Seit vielen Jahren reduzieren heimische Banken und Versicherungen ihre Filialen bzw. den Personalstand in diesen. Selbstbedienungsautomaten wie auch das Internet haben die Routineabläufe weniger personalintensiv gemacht. Und doch merkt der eine oder andere Finanzdienstleister: Die Kunden bleiben aus.
Filialen von Banken werden weiterhin eher geschlossen denn eröffnet - was also tun, um im öffentlichen Raum weiter präsent zu sein?
Die naheliegendste Vertriebschiene wird in Österreich noch immer ziemlich ignoriert. Während in Deutschland der Produktvertrieb von Banken und Versicherungen im Internet boomt, setzen hierzulande gerade ein paar Finanzunternehmen auf das Net. Tendenz allerdings zuletzt stark steigend. Wer hier nun den Anschluss verpasst, wird in einigen Jahren um teures Werbegeld einiges nachzuholen haben. Kann durchaus sein, dass die Altersstruktur in den heimischen Marketingabteilungen auf wenig Interneterfahrung hinweist...
Einige Banken sind jedoch derzeit sehr innovativ unterwegs: Die Erste Bank hat z.B. vor einigen Wochen in OMV-Tankstellen (die Geldmarie hat berichtet) eigene Bank-Terminals eingerichtet. In diesen können Erste-Bank-Kunden nebst Bargeldbehebungen (welche auch Nichtkunden durchführen können) auch Überweisungen tätigen, Einzahlungen auf Konto oder Sparbuch tätigen bzw. den Kontostand abfragen. Tolle Idee.
Via RLB Wien-NÖ wurde schon vor einiger Zeit in 60 Spar-Filialen ein Bankomat aufgestellt. Auch praktisch - wenn auch an die Öffnungszeiten gebunden.
Die BAWAG-PSK wählt hier einen ganz anderen Weg: Vor einigen Tagen wurde in Kärnten die erste Niederlassung eines BAWAG-PSK-Bankpartners eröffnet. Damit möchte man den Filialschließungen der Post (welche ja ein wesentlicher Vertriebspartner ist) entgegensteuern und mit selbständigen Agenturpartnern die örtliche Präsenz wieder erhöhen. Bis Mitte 2012 sollen (wohl erste Erfolge vorausgesetzt) 350 solcher Vertriebspartner eigene Mini-Bank-Filialen eröffnen.
Dass man bei Tschibo nicht nur Kaffee kaufen kann, ist ohnehin schon bekannt. Versicherungs- und Bankprodukte finden sich hier immer wieder.
Bei Billa, Post, Hofer & Co. gibt es schon längst in fast allen Filialen Reiseprospekte der jeweiligen Reiseunternehmen. Eine Vertriebsschiene, die offenbar sehr erfolgreich läuft und auch den Banken und Versicherungen sicher schon aufgefallen ist.
Es wäre demnach kaum verwunderlich, dass neben den Bankomaten und Selbstbedienungsterminals im Supermarkt oder auf der Tankstelle bald auch schon Wertpapiersparpläne und Kredite angepriesen werden. Der eigentliche Produktverkauf wird natürlich nicht so bald an der Supermarkt-Kassa erfolgen - zu beratungsintensiv sind manche Produkte. Die Anbahnung via Prospektmaterial ist aber leicht möglich.
Den günstigen Bausparvertrag im Supermarkt oder die einfache Rechtschutzversicherung von der Tankstelle kann sich die Geldmarie in Zukunft sicher vorstellen. Banken und Versicherungen werden weiterhin Filialen (und Personal) reduzieren - um dann verzweifelt neue Vertriebsmöglichkeiten zu suchen.
Ad hoc-Meldung - Mai 2010