Die gute Nachricht zuerst: Die heimischen Gaslager sind mit fast 94% im bisher relativ frischen November 2024 sehr fein gefüllt. Und auch wenn die Gasimporte aus Russland Anfang 2025 gestoppt werden (weil die Ukraine dann den Transit einstellt) soll die Gasversorgung aus anderen Quellen auch für 2025 gesichert sein.
In der ersten Jahreshälfte 2024 haben sich die Strompreise endlich wieder normalisiert und auch die Gaspreise fielen auf den Märkten wieder fast auf Vorkrisenniveau - die Megawattstunde Gas wurde zwischenzeitlich sogar wieder um rund 20 Euro gehandelt.
Dieser Tage sind aber schon wieder deutlich höhere Gaspreise zu zahlen: Aktuell wird die MWh um 42 bis 43 Euro gehandelt.
Ob der ausgezeichneten Wasserführung in Österreich sowie auch der sensationell gestiegenen Stromproduktion durch Photovoltaikanlagen war diese Verdoppelung des Gaspreises im Stromhandel kaum relevant - Gas wurde in der warmen Jahreszeit nur ausgesprochen selten für die Stromerzeugung benötigt.
Das hat sich die letzten Wochen deutlich geändert: Die Flüsse sind wieder recht flach geworden und weniger Sonnenstunden (bzw. auch der einfallende Nebel oder Hochnebel) lassen die Stromproduktion deutlich teurer werden. 2024 war Österreich bisweilen fast immer Stromexporteur - der November wird aber schon ziemlich sicher ein Importmonat. Und auch Gas wird wieder sehr häufig bzw. fast durchgehend zur Stromerzeugung eingesetzt.
Der häufig auch bei Privatkunden als Preismaßstab eingesetzte ÖSPI (Österr. Strompreisindex) zog schon im Oktober (für den November) um 9,6% an, lag aber immerhin noch 20,9% hinter dem Wert aus 2023. 99,33 Euro kostet da die MWh.
Im Quartalsvergleich legte der ÖSPI noch deutlicher zu: +32,8% wurden hier errechnet. Im Jahresvergleich liegt aber immer noch ein Minus von 24,2% vor.
Auch wenn höhere Strompreise in Österreich im Winter nicht ungewöhnlich sind (da spielt die üblicherweise niedrigere Wasserführung immer eine Rolle) - die Unterschiede beim Strompreis werden in den nächsten Jahren wohl noch deutlich saisonal größer.
In den kalten Monaten legt zwar üblicherweise der Wind kräftig zu (und auch Deutschland kann an windstarken Tagen wieder Strom exportieren) - dafür sieht es mit Solarstrom von Oktober bis März deutlich schlechter aus. Der Photovoltaikertrag reduziert sich im Dezember und Jänner oft auf 20% von feinen Sommermonaten - da läuft dann auch so mancher Stromspeicher rasch leer und viele Haushalte werden wieder über das Netz versorgt. Im Winter ist der Stromverbrauch auch ob der vielen neuen Wärmepumpen deutlich höher.
Auch die in Österreich extrem wichtigen Laufkraftwerke produzieren im Winter üblicherweise deutlich weniger Strom - denn oft bleibt der Niederschlag dann in Form von Schnee und Eis auf den Bergen liegen und bringt erst wieder im Frühling feine Erträge. 2024 liefen die Laufkraftwerke in Österreich aber bisher ziemlich prächtig - seit dem November ist aber wieder vielfach Niederwasser angesagt.
Schon im September hat die Geldmarie vor den Gefahren von Floatertarifen gewarnt. Nachdem es im September aber vielfach starke (oft zu starke...) Niederschläge gab, ließ die Wasserkraft sowie die noch gut laufende Photovoltaik die kurzfristigen Strompreise noch relativ niedrig ausfallen.
Nun scheint aber die Zeit gekommen, wo die heimische Stromversorgung wieder vielfach auf (teurer gewordenes) Gas zurückgreifen muss und Österreich auch vermehrt (teuren) Strom importiert. So es in den nächsten Monaten nicht außergewöhnlich warm wird und dazu auch viel Regen fällt, wird dieser Trend wohl auch bis zumindest Februar anhalten.
Wer sich einen "Stundenfloater" gesichert hat, wird dieser Tage in den Morgenstunden bzw. am frühen Abend ziemlich stöhnen (bzw. versuchen, den Stromverbrauch zu reduzieren): Da kann die Kilowattstunde schon einmal 20 bis 35 Cent (ohne Steuern und Netzgebühren!) kosten...
Floater bergen somit aktuell und wohl auch zukünftig in der kalten Jahreszeit noch mehr Risken - die tägliche Wetterabhängikeit ist auch am Strommarkt immer häufiger zu beobachten. Minus-Stundenpreise wie im Sommer (insbesondere am Wochenende bei viel Sonne) darf man wohl die nächsten Monate nicht erwarten.
Weht viel Wind und scheint auch die Sonne wieder heller und länger, werden sich Minuspreise aber natürlich wieder einstellen. Es gilt also bei Floatern unbedingt zu beachten, wie das eigene Lastprofil aussieht bzw. wie lange man an den Floater gebunden ist!
Tendenziell sorgt Solarenergie aber natürlich weiterhin für niedrigere Preise und der Boom 2022 bis 2024 lässt sich auch schon schön in Zahlen darstellen: Lt. ISE Fraunhofer wurden 2023 in Österreich noch 2,34 TWh Strom mit Photovoltaik eingespeist - das waren schon 4,3% der Gesamtproduktion. Per 11.11.2024 sind es deren schon 5,58 TWh - und bisweilen 10,5% der Gesamtproduktion. Dieser Wert wird aber per Jahresende wohl noch einstellig ausfallen und 2025 erstmals zweistellig sein.
Mit Gas wurden hingegen 2023 noch 6,46 TWh Strom erzeugt (11,9% der Gesamtproduktion), aktuell liegt die Gas-Stromerzeugung bei 3,62 TWh oder 6,8%. Durchaus aber möglich, dass es sich hier bei kalten Resttagen des Jahres 2024 noch ausgeht, dass Gasstrom den Photovoltaik-Strom noch überholt. 2025 scheint aber für die Photovoltaik der Platz 3 (hinter Laufwasser und Wind) sehr wahrscheinlich.
Abschließend noch feine Zahlen (lt. ISE Fraunhofer) in Sachen Stromexport Österreich: Die Stromerzeugung bis 11.11.2024 lag bei 52,91 TWh (91,1% davon Grünstrom), der Verbrauch in Österreich betrug bisweilen 47,12 TWh. Gar 48,75 TWh konnten bisher mit Grünstrom (Wasser, Solar, Wind etc.) erzeugt werden - also derzeit sogar noch über 100% Netto-Grünstromerzeugung. Das "2030-er-Ziel" ist also bisweilen sogar erreicht (so die Daten passen) - in den nun folgenden Wintertagen wird sich das aber wohl leider noch drehen. Dabei gilt es aber unbedingt noch zu erwähnen, dass die Wasserkraft 2024 in Österreich ein wirkliches (positives) Ausnahmejahr lieferte, sehr viel Photovoltaik hinzugekommen ist und auch der Wind fein wehte...
Dass Österreich 2024 endlich wieder ein Strom-Exportland wird, scheint aber jetzt schon fix - und ist höchst erfreulich!
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - November 2024