Wasserkraft bleibt nach wie vor das "Um und Auf" der heimischen Stromversorgung.
Für Strom- und Gaskunden: Floatertarife sind derzeit mit großer Vorsicht zu genießen...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - August 2024