Aktien verkauft man idealerweise wenn alle Medien jubeln und die Kurse von Höchststand zu Höchststand eilen. Beim Kauf von Aktien liegt die Schwierigkeit darin, gut einschätzen zu können, ob die Talsohle schon erreicht wurde. Eine hohe Kunst.
Derzeit könnte wieder ein guter Termin zum Einstieg auf dem Aktienmarkt sein. Schon im Vorjahr gehörte den Mutigen die Welt: Wer in den Krisenmonaten Jänner bis März 2009 auf Einkaufstour ging und ein halbwegs gutes Händchen hatte, konnte in heimischen Titeln bis Herbst locker zwischen 50% und 100% Gewinn einfahren.
Seit Oktober 2009 ist nun eine längere Seitwärtsbewegung auf fast allen Märkten zu beobachten - auch Wien konnte sich der internationalen Verunsicherung nicht entziehen. Besonders in den letzten Wochen war sehr viel von Griechenland und den Euro die Rede - das wirkte sich natürlich auch auf die heimische Börse negativ aus.
Innerhalb weniger Tage riss es den ATX von fast 2.800 Punkten auf 2.300 Punkte hinunter. Nur kurz wurde auf 2.550 Punkte korrigiert - um dieser Tage schon wieder deutlich unter 2.400 zu fallen.
Einzig Investoren in Gold (soweit rechtzeitig gekauft wurde) hatten zuletzt große Freude - der Goldpreis (und auch die artverwandten Wertpapiere) stieg und stieg - um sich nun wieder etwas zu beruhigen.
Während die heimische Börse nun (auch heute - unter dem Eindruck der internationalen Börsen) wieder in Richtung Jahrestief tendiert, veröffentlichen die heimischen ATX-Unternehmen laufend ihre aktuellen Quartalsergebnisse. Und die sind fast ausnahmslos gut bis ausgezeichnet.
Natürlich hinkt der Vergleich mit dem Seuchenquartal 2009 ein wenig - im ersten Quartal 2009 stand fast jedes Unternehmen noch massiv unter dem Einfluss der Finanzkrise, die Quartalszahlen waren also im Vorjahr besonders schlecht.
Sieht man sich die "Zwischenzeiten" der ATX-Unternehmen aber genau an, fällt auf, dass die Ergebnisse von vielen Unternehmen schon wieder sehr eng bei den Rekordzahlen aus 2007 oder 2008 liegen. Fast alle Unternehmen haben die Finanzkrise zur Kostenreduktion genutzt (was leider häufig nur mit Personalabbau verbunden war) und stehen heuer schon wieder prächtig da.
Einige Beispiele: Andritz, BWIN, Erste Bank Group, Flughafen Wien, Mayr-Melnhof, Post, OMV, Vienna Insurance Group etc.
Der Kauf von Aktien ist natürlich immer mit hohen Risken verbunden - aber die genannten Unternehmen (und auch viele andere) versprechen für die nächsten Jahre durchaus solide Ergebnisse. Sieht man sich die letztjährigen Dividenden an, so sollten diese heuer zumeist gehalten (wenn nicht wieder ausgebaut) werden können.
Andererseits gibt es derzeit kaum interessante Veranlagungsangebote. Sparbücher, Festgelder, Termingelder & Co. erreichen laufend neue Tiefststände im Zinsniveau, die Verunsicherung im Anleihensegment ist groß (hier boomen derzeit nur die Unternehmensanleihen).
Das derzeitige Kursniveau in Wien (beim Schreiben dieser Zeilen 2.360 Punkte im ATX) scheint aufgrund der meisten Unternehmensdaten absolut ausbaufähig zu sein. Gute Nerven (und nicht dringend benötigtes Kapital) muss man als Aktionär ohnehin immer besitzen - vielleicht ist gerade jetzt wieder ein idealer Einstiegszeitpunkt.
Ad hoc-Meldung - Mai 2010