Ob zweisprachige Ortstafeln, Hypo Alpe Adria oder Jörg Haider - Kärnten ist zweifelsohne oft anders. Das zeigt sich auch in den nächsten Wochen, wenn man die Kärntner wahlberechtigte Bevölkerung über die Windkraft abstimmen lässt. Und mir schwant Böses...
Denn am 12.1.2025 gibt es eine Volksbefragung der Kärntner zur Zukunft der Windkraft im südlichsten Bundesland Österreichs, deren Wortlaut schon verrät, wohin die Richtung gehen soll:
"Soll zum Schutz der Kärntner Natur (einschließlich des Landschaftsbildes) die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten landesgesetzlich verboten werden" lautet das die Fragestellung, welche mit JA oder NEIN zu beantworten ist und schon ein JA suggeriert.
500.000 bis 600.000 Euro kostete diese Volksbefragung und dahinter stecken FPÖ und Team Kärnten - bekanntlicherweise eher dem Populismus als Zukunftsthemen verpflichtet.
Rund 1.450 Windkraftwerke sind derzeit in Österreich im Betrieb - aktuell davon genau 14 in Kärnten. Ob der Lage Kärntens ist ohnehin nur ein moderater Ausbau der Windkraft möglich und die sowieso sehr einschränkenden Zonenverordnungen lassen riesige Windparks wie z.B. auf der windreichen Parndorfer Platte, im windstarken Marchfeld oder im Windmekka Weinviertel ohnehin nicht zu.
Konservative Grantler, Pensionisten aus der Abteilung Florianiprinzip, Klimawandelleugner, Verschwörungstheoretiker, Freunde von "Alternativen Fakten" & Co. mobilisieren aber immer häufiger gegen neue Windkraftprojekte (nicht nur in Kärnten) - und finden dabei auch in der zumeist ziemlich naiven Bevölkerung Unterstützung. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass jedes Windkraftprojekt ungeprüft hingenommen werden soll!
Wir schreiben gerade den 6.12.2024: Es ist in den meisten Teilen Österreichs bewölkt (mit Regen und Schneefall) - die Photovoltaikanlagen bleiben daher ziemlich kalt. Auch die Flüsse sind gegenwärtig eher schwach gefüllt und lassen die Produktion aus Wasserkraft bescheiden bleiben.
Die ersten Stunden des Tages hat die Windkraft (der Wind weht aktuell recht stark) für ca. die Hälfte der Stromproduktion gesorgt, untertags (wenn die Produktion angesichts des höheren Verbrauches auch anzieht) sind es immerhin ein Drittel der Last von rund 9.500 MW.
Gäbe es die Windkraft nicht, müsste Österreich gegenwärtig noch deutlich mehr Gas "verstromen" als es ohnehin der Fall ist (diese Kalenderwoche hat Gas einen Anteil an der Stromerzeugung von fetten 37%) - und der Stromimport aus dem Ausland (oft aus dubiosen Quellen) wäre noch deutlich höher.
Im Winter wird Österreich wohl noch länger ein Stromimportland bleiben. Hier aber die gute Nachricht: Ob des starken Ausbaus der Erneuerbaren in den letzten Jahren wird Österreich 2024 nach langen Jahren sicher wieder ein Stromexportland sein. Solider Wind, starke Wasserführung (besonders wichtig) und der Ausbau der Photovoltaik sind dafür die Hauptgründe.
Solange es noch keine kaufmännisch vertretbare Lösung für die Speicherung von Stromüberschüssen (des Sommers) gibt und auch der notwendige und teure Leitungsausbau abgeschlossen ist, bleiben die Pumpspeicherkraftwerke Österreichs (deren wir zum Glück viele haben und deren wir wohl auch noch ein paar vertragen) extrem wichtig und es wird auch noch jede Menge Gas in Strom gewandelt.
Ob dieser hohen Gasmengen für die Stromerzeugung in der kalten (und sonnen- bzw. wasserarmen) Jahreszeit wird es also weiterhin sehr hohe Strompreise geben. Das zeigt sich auch aktuell und bestätigt meine Warnung bzw. Floatertarifen für Strom, welche im Sommer zumeist noch sehr günstig schienen.
Der zuletzt ziemlich schleppende Ausbau der Windkraft ist mit ein Grund, warum die Strompreise im Winter an vielen Tagen immer noch sehr teuer sind. Weht der Wind stark (so wie heute), halten sich auch die Spotmarktpreise an den Börsen in Grenzen. Auch sehr wichtig für den Strompreis: Wenn in Deutschland der Wind geht (auch heuer kommt die Windkraft in Deutschland auf rund 32% der Nettostromerzeugung und ist dort Nr. 1) wird es ob der günstigeren Marktpreise auch für uns ein wenig günstiger. Darüber hinaus kann man mit günstigem Windstrom auch so manches Pumpspeicherkraftwerk wirtschaftlich betreiben...
In Österreich liegt die Windkraft 2024 mit einem Anteil von bisweilen 15,1% der Nettostromerzeugung (lt. ISE Fraunhofer, Daten ENTSO-E) sogar noch unter dem Prozentsatz von 2023 (15,2%). Die tatsächliche Produktionsmenge aus Windkraft des Vorjahres von 8,26 TWh wurde aber bis 6.12.24 mit 8,55 TWh schon übertroffen und bis zum Jahresende wird es hier noch einen netten Zuwachs geben.
Tatsächlich hinkt aber der geplante Ausbau der (insbesondere in der kalten Jahreszeit extrem wichtigen) Windkraft den Klimazielen für 2030 schon deutlich hinterher - und die Genehmigungsprozedur von Windkraftwerken ist in Österreich extrem mühsam.
Dazu tragen natürlich auch derartig populistische Volksbefragungen bei. Liebe Kärtner: Bitte ein klares "Nein" zu dieser Farce.
Nachtrag 12.1.2025: 51,55% der Kärntner entschieden sich für das populistische "JA" - auch wenn diese Befragung rechtlich nicht bindend ist, ist sie wohl keinesfalls ein Intelligenznachweis...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Dezember 2024