Auf fast 1 Mrd. US-$ beliefen sich bis gestern die Kosten rund um die (bisweilen nicht gelungene) Schließung des Öllecks nach der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Und dabei wird es mit Sicherheit nicht bleiben. Die Umweltschäden sind enorm und werden täglich größer - hohe Entschädigungszahlungen und Sanierungskosten sind zu erwarten.
Mehrere Versuche das Leck am Meeresgrund abzudichten sind bisweilen gescheitert - und die Ideallösung scheint noch immer nicht gefunden. Weiterhin treten rund 800.000 Liter Rohöl pro Tag aus - schon seit dem 22.4 ist der Golf von Mexiko einer enormen Umweltbelastung ausgesetzt.
Mittlerweile gerät BP immer stärker unter Druck: Neben Medien und Politik wird auch die Zivilgesellschaft immer ungeduldiger. Die Facebook-Gruppe "Boycott BP" hat schon nach wenigen Tagen über 275.000 Mitglieder - Tendenz stark steigend.
Die eingangs genannte Milliarde Dollar macht BP wohl weniger Kopfzerbrechen: Das Unternehmen konnte alleine im 1. Quartal 2010 einen Gewinn von 5,6 Mrd. Dollar einfahren und kann sich demnach noch die eine oder andere Milliarde an Entschädigungen bzw. Sanierungskosten leisten.
Wenn aber das Leck aber nicht schon sehr bald geschlossen wird, muss man jedenfalls mit zweistelligen Milliardenbeträgen rechnen. Dazu kommt (was für BP noch wesentlich gefährlicher ist) ein enormer Imageschaden.
Man nehme hier als Paradebeispiel das Unternehmen "Royal Dutch Shell": Die Menschenrechtsverletzungen in Nigeria (Debatte hält noch immer an) oder die Diskussionen um das Versenken der Ölplattform "Brent Spar" schaden dem Unternehmen nach wie vor - viele Autofahrer (auch in Österreich) tanken daher nicht bei Shell.
Hat BP im Abdichten des Bohrlochs nicht schon bald Erfolg, droht die Aussicht auf das Prädikat "Umweltsünder Nr. 1" - keine guten Aussichten für den Absatz an BP- oder Aral-Tankstellen (bzw. von Castrol-Motorölen)...
Die Aktien von BP ist seit dem Desaster im Golf von Mexiko von 7,50 Euro auf nunmehr knapp über 5 Euro eingebrochen - wenn sich nicht bald erste zählbare Erfolge einstellen ist weiteres Sinken vorprogrammiert und die europäische Nr. 1 auf dem Tankstellen- und Schmierölmarkt wird sich warm anziehen müssen. Da hilft dann auch keine Ölheizung mehr - BP könnte sogar zum Übernahmekanditaten werden (derzeit ist dies allerdings reine Spekulation).
Die (wohl berechtigte) Hauptkritik: Warum ist man auf ein solches Ereignis nicht ausreichend vorbereitet und pfuscht wochenlang herum?
Ad hoc-Meldung - Juni 2010