Die Tage der Estnischen Krone scheinen gezählt. Die EU-Kommission gab heute eine klar positive Empfehlung für den Eintritt Estlands zur Eurozone. Schon ab 1.1.2011 soll man in Tallinn (Estlands Hauptstadt) und Umgebung mit der europäischen Gemeinschaftswährung zahlen. Eine definitive Entscheidung der EU fällt voraussichtlich noch im Juni 2010, man kann aber fast fix davon ausgehen, dass mit Estland das 17. europäische Land den Euro als Zahlungsmittel einführt.
Nicht einmal 1,4 Millionen Einwohner zählte der kleinste Baltikum-Staat zuletzt - in wirtschaftlicher Hinsicht hat Estland die 2 anderen ehemaligen Sowjetrepubliken (Litauen und Lettland) aber klar abgehängt.
Die Inflation lag zuletzt bei stabilen 0,7%. Das Wachstum für 2010 sieht mit 0,9% sehr mitteleuropäisch aus, für 2011 werden solide 3,8% erwartet.
Besonders vorsichtig agierte man in Estland zuletzt bezüglich Staatshaushalt: Für 2010 erwartet man ein Budgetdefizit von 2,4%, für 2011 geht man ebenfalls von 2,4% Defizit aus. Werte, über welche man in den meisten europäischen Ländern (auch in Österreich) nur jubeln könnte...
Auch bezüglich Gesamtverschuldung sieht es in Estland noch sehr harmlos aus. 2009 betrug der Schuldenstand Lettlands nur 7,2% des BIP, 2010 könnten es 9,6% werden, für 2011 rechnet man derzeit mit 12,4%. Ein kleiner Vorteil für Staaten aus dem ehemaligen Ostblock: Sie konnten bisweilen noch gar nicht so viele Schulden anhäufen wie z.B. mitteleuropäische Staaten dies schon seit Jahrzehnten taten.
Wie aber in fast allen postkommunistischen Staaten hat auch Estland mit einer extrem hohen Arbeitslosenraten zu kämpfen. Mit ca. 15% Arbeitslosenquote liegt man europaweit in den hinteren Regionen und hat diesbezüglich noch einiges zu erledigen. Das wird mit Sicherheit auch die Staatsfinanzen der Zukunft noch stärker belasten.
Auch Numismatiker werden sich über den Euro-Beitritt Estlands sehr freuen - ob der geringen Einwohnerzahl sowie der beschränkten Reisemöglichkeiten nach Mitteleuropa werden Euro-Münzen aus Estland sicher sehr gefragt sein.
Ad hoc-Meldung - Mai 2010