Ende des ersten Monats eines Jahres die österreichische Stromproduktion für das Gesamtjahr einzuschätzen ist ja eigentlich eine gewagte Prognose. Denn die Strombilanz Österreichs steht und fällt ja nach wie vor primär mit der Stromproduktion aus Wasserkraft.
Nachdem die für Österreich relevanten Stromerzeugungsvarianten 2024 aber in allen wichtigen Bereichen sehr positiv lief (gute Wasserführung, überdurchschnittlich viel Wind, toller Ausbau bei der Photovoltaik und Rückgang bei der Verstromung von Gas), sieht es bereits Anfang 2025 so aus, als könnte man das tolle Jahr 2024 nicht wiederholen.
Ob der sich anbahnenden Kehrtwende bezüglich Erneuerbare ist sogar zu befürchten, dass die sensationellen Zahlen aus 2024 so rasch nicht wiederholt werden können...
Aktuell hat die APG gerade berichtet, dass die Strombilanz (Exporte-Importe) im Dezember 2024 mit einem notwendigen Importsaldo von 728 GWh deutlich negativ ausgefallen ist. Das ist prinzipiell nicht ungewöhnlich - denn gerade in den kalten Monaten führen die heimischen Flüsse im Normalfall weniger Wasser und die Stromproduktion aus Photovoltaik fällt massiv zurück. Da hilft auch der dann oft stärker wehende Wind nichts und die Importe überwiegen normalerweise klar - auch weil der Stromverbrauch in den kalten Monaten deutlich ansteigt.
Trotzdem kann man lt. Netzbetreiber APG auf ein hervorragendes Gesamtjahr 2024 hinweisen: Es resultierte ein Exportüberschuss von tollen 4,75 TWh. 2023 bilanzierte man noch mit einem Importüberschuss von 1,8 TWh, in den Vorjahren war der Importbedarf von Strom zumeist noch höher. Der prächtige Exportüberschuss ist übrigens (nach vielen Importjahren) ein historisches Rekordergebnis!
Der Jänner 2025 zeigt aber schon deutlich auf, dass 2024 wohl ein Ausnahmejahr war und in Sachen ökologischer Stromerzeugung noch ein weiter Weg zu gehen ist: Aktuell steht einer Produktion von 4,27 TWh ein Verbrauch von 5,34 TWh gegenüber (Daten lt. ISE Fraunhofer, ENTSO-E) - mehr als eine TWh "Minus" ist also schon kurz nach dem Jahresstart gegeben.
Wie im kalten Jänner nicht unüblich, führen die Flüsse zumeist Niederwasser und konnten von der bisherigen Strom-Jännerproduktion gerade einmal 34,7% abdecken. Nur zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2024 waren die Laufwasserkraftwerke für fette 52,6% der Gesamtjahresproduktion verantwortlich.
Der im Winter in Sachen Stromproduktion schon ziemlich wichtig gewordene (und noch stark ausbaufähige) Strom aus Windkraftwerken blieb im Jänner mit bisweilen 15,9% eher mau und somit musste man neben den hohen Exporten auch wieder sehr stark auf Gas setzen: Fette 33,3% der heimischen Stromerzeugung entfielen im bisherigen Jänner auf Gas. Im Gesamtjahr 2024 sorgte Strom aus Gas für nur 9,9% der Gesamterzeugung - und lag damit nur noch knapp vor Solarstrom (9,6%).
Dass aktuell die Strompreise auch schon ziemlich gestiegen sind (primär ob des hohen Gasanteils), darf auch nicht verwundern. Das sollte sich aber schon in den nächsten Wochen deutlich ändern - die Sonne sorgt dann für mehr Produktion. Die Erhöhung der Netzkosten per 1.1.2025 wird sich aber schon bei der nächsten Jahresabrechnung negativ bemerkbar machen...
Die sehr hohe Verstromung von Gas und wohl auch der im Vergleich zu den Vorjahren etwas höhere Gasverbrauch in den Haushalten in Ostösterreich führt auch dazu, dass sich die heimischen Gaslagerstätten rascher leeren als noch in den 2 Winterhalbjahren zuvor:
Mit einem Füllstand von 63,57% (= 64,58 TWh, entspricht ca. 84% eines durchschnittlichen Jahresbedarfs in Österreich) per 28.1.2025 sind die Gasspeicher im Lande zwar noch immer gut gefüllt, leeren sich aber deutlich rascher als in den Vorjahren.
Im Vorjahr waren am 28.1.2024 noch 80,56 TWh eingespeichert und am Ende des Winters waren noch fette 71,65 TWh davon vorhanden ehe sich die Speicher wieder (noch mit viel Gas aus Russland) füllten.
Nachdem seit Jahresbeginn aus Russland gar kein Gas mehr kommt und an fast allen Tagen des neuen Jahres nur sehr geringe Gasmengen nach Österreich kamen (die dann zumeist gar nicht eingespeichert werden), leeren sich die Gasspeicher aktuell rascher als noch in den Vorjahren.
Man darf schon sehr gespannt sein, wie stark bzw. rasch sich die Gasspeicher dann ab Ende der kalten Jahreszeit wieder befüllen lassen - laut OMV sind diesbezüglich ja schon ausreichende Mengen vertraglich gesichert. Ab April wissen wir dann wohl schon mehr...
Was man jetzt schon weiß: Gas wird sicher noch das eine oder andere Jahr in der Stromerzeugung wesentlich bleiben. In der kalten Jahreszeit leider auch in Österreich.
Auch wenn 2025 die Photovoltaik das Gas in der Stromerzeugung wohl anteilig überholen wird - die Ökologisierung des Energiesystems läuft nur langsam ab und wird sich wohl mit einer FP-VP-Regierung noch deutlich langsamer bewegen.
2025 muss man wohl wieder (auch aus oben genannten Gründen - 2024 war ein Ausnahmejahr) damit rechnen, dass der Gasbedarf Österreichs sich wieder erhöht - und ohne die Gasverträge der OMV zu kennen ist durchaus anzunehmen, dass Gas sich 2025 weiter verteuern wird. So liegt der aktuelle Gaspreis an der Börse CEGH aktuell bei 50 bis 53 Euro pro MWh und damit deutlich höher als noch Anfang 2024.
Hinzu kommen noch (per Jahresanfang) deutlich höhere Netzgebühren und ein wohl zumeist höherer Gasverbrauch im Vergleich zum Vorjahr - die Jahresabrechnung wird demnach heimische Gaskunden 2025 wohl ziemlich schmerzen.
Den Schmerz lindern kann da leider nur ein Minderverbrauch von Gas, oft auch ein Anbieterwechsel bzw. (bei Möglichkeit) Gas aus dem Haushalt zu entfernen und sich ein neues Heizsystem zuzulegen.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2025