Über Hans Peter Doskozil kann man viel sagen. Auch viel Übles, so es um Bundespolitik geht, in welche sich Doskozil regelmäßig zum Schaden seiner eigenen Partei einmischt. Mit der heute von Energie Burgenland und Doskozil (SPÖ-Landeshauptmann Burgenland) präsentierten Energiegemeinschaft "Fanclub Burgenland Energieunabhängig" dürfte Doskozil aber wieder Werbung in eigener Sache gelungen sein.
Die neue Energiegemeinschaft tritt in Vereinsform auf, arbeitet in Partnerschaft mit der Energie Burgenland und hat ihren Sitz in Mattersburg (wobei man bei "Mattersburg" und "Fanclub" wohl noch lange an eine Bank denken muss...).
Die heute präsentierten 10 Cent netto pro Kilowattstunde mit Preisgarantie auf 20 Jahre (also ohne Indexanpassung) sehen auf den ersten Blick ja durchaus sensationell aus. Auch beruhigend: Man kann jederzeit wieder aus der Energiegemeinschaft austreten, es gibt also keine Bindung.
Ebenso werden sich wohl einige E-Auto-Besitzer mit Wohnsitz Burgenland (das Angebot gibt es nur für Burgenländer) sehr freuen, der Tarif gilt nämlich auch bei den Ladesäulen der Energie Burgenland.
Gleichfalls attraktiv (zumindest an sonnigen Tagen) erscheinen die 7 Cent Einspeisetarif für Inhaber von Photovoltaikanlagen.
Die politische Konkurrenz scheint über diese neue Energiegemeinschaft im Burgenland natürlich nicht glücklich - insbesondere, da im Burgenland ja schon der Wahlkampf in Sachen Landtagswahlen 2025 anhebt.
Die ersten diesbezüglichen Statements disqualifizieren sich aber ziemlich ob Inhaltsleere: Viel mehr sollte man sich ansehen, was diese 10 Cent in der Praxis bedeuten!
So steht in der Presseaussendung geschrieben: "Über das Instrument der Energiegemeinschaft geben wir jeder Burgenländerin und jedem Burgenländer die Möglichkeit, immer dann, wenn die Windräder oder die neu entstehenden Photovoltaikparks des Fanclub Burgenland Energieunabhängig Strom produzieren, diesen Strom um 10 Cent pro Kilowattstunde netto zu beziehen".
Das bedeutet nicht mehr oder weniger, dass diese 10 Cent nur dann gelten, wenn diese innerhalb der Energiegemeinschaft auch tatsächlich produziert werden. Herrscht bei den angegebenen Windparks Flaute bzw. scheint gerade die Sonne nicht ausreichend oder gar nicht auf die in der Energiegemeinschaft integrierten Photovoltaikanlagen, kommt wieder der Tarif des Stammversorgers (zumeist wohl die Burgenland Energie) zur Anwendung.
Aktuell sind gerade einmal 4 Photovoltaikanlagen und ein Windpark (5 Windräder) in der Energiegemeinschaft. Für den Anfang wohl ausreichend, so sich aber viele BurgenländerInnen und Firmen aus dem Burgenland hier anmelden, sollte dieser "Kraftwerkspark" aber rasch erweitert werden...
Nicht vergessen sollte man bei den 10 Cent natürlich auch die Netzkosten, welche sich in den nächsten Jahren wohl deutlich erhöhen werden. Aber das betrifft natürlich nicht nur das Burgenland.
Auch wenn die Begeisterung der Burgenländer über "Ihren Dosko" wohl groß ist - man sollte dann doch auch das "Kleingedruckte" lesen... Es ist nämlich gar nicht fix, dass nicht andere Tarife günstiger sind und die Energie Burgenland wird sich wohl in Zeiten von viel Sonnenstromüberschuss auch freuen, hier 7 Cent zu erzielen. An vielen sonnigen Tagen von April bis Oktober (insbesondere am Wochenende) gibt es auf den Spotmärkten nämlich untertags sogar Negativpreise für Strom. Da sind dann 7 Cent für Einspeiser gar nicht so übel...
Man darf schon gespannt sein, wie der "Fanclub Burgenland Energieunabhängig" ab 1.1.2025 startet, man darf aber davon ausgehen, dass viele BurgenländerInnen dem Dosko folgen werden. Als "Revolution am Strommarkt" (Titel der Presseaussendung) würde ich diesen Tarif aber nicht bezeichnen...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2024