Die OMV hat mit der Gazprom ja bekanntlich einen langfristigen Liefervertrag für russisches Gas abgeschlossen. Dieser stand spätestens nach dem Überfall der Russen auf die Ukraine ja (berechtigterweise) ja schwer in der Kritik - immerhin überweisen wir der Diktatur damit laufend viel Geld.
Nun scheint aber der richtige Zeitpunkt gekommen, auch in Österreich gänzlich aus russischem Gas auszusteigen. Das gestern spätabends seitens OMV bekanntgegebene Urteil eines Schiedsgerichts (wg. verzögerter bzw. eingestellter Lieferungen seitens Gazprom in Deutschland) bringt nämlich die Möglichkeit, Zahlungen an die Gazprom für laufende Lieferungen auszusetzen, bis die zugesprochenen 230 Mio. Euro plus Zinsen und Kosten wieder "abgearbeitet" sind.
Dass die Gazprom dieses Urteil natürlich nicht akzeptieren wird, scheint vorprogrammiert. Dabei gilt es natürlich zu beachten, dass die Gazprom den Vertrag mit der OMV ab Jänner 2025 wohl sowieso nicht mehr hätte erfüllen können - dann dreht nämlich die Ukraine ob Vertragsende den Transit-Pipeline-Gashahn sowieso ziemlich sicher zu.
Dass der Spruch des Schiedsgerichts gerade jetzt kommt, ist wohl auch kein Zufall: Immerhin sind die Gaslager der OMV zu mehr als 90% voll und die OMV hat sich dem Vernehmen nach ausreichend alternative Gasmengen (z.B. aus Norwegen bzw. LNG-Gas) für 2025 gesichert.
Nachdem die heimischen Gaslagerstätten aktuell noch einen Füllstand von 93,35% aufweisen, muss man sich also als Gaskunde vor dem aktuellen Winter absolut nicht fürchten. Und wenn die OMV als Haupt-Gasimporteur schon einige Zeit von zukünftig gesicherten Gasmengen spricht, sollte man sich bezüglich Belieferung eigentlich keine Sorgen machen.
Etwas mehr Sorgen sollte man sich eher um den Gaspreis machen. Dieser ist in den letzten Monaten an den Börsen schon von rund 20 Euro/MWh auf derzeit rund 45 Euro/MWh hochgeschossen. Dies, obwohl der Ölpreis (an dem sich Gas oft orientiert) eher sinkende Tendenz aufwies.
Durchaus wahrscheinlich, dass der Gaspreis für Österreich in der nächsten Zeit noch weiter anzieht und auch sehr bald bei den Endkunden ankommen wird. Wer aus Gas aussteigen kann, der sollte wohl auch aussteigen - die diesbezüglichen Förderungen sind (noch) hoch wie nie...
Kleiner Nachtrag: Am Vormittag zog der Gaspreis an der Gasbörse CEGH schon auf 46 bis 47 Euro pro MWh hoch, Panikpreise (wie 2022) sollte es aber keine geben - das "Russengas-Aus" war nämlich absehbar.
Großer Nachtrag: Am Freitag (15.11.) wurde dann ruchbar, dass die Gasprom ab Samstag kein Gas mehr für die OMV liefern will.
Ad hoc-Meldung - November 2024