Schlechte Nachrichten gab es ja auch 2024 reichlich. In Sachen heimische Stromerzeugung darf man allerdings 2024 in Österreich durchaus jubeln: Der heimische Stromerzeugungsmix ist wieder deutlich sauberer geworden und Österreich wird 2024 (genaue Zahlen folgen dann erst in vielen Monaten, die bisherigen Zahlen deuten es aber klar an) endlich wieder zum Stromexportland.
Auch wenn 2024 noch ein paar Resttage hat: Laut aktueller Statistik von ISE Fraunhofer (Daten via ENTSO-E) hat sich die öffentliche Nettostromerzeugung in Österreich 2024 deutlich erhöht. Bis 27.12.2024 wurden schon 60,04 TWh (=Terawattstunden) Strom erzeugt. Für das Gesamtjahr 2023 werden hier 54,34 TWh ausgewiesen.
Beim Inlandsverbrauch liegt man 2024 bisweilen nur bei 55,43 TWh - wird somit ziemlich genau dort landen, wo man 2023 landete: 56,61 TWh werden für 2023 angegeben.
Eine stark steigende Erzeugung und ein ziemlich gleichbleibender Verbrauch führen damit rechnerisch dazu, dass wir endlich wieder mehr Strom produzieren, als wir verbrauchen. Da freut sich natürlich auch die Außenhandelsbilanz 2024...
Noch erfreulicher werden diese Werte, sieht man sich die Entwicklung bei den Stromherstellungsquellen an: Mit einer (bisherigen) Produktion von 53,65 TWh an Erneuerbaren (Laufwasser, Wind, Speicherwasser, Photovoltaik, Biomasse) liegt man ein paar Tage vor Jahresende schon klar über den 2023 mittels erneuerbaren Energiequellen erzeugten Strommengen (2023: 47,25 TWh). Die Erneuerbaren haben damit schon einen Anteil von rund 89% der gesamten Stromerzeugung und auf die Fossilen (primär Erdgas) entfallen nur noch rund 11% (6,39 TWh). Im Vorjahr ging dieses "Match" noch 87% zu 13% für die Erneuerbaren aus.
Laut diesen Werten wäre sich sogar fast die per 2030 angestrebte 100% (rechnerische) Ökostromerzeugung ausgegangen: Dem bisherigen Verbrauch von 55,43 TWh stehen immerhin schon 53,65 TWh Ökostrom gegenüber. Längere Zeit lag man 2024 schon über den 100% - nur die letzten (kälteren) Monate haben hier das Gas wieder fleißig zur Verstromung fließen lassen. In der kalten Jahreszeit wird dies aber noch viele Jahre Usus sein.
Auf die vielen Wasserkraftwerke in Österreich war auch 2024 Verlass. Noch dazu war die Wasserführung 2024 die meiste Zeit durchaus erfreulich. So wie der heimische Tourismus mit Gästen aus Deutschland steht oder fällt, ist die heimische Stromerzeugung massiv von den Erträgen der Laufwasserkraftwerke abhängig. Die bis 27.12.2024 via Laufwasser erzeugten 31,65 TWh Strom entsprechen 52,7% der heimischen Stromerzeugung.
Im Vorjahr wurden noch 30,47 TWh Strom mittels Laufwasser erzeugt, was 2023 gar 56,1% der Stromerzeugung entsprach. Da die Erzeugung aus anderen Quellen aber 2024 noch besser lief als die auch sehr gute Laufwasser-Stromerzeugung, stieg 2024 zwar die Menge, der prozentuelle Anteil verringerte sich aber.
Die Laufwasserkraftwerke werden aber wohl noch Jahrzehnte unangefochtene Nr. 1 der österreichischen Stromerzeugung sein. Wenn sich abseits davon auch andere (ökologisch und ökonomisch sinnvolle) Erzeugungsquelle stark entwickeln, ist das sicher kein Fehler...
Nr. 2 bei der Nettostromerzeugung in Österreich ist 2024 wieder die Windkraft. Bisher 9,33 TWh sind ein Anteil an der Gesamtmenge von 15,5%. Im Gesamtjahr 2023 waren es noch 8,26 TWh Erzeugung (15,2%) aus Windstrom - der Zuwachs aus der Windernte ist somit wieder zweistellig.
Erst Weihnachten gab es einen neuen Stromerzeugungsrekord bei der Windkraft: Am 24.12.2024 sorgten die heimischen Windräder für einen Stromproduktion von 79,34 GWh und deckten damit 56,76% der benötigten Strommenge am Weihnachtstag ab. Ein Rekord, der wohl bald wieder übertroffen wird...
Insbesondere in den Wintermonaten weht der Wind oft stark und kann damit oft den Einsatz von Gas in der Stromerzeugung reduzieren. Im Winter sind ja auch die Flüsse häufig ziemlich leer und die Sonne sorgt nur für wenig Stromerzeugung - da "rettet" der Wind dann oft auch die explodierenden Strompreise.
Relativ teuer ist der Börsenpreis für Strom, wenn es in Deutschland und Österreich wenig Wind und Sonne gibt - da sind dann jede Menge Gaskraftwerke im Vollbetrieb. Gas hat sich 2024 schon ziemlich verteuert (aber kein Vergleich mit 2022...) und der Einsatz von Gas treibt dann auch die kurzfristigen Strompreise ziemlich hoch. Wer seinen Strom via Floatertarif bezieht, weiß wohl mittlerweile, dass das im Winter unangenehm werden kann...
Wohl letztmalig schafft es die Stromerzeugung mit Gas auf den 3. Platz: Die bisher mittels Gas erzeugten 5,78 TWh entsprechen 9,6% der Gesamterzeugung 2024 und liegen nur noch ganz knapp hinter der 2024 wieder sensationell performenden Photovoltaik. Da im Dezember Gas aber Hochsaison hat (im Gegensatz zur Sonne), wird Gas die Photovoltaik noch leicht überholen und wohl auf ca. 9,8% der Gesamtmenge kommen. Im Vorjahr wurden aus Erdgas noch 6,46 TWh Strom erzeugt, was noch 11,9% der Gesamterzeugung entsprach.
So wichtig Gas auch weiter in der Stromerzeugung bleiben wird (insbesondere wenn wenig Wasser-, Wind- und Solarstrom vorhanden sind) - durch den Ausbau der Erneuerbaren reduziert sich der Gaseinsatz immer mehr. Nur sehr kalte Winter (die zuletzt fast immer ausblieben) sowie auch ein massiver Aufschwung in der Industrie (der in den nächsten Jahren eher nicht zu erwarten ist) könnten den Gasverbrauch wieder ansteigen lassen. In der Stromerzeugung wird Gas aber in den nächsten Jahren etwas seltener im Einsatz sein.
Der Aufsteiger des Jahres 2024 ist (wie schon im Vorjahr) die Photovoltaik. 5,80 TWh Sonnenstrom wurden bisweilen 2024 ins Stromnetz eingespeist. Den selber verbrauchten Strom (hier gibt es wohl noch keine Statistik) von Photovoltaikanlagenbesitzern gar nicht berücksichtigt! Das entspricht bisweilen 9,7% der Jahres-Nettostromerzeugung Österreichs und wird sich in den letzten Tagen des Jahres 2024 wohl noch auf ca. 9,5% reduzieren.
2025 wird man aber (auch ob der vielen erst im Laufe des Jahres 2024 installierten Anlagen) mit Sicherheit einen zweistelligen Anteil an der heimischen Stromproduktion mittels Solartechnik darstellen können, da braucht es keinen Propheten: 2022 wurden noch 0,97 TWh Strom (1,94% Anteil) mit Photovoltaik produziert, 2023 waren es schon 2,34 TWh (4,3%) und 2024 konnte man diesen Wert wieder deutlich mehr als verdoppeln. 2025 ist weiteres Wachstum bei der Photovoltaik fix - eine Verdoppelung aber (ob des schon soliden Ausgangsbestands) wohl nicht mehr wahrscheinlich.
Die Photovoltaik wird aber auch 2025 fein zulegen und sich den Windkrafterträgen annähern. Während der Ausbau bei Photovoltaik nach der Energiekrise 2022 (Danke Putin...) rasch ging, ist es für die Windkraft viel komplizierter und mühsamer, neue Anlagen zu errichten. 10 Jahre Vorlaufzeit sind da ab und an schon möglich...
Platz 5 geht 2024 an die Stromerzeugung mittels Speicherwasser: 4,54 TWh waren es bisweilen (7,6% der Gesamterzeugung) - und damit schon mehr als im Gesamtjahr 2023, als man für 4,34 TWh (8%) sorgte. Die Wasserspeicher sind ein besonders wertvoller Bestandteil des heimischen Strommarktes - insbesondere bei Strommangel kann man hier flexibel das Stromnetz stabilisieren.
Ziemlich ruhig ist es zuletzt um die Stromerzeugung aus Biomasse geworden. Dabei konnte sich diese 2024 durchaus fein entwickeln und liegt bisweilen schon bei 1,90 TWh (3,2%). Im Vorjahr waren es noch im Gesamtjahr 1,40 TWh (2,6%) gewesen. Biomasse ist zwar ziemlich förderungsintensiv, bietet aber konstanten Strom - was angesichts der volatilen Erzeugung bei den anderen Erneuerbaren durchaus einen wertvollen Beitrag zur Netzstabilität leistet.
Konstant auf Platz 7 bei der heimischen Stromerzeugung landet der Müll, dessen Verbrennung 2024 wohl wieder auf ca. 0,88 TWh Stromerzeugung kommen wird und heuer für ca. 1,4% der Stromproduktion sorgt.
Nachdem die Stromproduktion in Österreich sehr stark von Wasserkraft und immer stärker von Windkraft abhängig ist, sind Prognosen hier natürlich ausgesprochen schwer anzustellen. Hier ein Versuch:
Die Wasserkraft hatte 2024 ein sehr gutes Jahr - dies 2025 zu wiederholen wäre wohl primär Glück. Beim Ausbau tut sich hier zu wenig um starke Auswirkungen auf die Jahresproduktion zu haben. Das Wasser sei uns auch 2025 hold - aber bitte nicht zu viel davon in zu kurzer Zeit...
Die Windkraft wird wohl auch 2025 wieder etwas zulegen. So der Wind ähnlich oft bläst wie 2024 und auch das eine oder andere Windkraftwerk sich zu den bestehenden Anlagen gesellt...
Nr. 3 ist ab 2025 ziemlich sicher die Photovoltaik - mit der Sonne ist konstanter zu rechnen als mit Wasser und Wind. Ab dem Frühling 2024 (bei gleichzeitig guter Wasserführung) werden die hohen Einspeisemengen von Sonnenstrom auch wieder für Negativ-Stundenpreise an den Strombörsen sorgen. Aktuell schätze ich den Zuwachs bei der Solarstromerzeugung gegenüber 2024 auf rund 30 bis 50 Prozent. Die Neuinstallation wird sich 2025 aber wohl deutlich reduzieren - die Boomjahr 2022 bis 2024 sind wohl Geschichte. 13 oder 14% der Gesamtstromerzeugung sind aber durchaus möglich...
Gas wird wohl wieder auf rund 10% der Gesamt-Nettostromerzeugung in Österreich kommen - das ist natürlich sehr abhängig von der Produktion der Erneuerbaren.
Speicherwasser wird wohl wieder recht konstante (vielleicht sogar leicht steigende) Werte aufweisen, die Biomasse könnte noch etwas zulegen und die Müllverbrennung wird abermals für rund 1,4-1,6% der Stromerzeugung sorgen.
Die heimischen Strompreise hängen natürlich nicht nur von der heimischen Stromproduktion ab - es erfolgt laufend ein starker Austausch mit unseren Nachbarländern sowie auch anderen Ländern Europas. Strom ist ja -soweit Leitungen vorhanden- ruckzuck transportiert. Auch Atomstrom, der über das europäische Netz (oder schlicht: aus Tschechien) immer wieder den Weg nach Österreich findet.
Auch wenn der -solide laufende- Ausbau der Erneuerbaren die Anhängigkeit von Fossilen laufend reduziert, ist die Verfügbarkeit von Erneuerbaren noch immer sehr schwankend und Stromspeicher mit fetten Kapazitäten für Überschüsse sind noch lange nicht in Sicht.
Das wird auch die Strommärkte in den nächsten Jahren stark beeinflussen: Ist viel Ökostrom vorhanden, wird es billiger. Müssen Kohle, Gas und Öl ran, wird es teurer. Für Österreich gilt besonders: Wenig Wasser, wenig Wind und wenig Sonne bringt hohe Strompreise. Das ist primär im Winter der Fall - aber auch im Sommer ist Niederwasser, Bewölkung und Windstille nie auszuschließen.
Wie das Wetter im Gesamtjahr 2025 wird, kann aber leider niemand genau prognostizieren - das gilt demnach auch für den Strompreis in Österreich. Die "Gasangst" (anno 2022 sehr präsent) dürfte aber trotz Lieferstopp über die Ukraine (per 1.1.25 fast fix) schon in den Gaspreisen inkludiert sein - eine Strompreiseexplosion 2025 ist demnach eher unwahrscheinlich.
Taucht kein neuer "Black Swan" auf, sollten sich die (reinen) Strompreise 2025 auch ziemlich auf dem Niveau von 2024 befinden - per 1.1.2025 kommen aber leider bei den Netzkosten teils extreme Mehrkosten auf die Verbraucher (also auf uns) zu. Und den hohen Netzkosten (die ob des Netzausbaus auch zukünftig steigen werden) kann man leider nicht entkommen...
Hohen Basispreisen beim Strom aber sehr wohl: Vielleicht kann es ja auch ein Neujahresvorsatz sein, demnächst einmal den eigenen Stromanbieter mit wirklich günstigen Stromanbietern zu vergleichen. Da ist -nach wie vor- viel Geld drin - bei den meisten Stromkunden kann man damit zumindest die Netzkostenerhöhung kompensieren. Und oft wird es sogar noch billiger als es derzeit erscheint...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Dezember 2024