Der heimische Musikmarkt ist ja im weltweiten Vergleich ein "Pimperlmarkt". Auch wenn in den nächsten Tagen wohl wieder ein fettes Wachstum des österreichischen Musikmarktes im Jahr 2024 verlautbart wird (primär durch Streaming) - nur sehr wenige Musiker schaffen es über die Grenze und internationale Hits abseits des deutschen Sprachraumes blieben schon lange aus.
Das zeigt auch eine kleine Recherche bezüglich Performance von österreichischen MusikerInnen auf dem Streamingportal Nr. 1 - Spotify.
So wirklich erfolgreich wird man in Sachen Musik oft erst, wenn man die Grenzen des kleinen Landes überschreitet. Das zeigt auch die Karriere von (aktuell) Österreichs mit Abstand erfolgreichsten Musikers: RAF Camora. Den Hip-Hop-Musiker zog es 2008 nach Berlin - und konnte sich im Laufe der Zeit dort behaupten. Ab 2012 ging der Erfolg so richtig los und dieser Tage ist RAF Camora der Künstler mit den meisten Singles in den österreichischen Charts. Ob der -heute üblichen- vielen (digitalen) Singles dies mit Riesenabstand vor weiteren österreichischen Musikanten...
Mit aktuellen 299 Millionen Streams ist der Song "Ohne mein Team" (gemeinsam mit dem deutschen Rapper "Bonez MC", erschienen 2016) auch in Sachen Streamingvolumen die klare Nummer 1 von Songs mit österreichischen Interpreten.
Auf Platz 2 zeigt sich schon deutlich, dass es sich auch mehr als 40 Jahre nach dem Release einer Single auszahlen kann, dass Streamen populär war. Zuerst verkauften Opus millionenfach Singles ihrer 1984 produzierten Nummer "Live is life", dann wohl auch noch einige CD´s und auch vom Streamingboom konnte der Song (welcher sehr oft auch auf Sportevents oder sonstigen Veranstaltungen gespielt wird) profitieren: 272 Mio. mal wurde die 2011 remasterte Version alleine gestreamt, mit allen weiteren Versionen des Songs kommt man sogar auf 306 Mio. Streams und wäre damit sogar Nr. 1 in Austria.
Die Rechteinhaber dieses Welthits profitieren natürlich davon, dass man diesen Song weltweit kennt und dieser auch längst zum "Klassiker" geworden ist. Und auch wenn rund 1 Mio. Streams nur ca. 2.000 bis 3.000 Euro einbringen - da kommt Jahr für Jahr schon eine schöne "Pension" für die Herren von Opus zusammen - Geld, dass ohne Streaming wohl nicht so üppig fließen würden.
Auf Platz 3 folgt wieder RAF Camora - der 2018 erschienene Song "500 PS" brachte es schon auf 266 Mio. Streams - dies primär in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ebenso belegt RAF Camora die Plätze 4 und 5 bei den meistgestreamten Songs von Österreichern: "Blaues Licht" aus 2021 brachte es bisher auf fette 201 Mio. Streams, "Palmen aus Plastik" (2016) kam auch schon auf beachtliche 200 Mio. Streams auf Spotify.
Auch auf den nächsten Plätzen (die wir nicht vergeben) wäre RAF Camora sehr häufig vertreten - viele Songs des in der Schweiz geborenen Raphael Ragucci haben die Schwelle von mehr als 100 Mio. Streams schon überschritten.
In Österreich ist der 2002 in Rohrbach (OÖ) geborene DJ LUM!X allgemein ziemlich unbekannt, hat aber auch schon 4 Titeln mit über 100 Mio. Streams:
Da der Österreicher (mit Mama aus Italien, lebt derzeit auch in Italien) diese Songs aber primär mit dem italienischen DJ-Star und Producer Gabry Ponte gemixt hat, ist hier wohl eher Italien das Kreativ- und Tantiemenland...
Mit dem Titel "Thunder" (mit Gabry Ponte und Prezioso) hat es LUM!X aber schon auf unglaubliche 643 Mio. Streams gebracht, fette 510 Mio. (in 2 Versionen) hat schon der Song "Monster" (mit Gabry Ponte) geschafft. Auch die Nummern "We could be together" (124 Mio. Streams auf Spotify) und "The Passenger" (135 Mio.) sind schon im dreistelligen Millionenbereich.
LUM!X war übrigens auch für den Song "Halo" mit verantwortlich, welchen Pia Maria für Österreich 2022 beim Songcontest performte (im Semifinale out). Für bisweilen nette 35 Mio. Streams sollte es trotzdem reichen.
Fette 161 Mio. Streams kann der Linzer Marcus Füreder als "Parov Stelar" mit dem Song "All night" (2012) schon für sich beanspruchen - und spricht damit (ähnlich wie RAF Camora) eher eine jüngere Hörerschicht an, die Musik primär via Smartphone streamt. Den "Electro Swing" von Parov Stelar hört man international auch sehr gerne - im Populärradio wird man die Songs hingegen weniger oft hören. Auch "Booty Swing" von Parov Stelar ist mit 123 Mio. Streams schon dreistelliger Millionär.
Der Volksmusikant Andreas Gabalier über 153 Mio. Streams von "Hulapalu" (in 2 Versionen) freuen - die 2015 erschienene Nummer ist damit wohl auch eine der erfolgreichsten Streaming-Songs aus Österreich und auch schon fast ein "Klassiker".
Ebenso auf dreistelliges Millionenstreaming kommt der wohl in Sachen weltweiter Verkäufe physischer Tonträger erfolgreichste Song aus Österreich: Das 1985 erschienene "Rock me Amadeus" schaffte es dereinst auf die Nr. 1 der US-Charts und war weltweit höchst populär. Auch 40 Jahre später wird der Song noch häufig gestreamt - 153 Mio. Streams wurden bisweilen geschafft, die Falco-Privatstiftung wird`s freuen.
2 echte "Klassiker" bereits verstorbener Musiker haben auch schon fast 100 Mio. Streams geschafft: "Der Kommissar" von Falco liegt bei 95 Mio. und "Griechischer Wein" von Udo Jürgens wird irrtümlich (eigentlich ein trauriger Text) nach wie vor gerne als "Gute-Laune-Musik" gehört und hat es schon auf 85 Mio. Streams gebracht.
Sehr nette Streamingzahlen weisen auch mehrere Songs von DJ Ötzi auf: "Hey Baby" kommt (in 2 Versionen) schon auf nette 92 Mio. Streams und "Sweet Caroline" liegt bei 44 Mio.
Abgesehen von RAF Camora sind aber weitere Österreicher, welche aktuell angesagt sind, noch ziemlich weit weg von den 100 Millionen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass österreichische Songs nur selten auch in Deutschland (ausgenommen Bayern) populär sind und international sowieso kaum wahrgenommen werden.
Neuere Pop- und Rocksongs aus Österreich tun sich im Streaming-Ranking noch relativ schwer - haben aber natürlich noch eine lange "Lebensdauer", welche laufend ganz nette Tantiemen abliefert. Auch wenn ein CD-Verkauf natürlich mehr gebracht hätte als 1.000 Streams...
So liegt "Cordula Grün" von Josh. schon bei 56 Mio. Streams, "Ham kummst" von Seiler & Speer kommt auf 55 Mio. Streams, "Bologna" von Wanda liegt bei 48 Mio. Streams und sowohl "Maschin" als auch "Bungalow" von Bilderbuch haben schon 38 Mio. Streams geschafft.
Mit 27 Mio. Streams ist "Eine ins Leben" die erfolgreichste Nummer von Pizzera & Jaus.
Erstaunliche Streamingzahlen haben auch Musiker, die sich primär an jüngeres Publikum wenden: Yung Hurn kommt z.B. mit dem "04.30 Remix" auf 97 Mio. Streams, "Eisblock" hat schon 65 Mio. Streams und auch "Bianco" zählt schon 57 Mio. Steams bei Spotify. Auch "Dame" kommt mit "Auf die guten alten Zeiten" auf fette 71 Mio. Spotify-Streams.
Der erfolgreichste österreichische Song ist aktuell "Verwandtschaftstreffen" von RIAN - der Song hat es bisher zwar nur in die österreichische Hitparade geschafft, wird aber auch in Deutschland oft gestreamt. 12 Mio. Streams sind eine feine Basis für den erst 2024 erschienenen Song.
Die meisten Streams bei Spotify (lt. Wikipedia, Daten Ende Jänner 2025) weist nunmehr Taylor Swift auf. 97,67 Milliarden Streams wurden bisweilen für die Damen aus den USA gezählt - die 100-Milliarden-Grenze wird wohl dieser Tage überschritten.
Auf immerhin 82,82 Mrd. Streams kommt "Bad Bunny" aus Puerto Rico - zuletzt auch in Europa erfolgreicher.
Platz 3 geht an Drake aus Kanada, 82,51 Mio. Streams wurden da erfasst. Platz 4 schafft "The Weeknd", ebenfalls aus Kanada - 67,33 Mrd. Streams stehen hier zu Buche.
Beim Song-Ranking führt hier lt. Wikipedia "The Weeknd" mit "Blinding Lights" aus 2019 - unglaubliche 4,71 Mrd. Streams!
Auf Platz 2 dann Ed Sheeran mit "Shape of you" (aus 2017) mit 4,23 Mrd. Streams.
Bronze geht an Lewis Capaldi mit "Someone you loved" (2018) - 3,80 Mrd. Streams. Vielleicht ja bald verdrängt von "As it was" von Harry Styles, welches bisweilen auf 3,76 Mrd. Streams kommt, jedoch erst 2022 veröffentlicht wurde.
Während die großen Labels sich bezüglich Streamingzuwachszahlen die Hände reiben, fällt die Unterstützung für junge KünstlerInnen deutlich schwächer aus. Man konzentriert sich auf ein paar populäre Cashcows und profitiert davon, dass man plötzlich mit alten Songs auch wieder fett verdient.
So dominieren uralte Weihnachtssongs ab November wieder die Charts - früher haben die Leute noch die alten Platten oder CD`s aufgelegt und die Rechteinhaber hatten davon nichts. Heute fließen wieder die Millionen, wenn "Last Christmas" (bisher 1,87 Mrd. Streams) oder All I want for Christmas (2,17 Mrd.) in der Dauerschleife laufen.
Auch finden sich immer wieder alte Hits bzw. Klassiker in der Hitparade (die natürlich heute -mehr denn je- von jungen Menschen dominiert wird) ein, die ursprünglich bei uns gar kein Hit waren und nun durch die Decke gehen. Ein Beispiel: "Don`t stop belevin` von Journey (1981 erschienen) ist bei uns seit 2024 wieder in den Charts, ist weltweit wieder populär und hat es schon auf 2,30 Mrd. Streams gebracht.
Die neuen ("sozialen") Medien haben den Musikmarkt deutlich verändert - leider aber auch deutlich zum Nachteil für junge MusikerInnen, denen es gar nicht leicht gemacht wird, sich in der Streamingwelt zu profilieren.
Während die CD stirbt und die Vinyl-LP ein kleines Comeback feiert, scheint Streaming aber zu bleiben.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Februar 2025