In die breite Öffentlichkeit kamen Zinscaps zuletzt im Zuge der Finanzkrise. Viele Banken aber auch jede Menge Spekulanten hatten sich mit Zinscaps oder Zinsfloors kräftig die Finger verbrannt. Der Leumund von Zinscaps war somit nicht der Allerbeste.
Dabei kann der Kauf eines Zinscaps durchaus Sinn ergeben. Abgesehen von der spekulativen Komponente solcher Zinsderivate könnten diese gegenwärtig für Kreditnehmer hochinteressant sein. Insbesondere bei längeren Krediten kann man nämlich mit Zinscaps das aktuelle Zinsniveau gut absichern.
Das Grundprinzip ist relativ einfach erklärt: Der Kreditnehmer kauft sich beim Abschluss eines Kredites einen dazu passenden Zinscap (die Bank hat solche Angebote rasch parat und kann individuelle Modelle für den entsprechenden Kredit errechnen). Zahlt man z.B. derzeit 3% Kreditzinsen und möchte sich gegen einen Anstieg des dem Kredit zugrundelegenden Geldmarktsatzes (z.B. LIBOR oder EURIBOR) über 5% absichern, so kauft man einen Zinscap mit Basis 5%.
Steigen die Zinsen plötzlich (oder langsam) über die 5%-Marke hinaus, erhält der Kreditnehmer den darüber hinausgehenden Betrag als Auszahlung.
Beispiel: Zinscap 5% bei 100.000 Kreditsumme: Steigt der entsprechende Geldmarktsätz z.B. auf 6% erhält man (jährliche Abrechnung vorausgesetzt) die 1%-Differenz als Geldleistung ausbezahlt - das wären hier 1.000 Euro.
Den Kredit muss man zwar weiterhin zu den nun höheren Zinssätzen zu bedienen - dafür erhält man aber aus seiner "Zinswette" Gutschriften.
Der wesentliche Vorteil: Man kann sich durch den Kauf eines Zinscaps gegen zukünftig hohe Zinsen gegen Prämienzahlung absichern.
Der wesentliche Nachteil: Zinscaps sind relativ teuer (da ja auch ein hohes Zinsrisiko für den Emittenten besteht, welches sich dieser in Form einer Zusatzprämie abgelten lässt) und können (bei fallenden, gleichbleibenden bzw. nur leicht steigenden Zinsen) eine völlig unnötige Investition darstellen.
Ob es nun intelligent war, einen Zinscap zu erwerben und damit Risikominimierung bezüglich steigender Zinsen zu betreiben, weist sich nämlich immer erst später - und die langfristige Zukunft der Finanzmärkte ist dieser Tage unklarer denn je. Geht man z.B. persönlich von einer Hyperinflation aus, so würde hier ein Zinscap (aufgrund des zu erwartenden Kollaps des Finanzsystems) wohl auch nicht viel bringen.
Die Entscheidung über den Kauf oder Nichtkauf eines Zinscaps ist demnach eine ziemliche Bauchentscheidung - man könnte sich aber (soweit es nicht ohnehin eine vereinbarte Zinsobergrenze wie z.B. beim Bauspardarlehen gibt) die Kreditzinsabrechnung via Zinscaps durchaus ausrechnen lassen.
Die Geldmarie hat's gemacht und würde derzeit (trotz der extrem niedrigen Kreditzinsen) keinen Zinscap kaufen. Dies aufgrund der (eigenen) Einschätzung, dass die Kreditzinsen in Europa auch die nächsten Jahre noch sehr niedrig bleiben dürften. Möge es tatsächlich so sein;-)
Ad hoc-Meldung - Mai 2010